Twilio-Aktie nach Zahlen abgestraft
Deutlich abverkauft wurde am Freitag die Twilio-Aktie. Obwohl die Erwartungen der Analysten übertroffen wurden, rauschten die Papiere des US-Technologieunternehmens deutlich um rund 20% in den Keller. Offenbar hatten sich die Anleger von der Prognose mehr erwartet.
Twilio – vom Nischenplayer zum Wachstumsstar
Twilio wurde im Jahr 2007 gegründet und hat seinen Hauptsitz in San Francisco. Geführt wird das Unternehmen vom Firmenmitgründer und Softwarespezialisten Jeff Lawson. Twilio bietet eine Cloud-basierte Kommunikationsplattform als Service an und ist damit im sogenannten Platform-as-a-Service Geschäft tätig. Mit seinen Softwarelösungen nimmt Twilio nicht Unternehmen direkt, sondern eher Softwareentwickler ins Visier.
Entwickler können mithilfe von Twilio und dessen Programmierschnittstelle Kommunikationsservices direkt in mobile Anwendungen (Apps) integrieren, ohne selbst umständlich einen solchen Service aufbauen zu müssen. Twilio ist damit praktisch das Rückgrat der Kommunikationsfunktion in vielen Apps, die Kunden letztendlich in die Lage versetzen, einfach und schnell über die App via Messaging in Kontakt mit dem Unternehmen (Kundenbetreuern etc.) zu treten.
Alle nutzen es und keiner weiß es
Twilio macht also z.B. einen Telefonanruf oder das Versenden einer SMS verfügbar als Software-Baustein in der Cloud. Doch dies sind nur die einfachsten Funktionalitäten, die Twilio so anbietet mit seiner Kommunikations-Plattform. Mittlerweile sind im Twilio-Produktportfolio viele weitere Kommunikationskanäle auch für Video-, Chat,- oder Social Media verfügbar. Auch wenn sich die wenigsten von Ihnen wahrscheinlich der Tatsache bewusst sind, sie haben wahrscheinlich schon alle einmal die Technologie von Twilio genutzt.
Wer seinem Uber-Fahrer eine Nachricht schreibt, bei seinem Airbnb-Host nach der Adresse fragt oder bei DriveNow eine SMS mit dem Standort seines gemieteten Autos bekommt, der nutzt heute schon, ohne es zu wissen, die Technologie von Twilio.
Zu den Twilio-Kunden gehören unter anderem WhatsApp als auch der Uber, PayPal, Airbnb, Netflix, die ING Bank und viele mehr.
Twilio mit hohem Wachstum in der Vergangenheit
Mit seinen Produkten hilft Twilio den Firmenkunden ihre Geschäftsprozesse zu erleichtern. Der Erfolg schlägt sich in einer starken Geschäftsentwicklung nieder. Seit 2013 schossen die Umsätze von 49,9 Millionen Dollar auf 4,58 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr 2024 in die Höhe.
Zweistelliges Plus im zweiten Quartal
Zuletzt konnte die Wachstumsdynamik positiv überraschen. Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2025 kletterten die Umsätze um 13,9% in die Höhe. Entsprechend sind 1,23 Milliarden Dollar an Umsatz durch die Bücher gegangen. Damit wurden die Prognosen der Wallstreet-Banker um 40 Millionen Dollar geschlagen. Unter dem Strich stand ein bereinigter Gewinn von 1,19 Dollar in den Büchern des Konzerns – das lag 14 Cent über den Erwartungen. Twilio steigerte auch die Zahl seiner aktiven Kundenkonten im Jahresvergleich von 316.000 im Juni 2024 auf 349.000 im Juni 2025.
Prognose reicht Anlegern nicht
Für das laufende Quartal erwartet Twilio einen Umsatz zwischen 1,25 und 1,26 Milliarden Dollar, was deutlich über der Schätzung von 1,22 Milliarden Dollar liegt. Allerdings hatten die Anleger beim Gewinn mehr erwartet. Statt 1,14 Dollar je Aktie hat das Twillio-Management „nur“ zwischen 1,01 und 1,06 Dollar in Aussicht gestellt. Die Gesamtjahresziele wurden beim Gewinn hingegen bekräftigt.- das Free Cash Flow-Ziel sogar um 25 Millionen Dollar angehoben.
Ob es sich beim aktuellen Rücksetzer um vorübergehende Gewinnmitnahmen oder eine längere Korrekturphase handelt, wird sich erst noch zeigen. Bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23 für das nächste Geschäftsjahr scheint die Aktie derzeit moderat bewertet.