Trump vs. Elektroautos: Das müssen Sie jetzt wissen

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Erst im Frühjahr hatte US-Präsident Joe Biden neue Bundesvorschiften auf den Weg gebracht – die nun jedoch wieder auf der Kippe stehen. Wie Sie bestimmt schon ahnen, geht es dabei um den künftigen Präsidenten Donald Trump.

Biden-Regierung hatte De-facto-Ziele für Elektroautos eingeführt

Aber der Reihe nach: Die von Biden unterstützten Vorschriften zielen darauf ab, dass Fahrzeuge kraftstoffsparender werden sollen. Konkret schreibt die Regelung bestimmte Schafstoffnormen für die Fahrzeugflotten von Autobauern vor. Um diese zu erreichen, müssten die Hersteller den Anteil klassischer Verbrennerfahrzeuge reduzieren und gleichzeitig mehr Elektroautos produzieren. Die Vorschriften dienen also dazu, die Elektromobilität in den USA indirekt anzukurbeln, ohne konkrete und verpflichtende Produktionsziele aufzuerlegen.

Die Biden-Administration hatte die Maßnahme als Kompromiss mit der Autobranche dargestellt, da diese dadurch weiterhin einen gewissen Spielraum habe, um verschiedene Technologien zu forcieren. De facto bedeuten die Vorschriften laut Branchenkennern aber, dass Elektroautos bei den US-Herstellern bis 2032 etwa 35 % von deren Produktion ausmachen müssten.

Trump will gegen Kraftstoffquoten vorgehen

Donald Trump jedoch sieht in den neuen Vorgaben ein schwerwiegendes Hindernis für die Industrie. Kein Wunder also, dass die künftige Regierung die Regularien offenbar abschwächen will. Darüber berichtete zuerst die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insiderquellen.

Demnach wird Trump die beiden Behörden EPA (Umweltbehörde) und NHTSA (Verkehrsbehörde) nach seinem Amtsantritt im Januar anweisen, die von Biden etablierten Vorschriften zu überprüfen. In der Folge dürften die Behörden die Kraftstoff-Auflagen für die Autoindustrie zumindest lockern.

Dafür spricht, dass Trump den republikanischen Kongressabgeordneten Lee Zeldin als Leiter der EPA vorschlagen will. Zeldin gilt als enger Verbündeter Trumps und hatte sich im Wahlkampf mehrfach gegen Elektroautos positioniert. Die Position des EPA-Chefs wird traditionell vom Senat bestimmt. Mit Blick auf die dortige Mehrheit der Republikaner dürfte eine Ernennung Zeldins Formsache sein. Unter dem neuen Leiter wird die Behörde wohl etliche Umweltregularien verwerfen.

Steuergutschriften für E-Autos auf der Kippe: Tesla im Fokus

Doch damit nicht genug: Trump will auch die Steuergutschriften für den Kauf von Elektroautos abschaffen. Derzeit kommen für Elektroautos unter bestimmten Voraussetzungen Steuergutschriften von jeweils bis zu 7.500 US-Dollar infrage. Diese Subventionen sind Teil des Inflation Reduction Act (IRA) und sollen Anreize rund um E-Autos schaffen.

Interessant ist, dass sich auch Tesla-Chef und Trump-Unterstützer Elon Musk im Wahlkampf gegen die Steuergutschriften ausgesprochen hatte, deren Konditionen seiner Meinung nach viel zu kompliziert seien. Tatsächlich erwarten Branchenkenner, dass Tesla unter einem Ende der Steuergutschriften weit weniger leiden würde, als zunächst offensichtlich sei.

Denn: Tesla ist im Unterschied zur klassischen Konkurrenz mit seinen E-Autos längst profitabel. Das Unternehmen kann seine Stromer somit auch ohne die Subventionen wohl gewinnbringend verkaufen – im Unterschied zu Traditionskonzernen wie General Motors oder Ford. Heißt: Ein Wegfall der Steuergutschriften könnte die Elektro-Bemühungen der Wettbewerber torpedieren und Tesla jede Menge Marktanteile sichern. Der Konzern würde damit seine ohnehin weitreichende Marktführerschaft im US-Elektro-Segment weiter ausbauen, was dem Unternehmen auch lukrative Preisdominanz verschaffen könnte.

Da verwundert es kaum, dass die Tesla-Aktie nach der Trump-Wahl massiv nach oben rauschte (Stand: US-Schlusskurs vom 19.11.2024):

Quelle: www.aktienscreener.com

Bezüglich der Kraftstoffquoten dürfte der Trump-Verbündete hingegen durchaus Einbußen hinnehmen müssen. Zwar ist Tesla als reiner Elektroautobauer nicht von diesen Maßnahmen betroffen. Der Konzern verkauft aber Emissionsgutschriften an andere Autobauer, die an Wert verlieren könnten, sollten die staatlichen Vorgaben gedrosselt und die Elektromobilität als Ganzes an Bedeutung verlieren.

Wird die Deregulierung ausgebremst?

Abzuwarten bleibt nun, wie schnell die von Trump forcierte Deregulierung der US-Autobranche vonstattengehen könnte. Bereits während seiner ersten Amtszeit hatte der Politiker eine Überprüfung der Regeln gefordert. Es hat schließlich ganze drei Jahre gedauert, bis EPA und NHTSA die Vorschriften effektiv gelockert hatten.

Hinzu kommt, dass vor allem die EPA nach Trumps jüngstem Wahlsieg personal ausgedünnt werden dürfte. So will nicht nur der wohl kommende Behördenleiter Zeldin Mitarbeiter entlassen, um Kosten zu sparen. Auch viele Beschäftigte selbst haben laut US-Medienberichten inzwischen durchscheinen lassen, die Trump-Politik nicht zu unterstützen und bei der Behörde zu kündigen. Die EPA könnte also erst einmal ausgebremst werden, was eine mögliche Deregulierung verzögern könnte.

Verschärft sich die Lithium-Krise?

Wichtig ist Trumps politische Agenda freilich auch für den Rohstoff-Sektor. Gerade die Perspektive der Batteriemetalle wie Lithium hängt unter anderem an der Elektromobilität in den USA. Würde die Transformation durch den Wegfall staatlicher Unterstützung langsamer vonstattengehen, könnte sich das durchaus negativ auf die Nachfrage auswirken. Für die ohnehin kriselnde Lithium-Branche, die unter niedrigen Marktpreisen leidet, wäre das ein weiteres Problem.

Auf der anderen Seite sind die USA nur ein Markt unter vielen. Zudem wäre die Elektromobilität auch in den Vereinigten Staaten damit längst nicht am Ende. Die Stromer müssten sich dann eben ohne staatliche Hilfe gegen die Verbrenner durchsetzen – zugegeben kein einfaches, aber durchaus ein mögliches Unterfangen. Meiner Meinung nach würde Trumps Politik die Elektromobilität in den USA also verzögern, jedoch nicht gänzlich zu Grabe tragen.

Neues Wachstumspotenzial für Big Oil

Profitieren würde von der Deregulierung in erster Linie die fossile Branche. Die Nachfrage nach Öl und insbesondere nach konventionellen Treibstoffen dürfte somit länger auf hohem Niveau bleiben. Für Big Oil (z.B. Exxon Mobil und Chevron) bzw. dessen Zulieferer (z.B. Cactus) wäre das eine erfreuliche Entwicklung.

Inwieweit die klassische US-Autobranche profitieren würde, bliebe indes abzuwarten. Auf der einen Seite würde eine Umwelt-Deregulierung die Nachfrage nach Verbrennerautos unterstützen, mit denen die Unternehmen unterm Strich viel Geld verdienen. Auf der anderen Seite würden deren Elektro-Engagements erheblich unter Druck geraten, was angesichts der bereits getätigten Milliardeninvestitionen in Forschung und Entwicklung längerfristig eine bittere Pille wäre.

Die Börse jedenfalls hat Aktien wie General Motors nach der Trump-Wahl zunächst nach oben geschickt, wenngleich die Titel ziemlich schnell wieder einen Teil dieser Gewinne abgeben mussten.