Telecom Italia verkauft Festnetz für 18,8 Mrd. USD an KKR

Inhaltsverzeichnis

Nach langem Hin und Her scheint jetzt ein Mega-Deal in trockenen Tüchern zu sein. Der ehemalige italienische Telefonmonopolist Telecom Italia S.p.A. (TIM) verkauft sein Festnetz-Geschäft an den US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR).

Am vergangenen Sonntag hat der Verwaltungsrat der hoch verschuldeten TIM bekannt gegeben, dass er das verbindliche Angebot über den Verkauf der italienischen Festnetzsparte, das am 16. Oktober von KKR eingereicht wurde, angenommen hat.

Deal bewertet Festnetzsparte mit 18,8 Mrd. Euro

Konkret übernimmt KKR die TIM-Tochter NetCo, in der die Telecom Italia ihr italienisches Festnetz-Geschäft gebündelt hat. Das verbindliche KKR-Angebot bewertet NetCo mit einem Unternehmenswert von 18,8 Mrd. Euro.

Eventuell kann sich der Kaufpreis jedoch noch auf bis zu 22 Mrd. Euro erhöhen. Dies ist u.a. davon abhängig, welchen Teil seiner Schulden TIM auf NetCo übertragen wird. Damit ist Italien das erste große europäische Land, das sein Telefonfestnetz an einen Investor verkauft.

Allerdings will der italienische Staat auch zukünftig ein Mitspracherecht behalten. Er will im Rahmen des Deals eine 20%ige Minderheitsbeteiligung an NetCo erwerben.

Großaktionär Vivendi kritisiert Entscheidung des Verwaltungsrats

Der französische Medienkonzern Vivendi SA, der 23,75% der TIM-Anteile hält, hat postwendend auf die Verkaufsentscheidung reagiert. In einer Pressemitteilung vom 05.11.2023 kritisierte Vivendi die Entscheidung des TIM-Verwaltungsrats scharf.

Die Franzosen fühlen sich als Großaktionär übergangen und fordern eine Abstimmung der Aktionäre zur Übernahmeentscheidung ein. Vivendi werde „alle ihm zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel einsetzen, um diese Entscheidung anzufechten und ihre Rechte und die aller Aktionäre zu schützen“, so das Unternehmen in seiner Mitteilung.

Telekom Italia muss Schulden abbauen

Warum TIM sich von seiner Festnetzsparte trennen will, liegt auf der Hand. Das italienische Telekommunikationsunternehmen ist hoch verschuldet. Konkret beträgt die Schuldenlast etwa 26 Mrd. Euro. Von den Einnahmen, die das Unternehmen durch den Verkauf seiner Festnetzsparte erzielt, will TIM rund 14 Mrd. Euro zum Abbau der Finanzschulden nutzen.

Außerdem kann das Unternehmen durch den Verkauf der Festnetzsparte seine Belegschaft von aktuell etwa 40.000 Beschäftigten halbieren. Darüber hinaus plant TIM, sich künftig auf das Dienstleistungsgeschäft zu konzentrieren.

So reagierte die Börse

Nachdem die Zustimmung des TIM-Vorstands zum Verkauf der Festnetzsparte an KKR am Sonntag bekannt gegeben wurde, hat der Kurs der TIM-Aktie am Montag zunächst 4,4% höher eröffnet. Im Tagesverlauf verlor er jedoch wieder an Boden und lag bei Börsenschluss der Mailänder Börse sogar mit 3,4% im Minus.

Zunächst hat die Nachricht, dass der Verkauf der Festnetzsparte der Telecom Italia an KKR vom Vorstand genehmigt worden war, den Kurs der Aktie kurzfristig nach oben getrieben. Im Laufe des Tages kamen aber verstärkt Zweifel auf, ob der Deal wirklich ohne die Zustimmung der Aktionäre realisiert werden kann.

So soll es weiter gehen

Der TIM-Verwaltungsrat beauftragte den TIM-CEO Pietro Labriola damit, die verbindlichen Übernahmeverträge zu erstellen und zu unterzeichnen. Der Verwaltungsrat der Telecom Italia geht davon aus, dass die Transaktion nach Erfüllung der üblichen Bedingungen bis zum Sommer 2024 umgesetzt werden kann.

Allerdings bestehen hier berechtigte Zweifel. Die entscheidende Frage wird sein, inwiefern TIM den Deal ohne Zustimmung der TIM-Aktionäre über die Bühne bringen durfte.

Letztendlich werden dies wohl die Gerichte entscheiden müssen. Schließlich hat Vivendi ja bereits angekündigt, alle rechtlichen Mittel einzusetzen, um die Entscheidung des TIM-Verwaltungsrates überprüfen zu lassen.