Stabilus – Wachstum hui, Gewinne pfui

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Der im MDAX gelistete Automobilzulieferer Stabilus hat im ersten Quartal seines Geschäftsjahrs 2022/2023 deutlich mehr Umsatz erzielt. Der Gewinn konnte davon aber nicht profitieren. Er sackte kräftig ab. Die Aktie gibt deutlich nach.

Umzug von Luxemburg nach Frankfurt

Stabilus bezeichnet sich selbst als einen weltweit führenden Anbieter von Gasfedern, Dämpfern und elektromechanischen Antrieben. Neben der Autoindustrie beliefert das Unternehmen, das im September 2022 seinen Firmensitz von Luxemburg nach Frankfurt verlegt hat, auch andere Branchen wie die Solarindustrie, die Medizintechnik und die Luftfahrt.

Für den Dreimonatszeitraum Oktober bis Dezember, der bei Stabilus das erste Quartal des Geschäftsjahrs 2022/2023 darstellt, gibt das Management dem Geschäftsverlauf die Note „sehr gut“ – allerdings nur unter Berücksichtigung des schwierigen Umfeldes.

Geschäfte in Amerika laufen glänzend

Beim Umsatz ist diese Note auf jeden Fall berechtigt. Denn er legte um 19,3% auf 290,7 Millionen zu. Geholfen bei dieser beachtlichen Steigerung hat, wie bei so vielen exportstarken europäischen Unternehmen, der gestiegene Dollar bzw. der schwache Euro. Organisch, als ohne den Einfluss von Wechselkursveränderungen, ergab sich aber immerhin noch ein deutliches Plus von 13,9%.

Vor allem in Amerika liefen die Geschäfte exzellent. Die Verkäufe nahmen um 41,5% auf 109,2 Millionen Euro zu. Der starke Dollar und der in seinem Sog ebenfalls aufwertende mexikanische Peso trugen zwar wesentlich zu diesem Umsatzsprung bei, aber auch organisch war das Wachstum mit 23,2% ausgeprägt und machte die relativ schwache Entwicklung der EMEA-Region, also Europa, Afrika und Naher Osten wett. Dort legte der Umsatz lediglich um 3,5% auf exakt den gleichen Wert wie in Amerika zu – auf 109,2 Millionen Euro.

Starker Anstieg der Materialpreise belastet Gewinn

Dass die Profitabilität mit dem Umsatzsprung des Unternehmens nicht Schritt halten konnte, lag vor allem daran, dass Stabilus die stark gestiegenen Materialpreise – insbesondere für Stahl, Plastik und Harz – nicht komplett an die Kunden weitergeben konnte. Das gleiche gilt für die höheren Energiepreise sowie die steigenden Personal- und Zinskosten.

Das Ergebnis vor Steuern lag deshalb mit 21,1 Millionen Euro um 16,3% unter dem Wert des ersten Geschäftsquartals 2021/2022. Unter dem Strich war das Minus mit 13,9% auf 15,5 Millionen Euro nicht ganz so hoch, da 22,2% weniger Ertragsteuern gezahlt werden mussten. Das Ergebnis je Aktie sank entsprechend von 71 Cents auf 61 Cents. Das entsprach weitgehend den Markterwartungen.

Aktie gibt um fast 5% nach

Beim Ausblick bleibt Stabilus verhalten und bestätigt die bisherigen Prognosen. Das Umsatzwachstum soll im Geschäftsjahr 2022/2023 zwischen -1,5% und plus 7,5% angesiedelt sein. Die bereinigte operative Marge (EBIT-Marge) soll 13% bis 14% erreichen, obwohl sie im ersten Geschäftsquartal von 10,3% auf nur noch 4,8% gefallen ist. Die Stabilus-Aktie gibt im Vormittagshandel um knapp 5% auf Kurse um 61,40 Euro nach. Sie liegt damit aber immer noch weit über dem 12-Monats-Tief von gut 40 Euro, auf das der Anteilsschein im April 2022 gefallen war.