UnitedHealth taumelt – genau das macht die Aktie spannend

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Die Negativschlagzeilen reißen nicht ab: Ein Cyberangriff mit Milliardenkosten, ein Rücktritt auf Vorstandsebene, Rückstellungen, ein zurückgezogener Ausblick und obendrauf der Verdacht auf Abrechnungsbetrug bei Medicare. UnitedHealth steht unter Druck. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Die Probleme sind ernst, aber nicht struktureller Natur. Mit dem neuen CEO ist zudem ein erfahrener Krisenmanager am Ruder.

Was schiefläuft und warum es trotzdem keine Fundamentalkrise ist

Das größte Problem liegt derzeit im Versicherungsgeschäft, konkret bei Medicare Advantage. Hier hat UnitedHealth die medizinischen Kosten seiner Kunden zu niedrig eingeschätzt. Dies führt zu höheren Ausgaben, einer gesunkenen Marge und einer herben Korrektur der Gewinnprognose. So soll die operative Marge 2025 von rund 8 % auf 7,3 % sinken und der Gewinn pro Aktie um mehr als 20 %.

Auch juristisch wird es ungemütlich: Das „Wall Street Journal“ berichtet über eine mögliche Untersuchung des US-Justizministeriums wegen falscher Abrechnungen. Das Unternehmen dementiert, doch allein die Schlagzeile wiegt schwer – zumal knapp 40 % des Umsatzes aus dem Medicare-Geschäft stammen.

Trotz alledem bleibt die Basis solide: UnitedHealth ist Marktführer im Bereich Medicare Advantage, verfügt über jahrzehntelanges Wachstum durch Übernahmen und hat seine Ertragskraft über lange Zeit bewiesen. Auch der demografische Rückenwind durch die alternde Bevölkerung spricht langfristig für das Geschäftsmodell.

Der neue CEO bringt Erfahrung – und 350 Millionen US-Dollar Motivation

Ein Hoffnungsschimmer: Der Rücktritt von Andrew Witty bedeutet nicht das Ende einer Ära, sondern einen Neustart mit Altbekanntem. Mit Stephen Hemsley übernimmt ein Veteran, der den Konzern bereits von 2006 bis 2017 durch schwierige Zeiten geführt hat. Er bringt nicht nur Erfahrung mit, sondern auch ein gewaltiges Eigeninteresse. Seine Aktienpakete sind über 350 Millionen US-Dollar wert.

In seinen ersten Statements lässt er keinen Zweifel daran, dass er die Probleme nicht nur erkennt, sondern auch angehen will – mit „Demut, Strenge und Dringlichkeit“. Das klingt nicht nach bloßen Durchhalteparolen.

Fazit: UnitedHealth ist nicht kaputt – nur angeschlagen

UnitedHealth durchläuft derzeit die dritte große Krise seiner Unternehmensgeschichte. Die Struktur stimmt jedoch: ein oligopolistischer Markt, stabile demografische Trends und ein Vorstand, der sich auskennt. Ja, es gibt Risiken. Die kurzfristige Ertragskraft ist geschwächt und es bleibt juristische Unsicherheit. Wer jedoch langfristig denkt, bekommt hier womöglich eine seltene Gelegenheit.