Tapestry trotzt der Krise: Luxus mit klarer Strategie
Vielleicht fragen Sie sich auch: Lohnt sich der Einstieg in Luxusaktien überhaupt noch? Nach Jahren des Booms scheint die Luft raus – zumindest auf den ersten Blick. Doch nicht alle Luxusmarken verlieren. Wer genauer hinschaut, entdeckt Unternehmen, die vom aktuellen Umbruch sogar profitieren können.
Die Luxusbranche erlebt derzeit eine Phase der Ernüchterung. Im Jahr 2024 schrumpfte der Markt für persönliche Luxusgüter um 2% – der erste Rückgang seit über 15 Jahren, die Corona-Zeit einmal ausgeklammert. Rund 50 Mio. Kunden sind in den letzten zwei Jahren als Käufer verloren gegangen. Gleichzeitig konzentrieren sich die Ausgaben zunehmend auf eine schmale Spitzengruppe. Besonders die Generation Z stellt dabei alte Regeln infrage: Sie fordert mehr Individualität, vergleicht Preise kritischer und hinterfragt das traditionelle Luxusverständnis.
Wachstumspause oder Wendepunkt?
Bis 2023 konnten die meisten Luxusmarken noch wachsende Umsätze vorweisen – 2024 gelang das nur noch etwa einem Drittel der Anbieter. Zusätzlich belasten geopolitische Unsicherheiten wie der Konflikt zwischen den USA und China sowie neue Handelsbarrieren die Stimmung. Zwar wurden die angedrohten US-Zölle auf Produkte aus der EU und der Schweiz zuletzt ausgesetzt, doch das Umfeld bleibt angespannt. Entsprechend verhalten zeigen sich die Prognosen für 2025: Viele Analysten rechnen mit einem weiteren Umsatzrückgang von 2 bis 5%.
Dabei sind manche Probleme auch hausgemacht. Marken wie Prada oder Gucci haben die Preisspirale überdreht – und das bei nachlassender Kreativität. Laut HSBC liegen die Preise für Luxusgüter mittlerweile 54% über dem Niveau von 2019. Die Folge: Käufer wenden sich ab. Der Luxus verliert an Faszination.
Luxus bleibt gefragt – aber nicht um jeden Preis
Trotz aller Gegenwinde steht die Branche nicht vor einem Strukturbruch. Seit 2019 ist der Markt für persönliche Luxusgüter um rund 30% gewachsen. Und der Blick nach vorn zeigt: Die UBS erwartet, dass die Zahl der Millionäre weltweit bis 2027 um 40% auf 86 Mio. steigen wird. Das sichert langfristig eine breite Nachfragebasis.
Wer in diesem Markt künftig erfolgreich sein will, muss jedoch mehr bieten als nur einen bekannten Namen oder einen hohen Preis. Differenzierung, Exklusivität und operative Exzellenz werden zu entscheidenden Erfolgsfaktoren. Besonders Tapestry sticht hier aktuell hervor. Der US-Konzern hat Ende Mai seine Zahlen für das dritte Geschäftsquartal veröffentlicht – sie beziehen sich auf den Zeitraum bis zum 29. März 2025 – und überzeugt mit einer klaren Strategie und stabiler Nachfrage.
Tapestry: Qualität statt Masse
Vor allem die Marke Coach entwickelte sich erfreulich. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 13 %, was zu einem konzernweiten Plus von 7% führte. Besonders bemerkenswert: Coach zeigte sich preissetzungsstark. Trotz zweistelliger Preiserhöhungen blieb die Nachfrage stabil. Das schlägt sich in den Margen nieder: Die Bruttomarge lag bei 76,1 %, die operative Marge verbesserte sich von 13,8 auf 17,5%. Coach allein erzielte sogar eine operative Marge von 32% – ein sehr guter Wert im Branchenvergleich.
Zwei andere Marken im Portfolio – Kate Spade und Stuart Weitzman – laufen derzeit schwächer. Für Stuart Weitzman zeichnet sich allerdings eine Lösung ab: Die Marke soll im Sommer 2024 für 105 Mio. $ an das Unternehmen Caleres verkauft werden. Bei Kate Spade läuft eine umfassende Neuausrichtung, unter anderem mit klarerem Produktfokus und geringerer Rabattquote.
Tapestry hat die Jahresprognose zuletzt angehoben. Erwartet wird ein Umsatzwachstum von 4%, ein Gewinn je Aktie von 5 $, sowie ein Free Cashflow von rund 1,3 Mrd. $. Zusätzlich plant das Unternehmen, über Aktienrückkäufe mehr als 2 Mrd. $ an die Anteilseigner zurückzugeben. Der Konzern ist profitabel, international gut aufgestellt und gewinnt auch in jüngeren Zielgruppen zunehmend an Bedeutung.
Fazit: Luxus wird selektiver – und genau das schafft Chancen
Die Luxusbranche steht nicht vor dem Aus, sondern vor einem Strukturwandel. Für Sie als Anleger heißt das: Jetzt ist genaues Hinschauen gefragt. Marken mit klarem Profil, operativer Stärke und strategischem Fokus werden gestärkt aus dieser Phase hervorgehen.
Tapestry gehört zu den positiven Ausnahmen. Wenn Sie ein Unternehmen suchen, das auch in einem schwierigen Markt profitabel arbeitet, international gut positioniert ist und eine jüngere Zielgruppe erfolgreich anspricht, dann sollten Sie diese Aktie jetzt auf Ihre Watchlist setzen.