Shell: Runter vom Schuldenberg

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Der britisch-niederländische Ölkonzern Royal Dutch Shell hat mit seiner Bilanz für das Schlussquartal 2016 die Erwartungen verfehlt.

Dennoch wurden die Zahlen letztlich halbwegs positiv aufgenommen, denn erstmals seit mehreren Jahren ist es Shell gelungen, seinen Schuldenberg zu reduzieren, statt neue Verbindlichkeiten anzuhäufen.

Shell trennt sich vom Tafelsilber

Das gelang jedoch nicht zuletzt durch die Veräußerung von Unternehmensanteilen, die im vergangenen Jahr rund 10 Milliarden Dollar in die Konzernkassen spülten. Und das war erst der Anfang: Insgesamt plant Shell, durch den Verkauf bestimmter Geschäftsbereiche 30 Milliarden Dollar einzunehmen und diese zum Abbau von Schulden zu nutzen. Wie vor wenigen Tagen bekannt wurde, soll in diesem Kontext beispielsweise mehr als die Hälfte des Produktionsgeschäfts in der britischen Nordsee abgestoßen werden.

Vor allem die milliardenschwere Übernahme des britischen Gasförderers BG vor zwei Jahren hat die Schulden und Kosten in die Höhe getrieben. Ende 2016 sitzt der Konzern auf einem Schuldenberg von gut 73 Milliarden Dollar – mehr als doppelt so viel wie noch drei Jahre zuvor.

Ölpreisrutsch mit Folgen

Neben der BG-Übernahme drückte in diesem Zeitraum vor allem der Ölpreisverfall auf die Bilanzen der Branchengrößen. Kostete das Barrel Öl noch im Sommer 2014 mehr als 110 US-Dollar, stoppte der anderthalbjährige freie Fall erst Anfang 2016 bei unter 30 Dollar je Barrel. Zuletzt konnte sich der Ölpreis bei etwa 55 Dollar stabilisieren, nachdem sich die Opec-Staaten gemeinsam mit weiteren Ländern auf eine konzertierte Drosselung der täglich geförderten Ölmenge verständigt hatten.

Das Abkommen der Öl exportierenden Staaten gilt zunächst bis Ende Mai, hat nach Einschätzung von Beobachtern jedoch gute Chancen, darüber hinaus verlängert zu werden – vorausgesetzt, es halten sich alle Beteiligten an die Absprachen. Dies war in der Vergangenheit nicht immer der Fall, sodass die Anfang Januar begonnene tatsächliche Umsetzung des Vorhabens schon teils positiv überraschen konnte.

Shell Aktie: Es geht aufwärts

Anleger, die auf die Royal Dutch Shell Aktie setzen, könnten damit immerhin etwas besser aufgestellt sein als bei der Konkurrenz. Gerade durch den Zukauf der BG Group hat Shell es geschafft, seine Geschäftsbereiche zu diversifizieren und kann dadurch punktuelle Schwächen leichter an anderer Stelle ausgleichen.

Parallel zum Ölpreis hat sich zudem auch die Shell Aktie wieder etwas gefangen, auf Jahressicht hat der Kurs um etwa ein Drittel zugelegt. Zuletzt war das Papier für rund 25 Euro zu haben. Analysten zeigten sich nach den Zahlen optimistisch über die weitere Kursentwicklung und sprachen überwiegend Kaufempfehlungen aus.

Gerade der Wechsel von der Anhäufung weiterer Schulden zur Tilgung von Verbindlichkeiten dürfte sich perspektivisch auszahlen. Nun muss Shell nur noch beweisen, dass es imstande ist, den eingeschlagenen Kurs auch zu halten.