Second Hand boomt: Aber welche Aktie ist jetzt interessant?
Wegen der hohen Inflation war für viele Verbraucher dieses Jahr zu Weihnachten Schmalhans Küchenmeister angesagt. Vor dem Fest hatte der Handelsverband Deutschland (HDE) eine Umfrage durchführen lassen, die zeigt, dass die extremen Lebenshaltungskosten tatsächlich Auswirkungen auf die diesjährige Ausgabenbereitschaft haben.
Second Hand immer öfter die erste Wahl
Im Mittelpunkt: Second-Hand-Waren. Laut der vor Weihnachten veröffentlichten Umfrage hat die Bereitschaft zum Kauf und zur Verschenkung solcher günstigeren Produkte zuletzt zugenommen. Bevor wir uns anschauen, wie Sie als Anleger auf diesen Wachstumsmarkt setzen können, zunächst die wichtigsten Ergebnisse der repräsentativen HDE-Umfrage.
In der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen gab ein Drittel an, schon mindestens einmal ein Second-Hand-Produkt zu Weihnachten verschenkt zu haben. Zudem konnte sich rund jeder Zweite vorstellen, auch dieses Jahr ein solches Geschenk unter den Weihnachtsbaum zu legen.
Nachhaltigkeitsbonus treibt Second-Hand-Markt zusätzlich an
Die Umfrage hat aber noch einen weiteren sehr interessanten Aspekt, der verdeutlicht, dass der Second-Hand-Boom nicht nur eine vorübergehende, inflationsbedingte Sonderkonjunktur ist. Vielmehr spielt bei der Entscheidung für Waren aus zweiter Hand der Nachhaltigkeitsvorteil die wichtigste Rolle, noch vor dem Preis.
Eben dieser Aspekt ist vor allem für die junge Zielgruppe ausschlaggebend und dürfte dem Second-Hand-Markt in den nächsten Jahren und Jahrzehnten unabhängig von der Inflation auf die Sprünge helfen.
ThredUp: Amerikas Handelsplattform für Kleidung aus zweiter Hand
Das gilt freilich nicht nur für Deutschland, sondern auch für die USA. Der dortige Second-Hand-Markt ist in den letzten Jahren ebenfalls deutlich gewachsen und hat auch jetzt durch die hohe Inflation weitere Impulse erfahren. Einer der Profiteure hört auf den Namen ThredUp. Die 2009 gegründete und inzwischen börsennotierte Firma hat sich auf den Online-Handel von Second-Hand-Kleidung spezialisiert.
Das Ganze funktioniert so: ThredUp schickt an interesseriete Verkäufer ein sogenanntes Clean Out Kit. Dabei handelt es sich um eine oder mehrere große Taschen, in die die Verkäufer ihre gebrauchten Kleidungsstücke hineingeben können. Anschließend werden die Taschen zurück an ThredUp verschickt.
Das Unternehmen bietet die Waren nach einer Qualitätsprüfung dann auf seiner Online-Plattform an und entlohnt im Erfolgsfall den Verkäufer entsprechend. ThredUp verdient daran über eine Provision. Nach eigenen Angaben hat die Firma bislang mehr als 137 Millionen Kleidungsstücke zum Verkauf angeboten – von insgesamt 55.000 Marken.
Zudem lizenziert ThredUp sein Second-Hand-Geschäftsmodell an große Modemarken, die damit ebenfalls Zugriff auf diesen nachhaltigen Wachstumsmarkt erhalten.
Nachfrage steigt – Nettoverlust auch
Das Geschäft jedenfalls scheint zu laufen. Im dritten Quartal erzielte ThredUp einen Umsatz von knapp 68 Millionen Dollar. Das ist ein Plus von 7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig stieg die Anzahl der aktiven Käufer um 18 Prozent auf 1,7 Millionen. Ein dynamisches Wachstum also.
Unterm Strich sieht es allerdings bei weitem noch nicht so rosig aus. In Q3 lag der Nettoverlust bei 23,7 Millionen Dollar und damit noch einmal höher als im Vorjahresquartal. Der Grund: ThredUp gewährt teilweise sehr hohe Rabatte für die Käufer, die einen Profit bislang verhinderten.
Das Management sieht darin aber einen wichtigen Hebel, um zunächst mehr Akteure auf die Plattform zu locken. Wann genau ThredUp die Gewinnschwelle überschreiten wird, steht jedenfalls in den Sternen. Dass eine junge, wachstumsorientierte Firma defizitär ist, ist freilich alles andere als ungewöhnlich.
Die Börse will trotzdem Ergebnisse sehen – so schnell wie möglich. Die ThredUp-Aktie hat deshalb im bisherigen Jahresverlauf massiv an Wert eingebüßt. Entsprechend günstig ist das Papier inzwischen zu haben.
Mein Fazit für Sie
Meiner Meinung nach hat ThredUp auf langfristige Sicht gute Chancen, sich als Profiteur des neuen Second-Hand-Booms zu behaupten. Als Anleger sollten Sie jedoch keine schnellen Wunder erwarten und entsprechend viel Geduld mitbringen.