Salzgitter – Ende des Stahlbooms lässt 2023 Gewinne schmelzen
Für den Stahlkonzern Salzgitter war 2022 ein traumhaftes Jahr mit kräftigen Zuwächsen beim Umsatz und insbesondere beim Gewinn. Das laufende Geschäftsjahr wird allerdings sehr viel schwächer ausfallen.
Ukraine-Krieg trieb die Stahlpreise nach oben
Bei Stahlkonzernen geben die Stahlpreise maßgeblich den Takt für die Geschäftsentwicklung vor. Und die sind 2022 im ersten Halbjahr in die Höhe geschossen. Anschließend sind die Notierungen wieder deutlich gefallen.
Entsprechend hat Salzgitter in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahrs 2022 außerordentlich gut verdient, da der Krieg in der Ukraine die Stahlnotierungen extrem nach oben getrieben hatte. In der zweiten Jahreshälfte dagegen haben nicht nur rückläufige Stahlpreise, sondern auch starke Kostensteigerungen insbesondere für Energie das Ergebnis belastet.
Wie stark sich die Stahlpreise ausgewirkt haben, lässt sich am Verhältnis von Rohstahlerzeugung und Umsatz bei Salzgitter ablesen: Während die Stahlproduktion 2022 um fast 10% auf 6,1 Millionen Tonnen fiel, schnellten die Umsätze nahezu um ein Drittel nach oben – von 9,77 Milliarden Euro auf 12,55 Milliarden Euro. Im vierten Quartal 2022 allein sank die Stahlerzeugung sogar um rund 20%, während der Umsatz immerhin noch minimal zulegen konnte. Das zeigt, dass die Preise zwar zum Ende des Geschäftsjahrs hin rückläufig, aber immer noch auskömmlich waren.
Fast eine Verdoppelung des Gewinns je Aktie auf 20 Euro
Bei den Gewinnen haben die hohen Stahlpreise noch viel stärker als bei den Umsätzen auf die Zahlen durchgeschlagen: Das Ergebnis vor Steuern (EBT) verbesserte sich um 77% auf 1,25 Milliarden Euro. Unter dem Strich bleiben 1,09 Milliarden Euro als Konzernergebnis übrig, ein Plus von 85%. Genauso stark kletterte der daraus abgeleitete Gewinn je Aktie – nämlich von 10,74 Euro auf glatt 20 Euro. Gemessen am Aktienkurs von 32 Euro ist das eine ganze Menge.
Die Aktionäre werden allerdings nur zaghaft am riesigen Ertragssprung beteiligt. Die Dividende je Anteilsschein soll von 0,75 Euro auf einen Euro angehoben werden. Dafür stockte das Management jedoch die Eigenmittel deutlich auf, so dass Salzgitter mit einer von 32,7 auf 43,7 erhöhten Eigenkapitalquote die anstehenden Aufgaben mit Gelassenheit angehen kann. Zu den Herausforderungen gehört die neue Konzernstrategie, mit der Salzgitter das Prinzip der Kreislaufwirtschaft im Konzern verwirklichen will.
Ausblick zwar schwächer, aber besser als erwartet
Das Ende des Booms bei den Stahlpreisen schlägt sich im Ausblick auf das Geschäftsjahr 2023 nieder. Das Management erwartet bei einem leicht auf 13 Milliarden Euro erhöhten Umsatz einen operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zwischen 750 Millionen Euro und 850 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2022 hatte das EBITDA 1,62 Milliarden Euro betragen, war als rund doppelt so hoch.
Beim Vorsteuergewinn (EBT) rechnet Salzgitter sogar mit einem Rückgang von 1,25 Milliarden Euro auf 300 Millionen bis 400 Millionen Euro, also auf ein Viertel bis ein Drittel des 2022er Ergebnisses.
In diese Rechnung einbezogen ist bereits, dass die Stahlnachfrage nach den Beobachtungen des Managements in den ersten Monaten 2023 leicht angezogen hat und die Stahlpreise inzwischen wieder nach oben gedreht haben. Das erste Quartal werde deshalb besser als erwartet ausfallen. Das mag mit ein Grund sein, dass der Ausblick von Salzgitter die Voraussagen der Analysten übertrifft. Und das verschafft der im SDAX gelisteten Aktie im Vormittagshandel Auftrieb. Der Kurs klettert um gut 4% auf rund 32,50 Euro. Seit dem vor drei Wochen erreichten Jahreshoch von 41,46 Euro hat die Salzgitter-Aktie damit aber immer noch um über 20% nachgegeben.