Tagesgeld: Trotz Niedrigzins sinnvoll

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Die Verzinsung auf Bankkonten ist derzeit kein Knaller mehr. Anfang Juni hat die EZB die Leitzinsen auf 2% gesenkt. Damit besteht für die Banken wenig Anreiz, für Tages- oder auch Festgeld noch attraktive Zinsen zu bieten.

Tatsächlich suchen Sie – abseits von nur kurz geltenden Neukunden-Angeboten um die 3% herum – lange, bis Sie ein Angebot finden, dass die Inflation ausgleicht. Die Inflationsrate lag laut statistischem Bundesamt im Monat Mai 2025 bei 2,1%.

Was also tun? So sehr ich Aktien-Investments befürworte: Es wäre grundfalsch, alle vorhandenen Barreserven jetzt vom Giro- und Tagesgeldkonto abzuziehen und sie in Aktien zu stecken. Denn aus mindestens zwei Gründen ist es wichtig, auch als leidenschaftlicher Börsianer einen ausreichenden Puffer an schnell verfügbarem Geld zu haben.

Grund 1: als Notgroschen für Unvorhergesehenes

3 bis 6 Monatseinkünfte sollten Sie auf ein Tagesgeldkonto legen, um für unvorhergesehene Notfälle gewappnet zu sein. Etwa wenn Ihr Auto plötzlich streikt, und Sie eine teure Reparatur zahlen müssen. Oder wenn das Dach abgedichtet oder die Waschmaschine ausgetauscht werden muss.

Es wäre ärgerlich, wenn Sie für solche unaufschiebbaren Ausgaben Aktien verkaufen müssten. Denn es ist durchaus denkbar, dass solche teuren Überraschungen genau dann kommen, wenn die Aktienkurse gerade auf Talfahrt gegangen sind. In solchen Phasen dann Titel verkaufen zu müssen, die eigentlich grundsolide und hochrentabel sind, wäre höchst ärgerlich.

Zwar sind Aktien erfreulicherweise eine sehr liquide, also fast jederzeit handelbare Anlageklasse. Es ist also stets möglich, sie zu Geld zu machen. Aber es gibt Zeiten, die für Verkäufe ausgesprochen ungünstig sind.

Grund 2: als Cashreserve für günstige Aktienkäufe

Den zweiten Grund hat die Börsen-Legende Warren Buffett des öfteren auf den Aktionärsversammlungen seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway angesprochen. Und zwar immer dann, wenn er kritisch gefragt wurde, warum Berkshire denn so hohe Cashreserven hält.

Seine Antwort lautete stets: Er wolle nichts Mittelmäßiges kaufen. Wenn aber einmal die einzigartige Chance komme, ein ganzes Aktienpaket oder eine umfassende Unternehmensbeteiligung zum wirklich günstigen Preis einzusammeln, dann wolle er dafür auch genug Geld auf der hohen Kante haben.

Auch wenn Sie als Privatanleger keine Milliarden verwalten wie Buffetts Beteiligungsgesellschaft, so gilt im Prinzip doch das Gleiche: Es ist durchaus ratsam, einen gewissen Geldbetrag sozusagen in Warteposition aufs Tagesgeldkonto zu legen oder auf dem Verrechnungskonto liegen zu lassen.

Dann steht er sofort bereit, wenn eine Aktie, die Sie vielleicht schon lange haben wollten, plötzlich – etwa aufgrund eines Börsencrashs – unschlagbar günstig ist. In einem solchen Fall wollen Sie nicht umständlich andere Wertpapiere liquidieren und sich überlegen, was Sie verkaufen, um die günstige Chance wahrzunehmen. Dann wollen Sie das nötige Geld sofort verwenden.

Buffett: Cashreserven sind nicht das Ziel – aber ein notwendiges Übel

Warren Buffett hat Cashreserven zeit seines Anlegerlebens nie als Ziel, sondern als notwendiges Übel betrachtet. Seiner Meinung nach ist es immer besser, Geld investiert zu haben, anstatt in bar verfügbar. Allerdings ist von ihm der folgende Spruch aus einer Hauptversammlung in den 1990er-Jahren überliefert:

„Wenn Sie in unserer Bilanz Bargeld in einer gewissen Höhe sehen, ist das ein Zeichen dafür, dass Charlie und ich zum betreffenden Zeitpunkt nichts Attraktives gefunden haben, zumindest nichts, was groß genug wäre. Es ist niemals unsere Taktik, hohe Cashreserven zu halten.“

Jetzt wissen Sie aber auch: Bevor Sie eine nur mäßig interessante Aktie kaufen, könnten Sie Buffetts Beispiel folgen und mit einem gewissen Bargeldpuffer auf eine Gelegenheit warten, die sich richtig lohnt.