Stahl-Riese Arcelor schielt auf Rohrhersteller Vallourec
Gestern zogen die Papiere des französischen Rohrhorssteller Vallourec deutlich um 8% an. Der Grund ist schnell gefunden: Der Stahlriese Arcelor sichert sich ein signifikantes Aktienpaket an dem Konzern. Vallourec ist ein weltweit führender Anbieter von hochwertigen Rohrprodukten für Energiemärkte und komplexe industrielle Anwendungen. Mit dem Deal will sich Arcelor auf dem Segment von Qualitätsrohren mit hoher Wertschöpfung verstärken.
Vallourec – der Rohrspezialist aus Frankreich
Vallourec SA ist ein führender Hersteller von nahtlosen Stahlrohren und -verbindungen für den Energie- und Maschinenbau. Mit Hauptsitz in Boulogne-Billancourt, Frankreich, ist das Unternehmen seit mehr als 125 Jahren in der Branche tätig und hat sich einen Namen als zuverlässiger Partner für anspruchsvolle Anwendungen gemacht.
Die Gründung von Vallourec reicht bis ins Jahr 1899 zurück. Das Unternehmen expandierte schnell und eröffnete weitere Werke in Frankreich und im Ausland. In den 1960er Jahren wurde Vallourec zu einem wichtigen Lieferanten für die Öl- und Gasindustrie und setzte sich durch eine kontinuierliche Innovation von der Konkurrenz ab.
Heute ist Vallourec in über 20 Ländern auf der Welt präsent und beschäftigt mehr als 19.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist in drei Hauptgeschäftsbereichen tätig: Exploration & Produktion (E&P), Energie und Industrie.
Im E&P-Bereich liefert Vallourec Rohre und Verbindungen für die Förderung von Öl und Gas. Der Bereich Energie beschäftigt sich mit Rohren und Komponenten für Kraftwerke und Erneuerbare Energien und im Industriebereich produziert Vallourec Rohre und Verbindungen für verschiedene Anwendungen in anderen Industriezweigen wie Automobil, Luft- und Raumfahrt und Bau.
Arcelor sichert sich großes Aktienpaket
Jetzt kauft sich der Stahlriese Arcelor bei Vallourec ein und bietet 955 Millionen Euro. Dafür erhält der Konzern 65,2 Millionen Aktien, was einer Beteiligung von 28,4% entspricht. Dabei zahlt Arcelor 14,64 Euro je Vallourec-Anteil. Verkäufer des Pakets ist die Beteiligungsgesellschaft Apollo Global Management. Die Apollo-Fonds wurden nach der finanziellen Umstrukturierung des Unternehmens im Jahr 2021 zum größten Eigenkapitalinvestor bei Vallourec. Der Abschluss der Transaktion steht unter dem Vorbehalt der behördlichen Genehmigungen und wird für die zweite Jahreshälfte erwartet.
Stärkung der Marktposition im Fokus
Mit der strategischen Beteiligung will Arcelor seine Präsenz auf dem Markt für Stahlrohre, die im Energie- und Industriesektor verwendet werden, stärken. Rund 85% der jährlichen Walzkapazität von Vallourec im Umfang von 2,2 Millionen Tonnen konzentrieren sich auf CO2-arme, integrierte Produktionszentren in den USA und Brasilien, die beide wichtige strategische Märkte für ArcelorMittal darstellen.
Während der Investition von Apollo durchlief Vallourec einen bedeutenden Wandel und startete im Mai 2022 den Plan „New Vallourec“, der das operative Design und die Fähigkeiten des Unternehmens neu gestaltete. Diese Transformation führte zu einem erheblichen Anstieg des bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA), das sich von 258 Millionen Euro im Jahr 2020 auf 1,19 Milliarden Euro im Jahr 2023 verbesserte. Damit erreicht Vallourec das beste Ergebnis seit fast 15 Jahren.
Keine Komplettübernahme in den nächsten 6 Monaten
Gleichzeitig betonte das Arcelor-Management, dass es keine Offerte für die gesamte Gesellschaft innerhalb der nächsten 6 Monate geben wird. Die Anleger scheinen ihre eigene Meinung zu haben. Der Vallourec-Kurs kletterte gestern auf knapp über 16 Euro und notiert damit deutlich über dem Preis, den Arcelor auf den Tisch legt.