Schwungvoller Start in Rekordrichtung
Der heutige Handelstag startet mit Schwung – und einem Hauch von Déjà-vu. Der DAX nimmt wieder Kurs auf sein Rekordhoch aus dem Oktober und ist nur noch rund 300 Punkte von seiner Bestmarke bei 24.771 Zählern entfernt. Frühindikationen taxieren den Leitindex bereits 0,4 % höher – offenbar fühlt sich die deutsche Börse nach dem Ende des historischen US-Shutdowns so leicht wie seit Wochen nicht mehr.
Die US-Anleger hatten das absehbare Ende des 43 Tage währenden Regierungsstillstands bereits vorweggenommen. Der Dow Jones sprang zur Wochenmitte erstmals seit Ende Oktober über die Marke von 48.000 Punkten und schloss sogar auf einem neuen Rekord. Während der S&P 500 zumindest leicht zulegte, knickte der technologielastige Nasdaq 100 erneut etwas ein – eine Reaktion auf die wachsenden Zweifel an den schwindelerregenden KI-getriebenen Bewertungen.
Auch Asien zeigt ein gemischtes Bild: Während China mit relativ technologiearmen Indizes leicht ins Plus dreht, geraten der Hang Seng und der südkoreanische KOSPI wegen einer Tech-Rotation unter Druck. Besonders gespannt warten die Anleger auf die anstehenden Quartalszahlen der chinesischen Tech-Schwergewichte Alibaba, Tencent und JD.com. Die Stimmung bleibt vorsichtig: Die Erwartungen sind hoch, die Bewertungen ebenso.
Australien dagegen liefert ein wirtschaftliches Überraschungsei – allerdings keines, über das die Märkte sich freuen. Starke Arbeitsmarktdaten ließen die Hoffnung auf zeitnahe Zinssenkungen durch die RBA schwinden und schickten den ASX 200 auf Talfahrt.
Unternehmensnachrichten / Einzelaktien
Im DAX richten sich die Blicke heute besonders auf Deutsche Telekom, Merck und Siemens, die frische Zahlen vorlegen. Dazu kommt eine Flut an Berichten aus MDAX und SDAX, die dem Markt zusätzliche Reibungspunkte bieten dürfte.
Über dem Atlantik standen gestern einige Einzelwerte besonders im Rampenlicht:
- AMD beeindruckte mit einem Kurssprung von 9 % dank ambitionierter – aber offenbar glaubwürdiger – Fünfjahresprognosen.
- Auch Eli Lilly setzte ein Ausrufezeichen: Erstmals knackte die Aktie die 1.000-Dollar-Marke. Die Citigroup sieht sogar Potenzial bis 1.500 Dollar, getragen vom gewaltigen Umsatzpotenzial des neuen Abnehmmedikaments Orforglipron.
- On Holding überzeugte mit Top-Zahlen und hob seine Umsatzprognose an, woraufhin der Kurs um ganze 18 % nach oben sprintete. Nike profitierte im Windschatten und legte 1,7 % zu.
- Bill Holdings schnellte nach Berichten über mögliche strategische Optionen – inklusive Verkauf – um über 11 % nach oben.
- Weniger rosig lief es für Circle Internet. Die Aktie rutschte um 12 % ab und fiel auf das Niveau des Börsenstarts zurück. Ausgerechnet sinkende Zinsen machten dem Stablecoin-Spezialisten zu schaffen – ein bemerkenswerter Kontrast zum Tech-Sektor, der sonst eher von fallenden Zinsen profitiert.
Politischer Einfluss
Im Zentrum des politischen Interesses steht derzeit klar der beendete US-Shutdown. Mit der Unterschrift des Präsidenten ist der bisher längste Stillstand der amerikanischen Regierungsgeschäfte vorüber – zumindest bis Ende Januar, denn der verabschiedete Übergangshaushalt gilt nur temporär. Sollte bis dahin kein regulärer Etat beschlossen werden, droht ab Februar bereits der nächste Showdown in Washington.
Die Märkte honorierten die Entwicklung umgehend: Die Aussicht auf Planungssicherheit, selbst wenn sie befristet ist, wirkt wie ein psychologischer Katalysator. Die Frage ist jedoch, wie lange dieser Rückenwind anhält – denn die politische Gemengelage in den USA bleibt angespannt, und mit dem Wahljahr vor der Tür nimmt die Unberechenbarkeit eher zu als ab.
Global spielt zudem das inflationäre Umfeld weiter eine wichtige Rolle:
- In Japan überraschte die Produzentenpreisinflation nach oben, was angesichts der jüngst hawkisheren Töne der Bank of Japan die Nervosität steigen lässt.
- In Indien fiel die Inflation überraschend niedrig aus und nährt Spekulationen über Zinssenkungen.
- In Australien hingegen sorgen robuste Arbeitsmarktdaten eher für Zinssenkungs-Pessimismus.
Der heutige Handelstag verspricht also reichlich Bewegung – und die Mischung aus politischen Entlastungen, tech-getriebenen Bewertungsfragen und einem dichten Unternehmenskalender dürfte den Kursverlauf prägen.