Shimano – Pedalritters Liebling

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Ob Hobby-Radler oder selbsternannter City-Radweg-Profi – Shimano kennt fast jeder. Da müsste doch die Aktie ein gutes Investment sein.

Mehr als 100 Jahre alt

Das Unternehmen wurde im Jahre 1921 unter dem Firmennamen Shimano Tekkojo im japanischen Sakai gegründet. Damals produzierte das Unternehmen ausschließlich sogenannte Freilaufnaben für Fahrräder. Zehn Jahre später – 1931 – wurden die ersten Naben exportiert. Weitere 20 Jahre danach präsentierten die Japaner die weltweit 3-Gang-Nabenschaltung. Zu diesem Zeitpunkt war die Firma bereits eine Aktiengesellschaft. Wenn Shimano eines kann, dann sind dies Schaltsysteme für Fahrräder aller Art. In diesem Bereich sind die Japaner nach eigener Darstellung Weltmarktführer.

Angelzubehör

Im Jahr 1970 wurde die Produktpalette durch die Herstellung von Angelrollen und kurz darauf auch von Angelruten erweitert. Im Jahr 1999 baute das Unternehmen den Geschäftsbereich „Golf“ auf in der Hoffnung, vom boomenden Golfmarkt zu profitieren. Fünf Jahre später war dieses Kapitel der Firmengeschichte wegen ausbleibender Erfolge wieder beendet. Die beiden Kerngeschäftsfelder Fahrradzubehör, insbesondere Schaltungen, sowie Angelausrüstung wurden hingegen weiterentwickelt. Dies durchaus profitabel.

Erfreuliches Wachstum

Vor wenigen Tagen präsentierte Shimano die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2022. Die Umsatzerlöse stiegen um 15 Prozent, der operative Gewinn mit +14 Prozent in etwa gleich stark. Vier Fünftel der Umsätze entfielen auf das Geschäftsfeld „Fahrräder“, der Rest auf Angelzubehör.

Die Japaner zählten überdies, das lässt sich mit Fug und Recht behaupten, zu den Profiteuren der Corona-Pandemie. Denn weltweit wuchs die Zahl der Lockdown-geplagten Menschen, die sich auf ihre Räder schwangen und auf diese Weise wenigstens einen Hauch von Freiheit und Abenteuer spüren konnten.

Vergleichen wir deshalb die Geschäftszahlen des Jahres 2019, dem letzten Jahr vor Corona, mit denen des Jahres 2022. In 2022 waren die Umsatzerlöse um knapp ein Dreiviertel höher als im Jahr 2019. Der Gewinn in 2022 lag sogar um nahezu 150 Prozent über jenem in 2019. Das hätte dem Aktienkurs eigentlich und ordentlich Flügel verleihen müssen. Leider ein Irrtum, wie wir gleich sehen werden.

Düsterer Ausblick für 2023

Das Shimano Management hat die Lage nicht beschönigt, dass Jahr 2023 könnte durchaus problematisch werden. Diese Einschätzung resultiert aus den allgemeinen geopolitischen Risiken, der nach wie vor hohen Inflation und der möglicherweise spürbaren Abschwächung der Weltkonjunktur.

Die Führungsetage des Unternehmens rechnet also mit einer deutlich abnehmenden Nachfrage nach den eigenen Produkten. Denn ob man ein E‑Bike in diesem oder erst in zwei Jahren kauft, ist letztlich völlig schnuppe. Gleiches gilt für Angelzubehör. Shimanos Zielgruppe braucht, so die Einschätzung, ihr Geld eher für lebensnotwendige Dinge und eher weniger für Hobbys und ähnlichen Schnick-Schnack.

Im laufenden Geschäftsjahr 2023 erwartet der Shimano Vorstand einen Umsatzrückgang von immerhin einem Fünftel, das operative Ergebnis soll sogar um nahezu 40 Prozent niedriger ausfallen als im vergangenen Jahr. Gleich nach Veröffentlichung der Prognose droppte die Shimano Aktie (WKN: 865682) gleich um 5 Prozent. Doch die Talfahrt hatte, wie wir gleich sehen werden, schon viel früher begonnen.

Shimano Aktie seit längerem Richtung Süden

Noch im Spätsommer 2022 erreichten die Anteilsscheine ihr historisches Hoch bei umgerechnet rund 270 Euro. Seitdem kannten die Papiere nur eine Richtung: südwärts. Wobei die Shimano Aktie längerfristig gesehen nicht das schlechteste Investment gewesen ist. So sprang in den vergangenen drei Jahren ein Plus von gut 18 Prozent heraus, in den vergangenen fünf Jahren waren es alles in allem knapp 30 Prozent und auf 10-Jahres-Sicht beinahe 200 Prozent kumulierten Gewinn.

Um es vorwegzunehmen: Auf dem derzeitigen Kursniveau von rund 150 Euro halte ich die Shimano Aktie für durchaus attraktiv. Denn die schlechten Nachrichten, insbesondere der pessimistische Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr, sind nach meiner Meinung im Kurs enthalten. Das von Analysten geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von jeweils 17 im laufenden und im kommenden Geschäftsjahr scheint mir auch nicht übertrieben. Deshalb: Investoren mit einem Schuss Risikobereitschaft sowie Geduld und Ruhe, sobald es noch einmal rumpeln sollte, können jetzt erste Positionen in der Shimano Aktie aufbauen.