Thyssenkrupp –Aufschwung wieder vorbei

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Nach einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2021/2022 geht ThyssenKrupp wieder schwereren Zeiten entgegen. Rückläufige Stahlpreise und die schwächere Konjunktur belasten. Die Aktie verändert sich momentan nur wenig.

Starker Gewinnanstieg im abgelaufenen Geschäftsjahr

Der Essener Stahl- und Maschinenbaukonzern zählt zu den Unternehmen mit einem vom Kalenderjahr abweichenden Geschäftsjahr und hat die Bücher bereits am 30. September geschlossen. Sowohl beim Umsatz als auch beim Auftragseingang konnte ThyssenKrupp in den zwölf Monaten zuvor kräftig zulegen. Und der Jahresüberschuss drehte nach einem kleinen Minus im Jahr zuvor kräftig ins Plus.

2021/2022 erreichte der Umsatz mit 41,1 Milliarden Euro ein Plus von 21 % und der Auftragseingang mit 44,3 Milliarden Euro einen Zuwachs um 12 %. Beides war merklich höher, als es Analysten kalkuliert hatten. Treiber der Expansion waren vor allem höhere Preise für Stahl und andere Produkte. Das schlug sich in kräftig steigenden Gewinnen nieder.

Das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) kletterte auf 2,06 Milliarden Euro –  ein Plus von 160 %. Mehr als die Hälfte des EBIT entfiel auf den europäischen Stahlbereich mit 1,2  Milliarden Euro. Das ist zehnmal so viel als die 116 Millionen Euro im Jahr zuvor.

Analystenschätzungen deutlich übertroffen

Unter dem Strich, also  beim Jahresüberschuss, sieht es konzernweit noch besser aus als beim operativen Gewinn: Aus einem Verlust von 25 Millionen Euro 2020/2021 wurde ein Gewinn von 1,22 Milliarden Euro. Und das, obwohl der Konzern 500 Millionen Wertberichtigungen im Zusammenhang mit den gestiegenen Zinsen vorgenommen hat. Das Ergebnis je Aktie schnellte entsprechen von minus 18 Cents auf plus 1,82 Euro nach oben. Das liegt weit über den Prognosen der Analysten, die im Durchschnitt lediglich mit 1,53 Euro gerechnet hatten.

Der starke Anstieg des Gewinns je Aktie ist auch der guten Ertragsentwicklung im Schlussquartal zu verdanken. Thyssenkrupp verdiente mit 63 Cents je Aktie fast fünfmal so viel wie der Marktkonsens mit knapp 13 Cents erwartet hatte. Auch die Restrukturierungsmaßnahmen, die den Abbau von knapp 10 000 Arbeitsplätzen eingeschlossen hat, trugen zu dem Gewinnsprung bei. Angesichts des hohen Ergebnisses je Aktie fällt es Thyssenkrupp leicht, die Dividendenzahlung nach drei Nullrunden wieder aufzunehmen. Die Aktionäre sollen 15 Cents je Aktie bekommen.

Für das laufende Geschäftsjahr 2022/2023 ist der Vorstand deutlich pessimistischer, sieht sich aber besser aufgestellt als in den letzten Jahren. Dazu hat der Verkauf von Randbereichen beigetragen, der frisches Geld in die Kassen gespült hat. In diesem Fiskaljahr soll zudem die Tochter Nucera, die im zukunftsträchtigen Wasserstoffgeschäft eine starke Stellung einnimmt, an die Börse gebracht werden. Thyssenkrupp hatte das zwar schon im Frühjahr dieses Jahres vor, aber den Börsengang wegen der schlechten Stimmung am Aktienmarkt abgeblasen.

Schlussquartal zeigt deutliche Eintrübung

Einen Vorgeschmack auf schlechtere Zeiten hat das vierte Quartal von 2021/202 gebracht, als die Gewinne zwar deutlich kletterten, das Umsatzwachstum aber abflachte und die Auftragseingänge zurückgingen. Für 2022/2023 insgesamt rechnet Thyssenkrupp mit einem deutlichen Minus beim Umsatz, hervorgerufen vor allem durch die „Normalisierung“ der Preise für Stahl und andere Materialien.

Aus dem gleichen Grund geht das Management beim bereinigten operativen Gewinn (EBIT) von einem markanten Rückgang von 2,1 Milliarden auf einen „mittleren bis hohen dreistelligen Millionenbereich“ aus. Die Thyssenkrupp-Aktie legte nach den Zahlen zunächst deutlich zu, verlor aber die Anfangsgewinne wieder und notierte im späten Vormittagshandel mit Kursen um 5,55 Euro knapp auf Vortagsniveau. Vor einem Jahr hatte die Aktie mit über 11 Euro noch doppelt so viel gekostet.