TotalEnergies-Aktie: Mega-Wasserstoffprojekt in Chile

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In den letzten Monaten schien es so, dass die großen Ölkonzerne ihre transformativen Engagements zugunsten der fossilen Energieträger wieder an den Nagel hängen würden. Tatsächlich schraubt Big Oil Investitionen in Erdöl und Erdgas derzeit nach oben – etwa BP und Shell, aber auch die amerikanischen Branchenvertreter Exxon und Chevron.

Trotzdem: Die eigentlich so wichtige Transformation ist nicht gänzlich abgeblasen, wie TotalEnergies zeigt. Der französische Ölmulti stand zuletzt im Mittelpunkt mehrerer Meldungen bezüglich ambitionierter Projekte im Bereich des grünen Wasserstoffs. Das neuste Beispiel: Chile.

TotalEnergies: Milliardeninvestition in grünen Wasserstoff in Chile

Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Total einen Antrag für eine Umweltgenehmigung in dem südamerikanischen Land gestellt hat. Das dahinterstehende Projekt soll ein Volumen von gigantischen 16 Milliarden Dollar aufweisen und neben dem grünen Wasserstoff auch Ammoniak umfassen.

Geleitet wird das Vorhaben von der chilenischen Total-Tochter TEC H2 MAG. Die Inbetriebnahme ist für 2030 vorgesehen. Das Projekt ist ein Paradebeispiel, wie grüner Wasserstoff künftig zu einem funktionierenden Wirtschafts- und Handelsgut avancieren kann.

Total forciert einen großen Windpark, sieben Elektrolysenanlagen, eine Entsalzungsanlage, eine Ammoniakproduktionsanlage sowie Hafeninfrastruktur zur Unterstützung des maritimen Exports. Damit wird das Projekt eine umfangreiche Wertschöpfungskette bieten und gilt als eines der ambitioniertesten seiner Art weltweit.

Chile als Eldorado für die Windkraft

Ausgangspunkt des Ganzen ist der geplante Windpark. Mit diesem wird Total große Mengen an Ökostrom produzieren können. Der Clou: Das Projekt soll sich im Süden Chiles befinden, wo in der Regel ein sehr starker Wind weht. Damit sind die Bedingungen perfekt für die Windverstromung.

Hinzu kommt, dass Chile jede Menge freien Platz bietet – im Unterschied etwa zu manch europäischen Ländern. In der Folge gibt es dort in der Regel wesentlich weniger Widerstand vonseiten der Bürger gegen Windkraftprojekte.

Wasser-Elektrolyse im großen Stil

Der Ökostrom jedenfalls ist der Motor für die sieben Wasser-Elektrolyseanlagen. In diesen wird Wasser per elektrischem Strom in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Der entstehende Wasserstoff erhält dann das Prädikat „grün“, da keine fossile Energiequelle für dessen Erzeugung eingesetzt wurde.

Bevor das Wasser jedoch in den Elektrolyseur gegeben werden kann, muss es gereinigt werden. Hierfür wird Total eine Entsalzungsanlage bauen, um z.B. Meerwasser fit für die Aufspaltung zu machen. Auch das ist ein ökologischer Aspekt.

Grüner Ammoniak: Das steckt dahinter

Ist der grüne Wasserstoff nun produziert, kann er in einer speziellen Anlage zusammen mit Stickstoff zu Ammoniak umgewandelt werden. Ammoniak fungiert hier ebenfalls als nachhaltiger Energieträger.

Der Vorteil ist, dass dieser Stoff einfacher und günstiger zu transportieren ist als reiner Wasserstoff. Grüner Ammoniak kann später wieder in grünen Wasserstoff aufgespalten oder auch direkt genutzt werden – etwa als emissionsarmer Treibstoff, in stationären Kraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung oder als Basis für Düngemittel.

Wie auch beim Wasserstoff gilt: Grüner Ammoniak ermöglicht letztendlich die Integration von Ökostrom in bestimmte landwirtschaftliche und industrielle Prozesse, ohne dass diese elektrifiziert werden müssen. Grüner Wasserstoff etwa soll vor allem die Stahlproduktion dekarbonisieren, aber auch die Schifffahrt. Gleichzeitig kann der Energieträger überschüssigen Strom aus Wind- und Solaranlagen speichern und bei Bedarf wieder in elektrische Energie umgewandelt werden.

Chile will die Welt mit grünem Wasserstoff beliefern

Apropos Transport: Dass sich Total an einer Hafeninfrastruktur in Chile beteiligen will, unterstreicht das enorme Potenzial des Landes als Lieferant nachhaltiger Energieträger. Chile will bis 2040 einer der drei größten Exporteure von grünem Wasserstoff bzw. grünem Ammoniak sein.

Allein in der südlichen Region Magallanes, die wie erwähnt enormes Potenzial für die Windkraft bietet, soll perspektivisch 13 % des weltweiten Bedarfs an grünem Wasserstoff produziert werden.

Hierfür bräuchte man eine Windkraft-Kapazität von gigantischen 126 Gigawatt. Das wären je nach Einzelleistung 30.000 bis 40.000 Turbinen. Angesichts der enormen und vor allem konstant starken Windbedingungen könnten diese wesentlich mehr ausgelastet werden als zum Beispiel in Deutschland – wodurch die Kosten deutlich niedriger sind. Hinzu kommen die ohnehin günstigeren Projekt-, Personal- und Materialkosten in Chile. Der dort produzierte grüne Wasserstoff wird somit signifikant günstiger sein als der in Deutschland produzierte.

Selbst nach Abzug der Transportkosten dürfte Chiles Wasserstoff in Europa perspektivisch sehr konkurrenzfähig sein, weshalb europäische Unternehmen und Staaten längst hohe Investitionen in das südamerikanische Land forcieren. Dass nun auch Total mit einem gigantischen Milliardenprojekt an Bord ist, untermauert diese ambitionierte Hinwendung.

Mein Fazit für Sie

Auch wenn der grüne Wasserstoff in den letzten Jahren wegen der makroökonomisch schwierigen Bedingungen gerade in Europa wieder ins Hintertreffen geriet, ist das grundlegende Potenzial des Energieträgers nach wie vor intakt. Die Dekarbonisierung ganzer Industriezweige ist ohne den grünen Wasserstoff kaum vorstellbar.

Trotz der gleichzeitig umfangreichen Öl- und Gas-Engagements ist TotalEnergies hier meiner Meinung nach einer der Vorreiter. Der Konzern verschafft sich damit jede Menge Zukunftspotenzial, was auch der Aktie langfristig zugutekommen könnte. Gerade das Projekt in Chile könnte den Franzosen über Jahrzehnte hinweg einen starken Cashflow einbringen.

Aber nicht nur das: Total setzt auch in Europa verstärkt auf grünen Wasserstoff, hier aber vor allem als Abnehmer. So will der Konzern den nachhaltigen Energieträger von den Großkonzernen RWE und Air Liquide beziehen, um seine Ölraffinieren klimaschonender zu machen. In Marokko wiederum planen die Franzosen – ähnlich wie in Chile – eine Wasserstoff-Produktionskette.

Für Sie als Anleger wichtig: Diese Projekte stärken nicht nur die langfristige Perspektive der Total-Aktie, sondern stellen auch ein wichtiges Positivsignal dar – vor allem bezüglich der kleineren, spezialisierten Wasserstoff-Aktien.

Dass ein Mega-Konzern wie Total Milliarden in den Sektor investiert, ist ein beachtlicher Vertrauensbeweis in die Zukunftsfähigkeit des Energieträgers, woraufhin auch andere Investoren ihre Zurückhaltung aufgeben könnten.

Ein bisschen mehr Optimismus jedenfalls würde den immer noch kriselnden Wasserstoff-Aktien meiner Meinung nach nicht schaden.