Tabakwerte schlagen den Markt – welche Aktie überzeugt?
In den vergangenen Monaten zeigt die Branche eindrucksvoll Stärke: Der Dow Jones U.S. Tobacco legt auf Sicht von 6 Monaten knapp 15% zu, auf Sicht von 12 Monaten sogar über 35%.
Damit lassen Tabakwerte den Gesamtmarkt deutlich hinter sich – der Standard & Poor’s 500 (S&P 500) kommt im gleichen Zeitraum auf rund 20%. Für Sie besonders interessant: Die relative Stärke basiert nicht allein auf klassischen Zigaretten, sondern zunehmend auf rauchfreien Alternativen wie E-Zigaretten, Kautabak und Nikotinbeuteln.
Philip Morris mit starkem Halbjahr
Philip Morris International (PMI) steigert im 2. Quartal den Umsatz um 4,6% auf 23,4 Mrd. $, der Gewinn wächst überproportional um 26,3% auf 3 Mrd. $. Auf Halbjahressicht liegt das Gewinnplus bei 25,8% auf 5,7 Mrd. $. Das spiegelt vor allem die Preissetzungsmacht wider – und die Dynamik im Segment rauchfreier Produkte. Hier wächst PMI im 2. Quartal um 15,2%; inzwischen stammen 41% der Nettoerlöse (nach Tabaksteuer) aus diesem Bereich. Wachstumstreiber bleibt der Tabakerhitzer IQOS mit über 3 Mrd. $ Nettoerlösen allein im Quartal. Hinzu kommen steigende Beiträge durch E-Zigaretten (VEEV) und Nikotinbeutel (ZYN).
Auch im Zigarettengeschäft behauptet PMI seine starke Stellung, vor allem mit Marlboro. Für 2025 stellt das Management ein Gewinnwachstum von 13 bis 15% in Aussicht. Die Dividendenrendite liegt bei rund 3,1%.
BAT arbeitet am Comeback
British American Tobacco (BAT) will bis 2035 den Großteil des Geschäfts mit rauchfreien Produkten erwirtschaften. Ende Juni zählt das Unternehmen bereits 30,5 Mio. Kunden in diesem Segment – ein Plus von 1,4 Mio. seit Jahresbeginn. Im 1. Halbjahr steigt der Nettoumsatz nach Abzug der Tabaksteuer bei konstanten Währungen um 1,8%, während der bilanzierte Umsatz durch Währungseffekte um 6,1% zurückgeht. Der Gewinn liegt unverändert bei 4,5 Mrd. £. Positiv: Die Profitabilität der Sparte verbessert sich deutlich; der operative Beitrag der rauchfreien Produkte steigt um 38,6% auf 179 Mio. £. Besonders erfolgreich ist BAT mit dem Nikotinbeutel Velo Plus.
Für das 2. Halbjahr erwartet das Management eine deutliche Beschleunigung im Bereich rauchfreier Produkte. Anleger profitieren von einer attraktiven Dividendenrendite von rund 5,7%.
Altria mit Stärken und Schwächen
Altria sieht sich ebenfalls auf Kurs, die Transformation zu einem rauchfreien Unternehmen voranzutreiben. Im 2. Quartal sank der Umsatz infolge der rückläufigen Zigarettennachfrage um 1,7% auf 6,1 Mrd. $, nach Tabaksteuern blieb er mit 5,3 Mrd. $ jedoch stabil. Der Gewinnrückgang um 37,5% auf 2,4 Mrd. $ war auf den Wegfall eines Sondereffekts zurückzuführen. Auf vergleichbarer Basis steigerte Altria den Gewinn um 6,3%, der bereinigte Gewinn je Aktie legte sogar um 8,3% zu. Wachstum kam vor allem von den Nikotinbeuteln der Marke on!, während klassische Kautabakmarken wie Copenhagen und Skoal Marktanteile verloren.
Insgesamt trägt das rauchfreie Geschäft erst 12% zum Umsatz bei und bleibt damit hinter BAT und PMI zurück. Für Anleger interessant ist jedoch die hohe Ausschüttung: Mit einer Dividendenrendite von rund 5,9% und zusätzlichen Aktienrückkäufen zählt Altria zu den attraktivsten Dividendenzahlern der Branche.
Bewertung und Einordnung
Auch bei den Bewertungen ist die Neubewertung von Tabakwerten noch nicht abgeschlossen. Aktien von BAT werden – trotz eines Kurszuwachses von über 50% auf Jahressicht – nur mit dem 12-fachen des für 2025 geschätzten Gewinns gehandelt. Altria ist mit einem KGV von 13 ebenfalls günstig bewertet und bietet eine Spitzenrendite von 5,9%.
Die besten Kursaussichten sehe ich weiterhin bei Philip Morris, die operativ überdurchschnittlich wachsen; die Dividendenrendite ist hier mit 3,1% allerdings deutlich geringer. Zur Einordnung gehören aus meiner Sicht auch Risiken: mögliche Menthol-Verbote, höhere Verbrauchsteuern und Rechtsrisiken in den USA können die Neubewertung jederzeit dämpfen.
Mein Fazit für Sie
Für Dividenden-Anleger gehört PMI zu den stärkeren Werten: starkes Gewinnwachstum, führende Position bei rauchfreien Produkten und verlässliche Ausschüttungen. BAT und Altria punkten mit günstigeren Bewertungen und höheren laufenden Renditen.
Auf die Watchlist gehören alle drei – mit unterschiedlichem Profil: PMI für Wachstum und Qualität, BAT und Altria für Ertrag und Bewertungsfantasie. Als Dividenden-Anleger sollten Sie Chancen und Risiken sorgfältig abwägen und prüfen, welche Aktie am besten zu Ihren Zielen und Ihrer Risikobereitschaft passt.