Schweizer Aktien ordern: Seit Anfang Mai geht’s einfacher

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Da sage einer, nur US-Präsident Donald Trump könne weitreichende Handelsbeschränkungen einführen und den freien Warenverkehr massiv behindern. Solche kleinkarierten Streitigkeiten sind auch bei uns, mitten in Europa, möglich.

Ein aktuelles Beispiel betrifft den Aktienhandel – und findet jetzt endlich ein Ende. Es geht um die Handelbarkeit von Schweizer Aktien an europäischen (und damit auch deutschen) Börsenplätzen. Soviel sei Ihnen schon einmal verraten: Die jüngste Wendung, die diese Geschichte genommen hat, ist für Sie als Anleger höchst erfreulich!

Schweizer Aktien: Fast 6 Jahre lang nicht an deutschen Börsen handelbar

Sie haben wahrscheinlich bemerkt, dass die Auswahl an Handelsplätzen für Werte wie Nestlé, Roche, Novartis, ABB oder Lindt bis Ende April sehr begrenzt war. Es war seit Mitte 2019 nicht möglich, Schweizer Aktien (respektive aktienähnliche Genussscheine) kostengünstig an einem deutschen Börsenplatz zu ordern.

Bis vor kurzem mussten Sie stets den oft teuren Umweg über die Schweizer Börse SIX Swiss Exchange oder über den Direkthandel (OTC) nehmen. Lesen Sie jetzt hier im „Schlussgong“, warum das so war und warum Sie Ihre Orders für Schweizer Aktien seit Anfang Mai 2025 endlich wieder an einer Börse in Deutschland platzieren können.

Zankapfel „Börsenäquivalenz“

Im Jahr 2019 befanden sich die Schweiz und die Europäische Union in einem heftigen Streit. Die Schweiz hatte sich geweigert, ein Rahmenabkommen zu unterzeichnen. Das sollte unzählige Einzelvereinbarungen ablösen, die stets aktualisiert und erneuert werden mussten, um den Handel zwischen der Eidgenossenschaft und der EU zu regeln. Was die Schweizer ärgerte: Die EU wollte sie in diesem Abkommen weitgehend auf EU-Standards festlegen. Das passte ihnen überhaupt nicht.

Es war wohl auch ein wahltaktisches Manöver der Eidgenossen: Das Abkommen kam nicht zustande. Die EU drohte der Schweiz damit, den Schweizer Börsen ihre Börsenäquivalenz zu entziehen, sprich, einen Status, der die Schweizer Börsen als gleichwertig zu den EU-Handelsplätzen anerkennt.

Von diesem Status hängt aber die Erlaubnis für professioneller EU-Aktienhändler ab, Aktien an einer Schweizer Börse zu kaufen. Für institutionelle Investoren wäre die Aberkennung ein großer Nachteil. Sie dürften dann nicht mehr in der Schweiz ordern. Doch sind Schweizer Aktien an ihrer Heimatbörse SIX Swiss Exchange am liquidesten und haben somit die günstigsten Kurse.

Die Schweizer fackelten nicht lange und kamen der EU zuvor. Sie verboten ab dem 1. Juli 2019 den Handel von eidgenössischen Aktien an europäischen – und damit auch deutschen – Handelsplätzen. Und das, obwohl ihre eigenen Aktiengesellschaften dadurch massiv schlechter gestellt wurden. Nachteilig war die Regelung aber auch für Privatanleger. Sie konnten nur wählen zwischen Pest und Cholera. Sprich:

  • Entweder sie orderten Schweizer Aktien an der SIX Swiss Exchange – und zahlten einen oft beträchtlichen Aufpreis, der für Auslandsorder üblich ist.
  • Oder sie gingen über einen außerbörslichen Handelsplatz wie Lang & Schwarz, Baader Trading oder Société Générale. Da sind zwar die Ordergebühren günstig, aber die Kursstellung für sonst kaum erhältliche Auslandsaktien ist es oft nicht.

Schweiz rudert zurück

Jüngst hat der Schweizer Bundesrat aber endlich beschlossen, die Handelsbeschränkung für Schweizer Aktien aufzuheben. Offenbar hat es auch ihm gedämmert, dass er mit seiner vermeintlichen Schutzmaßnahme für die Schweizer Börse nur der eigenen Wirtschaft Schaden zugefügt hat. Sprich den eidgenössischen Aktiengesellschaften, die an EU-Börsen nicht mehr handelbar waren.

Seit Anfang Mai 2025 können Sie Schweizer Aktien also wieder an deutschen Börsen ordern, zum Beispiel auf Xetra. Das empfiehlt sich auch, zumindest dann, wenn der Spread hierzulande vergleichbar ist mit dem an der Six Swiss Exchange. Bei kleineren Ordergrößen von wenigen tausend Euro ist das meist der Fall. Dann besteht für Sie keinerlei Grund, eine teure Auslandsorder in Zürich zu platzieren. Ob Nestlé, Novartis oder Roche: Sie bekommen Schweizer Aktien jetzt wieder deutlich günstiger an einem deutschen Börsenplatz.