Schwung geholt – was kommt jetzt?
Der DAX zeigt sich heute Morgen in Frischzellenkur-Laune: Es dürfte um rund einen Prozentpunkt nach oben gehen. Damit pirscht sich der Index nicht nur wieder an die „Wohlfühlzone“ über der 24.000er-Marke heran, sondern schüttelt auch den Ausrutscher an die 50-Tage-Linie vom Vortag vorerst ab. Es bleibt allerdings ein Schlingerkurs, denn sowohl die anlaufende Berichtssaison als auch der schwelende Zollstreit mit den USA sorgen für Nervosität.
Auch an den US-Börsen gestern: durchwachsenes Bild.
- Der Dow Jones legte 0,40 % zu – solide Hausmannskost.
- Der S&P 500 mühte sich nach seinem Montagsrekord mit einem Mini-Plus von 0,06 % ab.
- Die Nasdaq dagegen: leicht im Rückwärtsgang mit minus 0,50 % – Tech-Aktien patzten.
In Asien sieht’s heute Morgen besser aus: Der japanische Nikkei 225 auf einem Einjahreshoch – beflügelt vom frisch angekündigten Handelsabkommen mit den USA. Das gibt Rückenwind auch für den europäischen Handel.
Unternehmensnachrichten / Einzelaktien: Zwischen Glanz & Grauschleier
SAP aus dem heimischen DAX glänzt mit Zahlen, die sich sehen lassen können.
- Operativer Gewinn: +32 % auf 2,57 Mrd. Euro
- Cloud-Umsatz: +24 %
- Nettogewinn: beinahe verdoppelt auf 1,75 Mrd. Euro
Die Walldorfer ernten jetzt die Früchte ihres Stellenumbaus und wachsen weiter kräftig in der Cloud.
Weniger rosig: Unicredit. Der geplante Kauf der Banco BPM ist geplatzt. BPM-Aktionäre bekamen das im nachbörslichen Handel mit einem Kursrutsch von 27 % schmerzhaft zu spüren. Die Unicredit hingegen bleibt stabil – vielleicht auch, weil sie schon mit der Commerzbank flirtet?
Über dem Atlantik sorgte General Motors (GM) für lange Gesichter: Der Absatz bricht ein, die Trump-Zölle drücken. Die Aktie verlor satte 8,1 %.
Besser lief es bei Danaher (+1,0 %) und Coca-Cola, die zwar besser als gedacht abschnitten, aber unter ungünstigen Wechselkursen litten (-0,6 %).
Auch bei Sherwin-Williams und RTX gab’s keine Freudensprünge – beide kürzten ihre Ausblicke, die Kurse reagierten verschnupft.
Politischer Einfluss: Handelsabkommen, Zollfantasie & Machtspiele
US-Präsident Donald Trump lässt wieder einmal die Muskeln spielen – diesmal mit einem „massiven Handelsabkommen mit Japan“. Die Zölle für japanische Exporte liegen nun bei 15 % statt der angedrohten 25 %. Zudem soll Japan 550 Milliarden US-Dollar in die USA investieren und seine Märkte für US-Autos und Agrarprodukte öffnen.
Der japanische Aktienmarkt reagierte mit einem Freudensprung:
- Nikkei 225: +2,7 %,
- Toyota & Honda: teils zweistellig im Plus.
Für Europa könnte das Abkommen eine Blaupause sein – die Hoffnung lebt, dass sich bis zur Frist am 1. Augustweitere Länder mit Washington einigen.
Auf der Kehrseite der Medaille: politische Unsicherheit in Japan – Premierminister Shigeru Ishiba hat bei den Oberhauswahlen einen Dämpfer erhalten.
Und dann wäre da noch Europa: Die EU-Kommission und die italienische Regierung liefern sich ein juristisches Kräftemessen um die Unicredit-Übernahme. Klar wird: Auch politische Machtspiele beeinflussen die Aktienwelt – manchmal mehr als jede Bilanz.
Fazit
- Der DAX zeigt sich robust – aber Vorsicht: Volatilität bleibt Trumpf.
- Einzelwerte wie SAP glänzen, während GM und Co. mit Gegenwind kämpfen.
- Politisch gibt es neue Hoffnung auf Entspannung im globalen Handelskonflikt – zumindest zwischen den USA und Japan.