Seiltanz des DAX setzt sich fort
Der DAX zeigt sich aktuell wie ein geübter Seiltänzer – mal drüber, mal drunter, aber immer rund um die magische 100-Tage-Linie. Am Mittwochmorgen sieht es nach einem Zuwachs aus– ein kleines Comeback nach dem schwächeren Vortag.
Auch in den USA bleiben die Anleger optimistisch: Alle drei großen Indizes – Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq – erklommen neue Rekordstände. Der Auslöser: schwache Arbeitsmarktdaten. Klingt paradox, ist aber Börsenlogik. Denn je schwächer die Wirtschaftsdaten, desto größer die Hoffnung, dass die US-Notenbank schon bald wieder an der Zinsschraube dreht – diesmal nach unten.
In Asien schwappte die gute Stimmung direkt über: Südkorea und Hongkong legten kräftig zu, während Japan trotz politischer Turbulenzen weiter knapp unter Rekordständen verharrt. China hingegen bleibt das Sorgenkind – die Inflationsdaten zeigen, dass die Deflationsprobleme noch lange nicht gelöst sind.
Unternehmensnachrichten / Einzelaktien
Für Aufsehen sorgte vor allem Oracle: Dank glänzender Cloud-Perspektiven sprangen die Aktien nachbörslich um satte 30 Prozent nach oben. Besonders spannend: Laut UBS-Analyst Karl Keirstead dürfte OpenAI einer der größten Kunden für die Oracle-Cloud werden.
Ebenfalls im Fokus: Anglo American und Teck Resources. Beide Konzerne wollen sich zusammenschließen und Kupfer ins Zentrum ihrer Zukunftsstrategie stellen. Ein cleverer Schachzug – schließlich wird das rote Metall für Energiewende und Elektrifizierung dringend gebraucht. Anleger honorierten das: zweistellige Kursgewinne bei beiden Unternehmen.
Ein regelrechtes Kursfeuerwerk gab es bei Nebius Group: Ein Milliardenauftrag von Microsoft für KI-Infrastruktur katapultierte die Aktie um fast 50 Prozent nach oben. Microsoft selbst blieb dagegen eher unauffällig.
Im Gesundheitssektor herrschte dagegen Licht und Schatten: UnitedHealth stieg nach soliden Zahlen und bestätigtem Jahresausblick um über 8 Prozent. Konkurrent Humana stürzte hingegen zweistellig ab – offenbar werden die Bonuszahlungen im Medicare-Programm künftig strenger reguliert.
Und dann war da noch Apple: Ein dünneres iPhone mag zwar technisch spannend sein, an der Börse löste es jedoch Gähnen aus – die Aktie verlor 1,5 Prozent.
Politischer Einfluss
Geopolitik bleibt das unsichtbare Gewicht auf der Waage der Märkte. Der Goldpreis kletterte auf ein neues Rekordhoch, nachdem Israels Armee nach eigenen Angaben die Hamas-Führung in Katar attackiert haben soll. In unsicheren Zeiten flüchten Anleger traditionell ins Edelmetall – und diesmal ist es nicht anders.
Auch in Japan spielt die Politik eine Rolle: Premierminister Shigeru Ishiba hat nach Wahlniederlagen seinen Rücktritt erklärt. Die Märkte spekulieren nun, ob sein Nachfolger expansivere geld- und fiskalpolitische Maßnahmen auf den Weg bringt. Gleichzeitig wurde ein Handelsabkommen mit den USA bestätigt, dass die Zölle auf japanische Autoexporte senken soll – ein klarer Stimmungsaufheller für die Wirtschaft des Inselstaats.
Fazit: Die Börsen bleiben in Tanzlaune – mal Walzer, mal Breakdance. Zwischen Zinshoffnungen, geopolitischen Risiken und milliardenschweren Deals pendelt die Stimmung von Nervosität zu Euphorie. Anleger brauchen derzeit vor allem eines: gute Nerven und einen festen Blick auf die 100-Tage-Linie.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Handeln auf dem (Tanz-)Parkett!