Saint-Gobain will australischen Mitbewerber CSR übernehmen

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Der französische Baustoff-Konzern Compagnie de Saint-Gobain SA (kurz: Saint-Gobain) will seine Aktivitäten in Down-Under ausbauen und den führenden australischen Baustoff-Hersteller CSR Limited übernehmen.

So bestätigte Saint-Gobain am vergangenen Mittwoch (21.02.2024), dass es dem Vorstand der CSR Limited ein nicht bindendes, indikatives Übernahmeangebot unterbreitet hat. Danach bietet Saint-Gobain den CSR-Aktionären 9,00 australische Dollar (AUD) in bar für jede Aktien an.

Bei 477,4 Mio. ausstehender CSR-Aktien bewertet die Offerte den australischen Baustoffhersteller mit 4,3 Mrd. AUD bzw. 2,6 Mrd. Euro. Doch bevor ich Ihnen weitere Details aus dem nicht bindenden Angebot erläutere, möchte ich Ihnen die beiden Baustoff-Konzerne näher vorstellen.

Die beteiligten Unternehmen im Kurzporträt

Die im französischen Courbevoie bei Paris ansässige Saint-Gobain ist laut eigenen Angaben Weltmarktführer im Bereich des nachhaltigen Bauens. Entstanden als Spiegelglas-Manufaktur in 1665 entwirft, fertigt und vertreibt der französische Konzern Materialien und Dienstleistungen für den Bau- und Industriemarkt.

Zu den auch hierzulande bekanntesten Marken des französischen Konzerns gehören u.a. Rigips-Gipsplatten, Isover-Dämmstoffe, Ecophon-Akustikdecken, Saint-Gobain Bauglas, Sekurit-Fahrzeugglas, Norton-Schleifmittel und HKO-Hochtemperaturdichtungen.

Saint-Gobain ist weltweit in 75 Ländern vertreten. Der Hauptsitz des französischen Baustoff-Konzerns in Deutschland befindet sich in Aachen. Das Unternehmen beschäftigt weltweit etwa 168.000 Mitarbeiter, davon 8.300 in Deutschland.

Im Geschäftsjahr 2022 erwirtschaftete Saint-Gobain einen Jahresumsatz von 51,2 Mrd. Euro. Der operative Gewinn (EBIT) lag bei 4,75 Mrd. Euro.

CSR Limited ist ein führendes Baustoff-Unternehmen in Australien und Neuseeland. Das Unternehmen mit Sitz in North Ryde, einem Vorort von Sydney, stellt Bauprodukte für Wohn- und Gewerbebau her. Darüber hinaus ist CSR auch an der Tomag-Aluminiumhütte in New South Wales beteiligt.

Zu den Produkten bzw. Marken der Australier gehören u.a. GyprockTM Gipskartonplatten, BradfordTM Isolierung, CemintelTM Faserzement, Hebel Betonplatten, PGHTM Bricks, MonierTM-Dächer und AFS-WanderungssystemeTM.

Neben den Bauprodukten, die im Geschäftsjahr 2022/23 78% des operativen Gewinns ausmachten, ist CSR auch in den Bereichen Immobilien (20% des EBITs) sowie in der Aluminiumherstellung (2%) tätig.

CSR wurde 1855 gegründet und beschäftigt aktuell etwa 3.000 Mitarbeiter. Diese haben im Geschäftsjahr 2022/23, das am 31.03.2023 endete, einen Jahresumsatz von 2,6 Mrd. AUD (etwa 1,57 Mrd. Euro) erwirtschaftet. Das waren gut 13% mehr als im Vorjahr.

Das EBIT lag bei 330 Mio. AUD (etwa 200 Mio. Euro), ein Plus von gut 9% im Vergleich zum Geschäftsjahr 2021/22.

Weitere Details aus dem Übernahmeangebot

Die Übernahmeofferte von 9,00 AUD für jede CSR-Aktie beinhaltet einen Übernahme-Aufschlag von 33% bezogen auf den Schlusskurs der CSR-Aktie vom 20.02.2024, dem letzten Börsentag vor Bekanntgabe des Übernahmeangebots.

Wie CSR in einer Pressemitteilung bestätigte, gingen der Abgabe des unverbindlichen Saint-Gobain-Angebots ein früheres indikatives Angebot und eine Verhandlungsphase voraus. Nach Überprüfung des Vorschlags hat der CSR-Vorstand einstimmig entschieden, Saint-Gobain im Rahmen einer Due-Diligence-Prüfung Einblick in seine Bücher zu gewähren.

Beide Parteien betonen in ihren Mitteilungen, dass es aktuell keine Gewissheit gibt, dass das nicht bindende, indikative Übernahmeangebot zu einem verbindlichen Angebot für CSR führen wird.

So reagierte die Börse

Der Kurs der CSR-Aktie legte am 21.02.2024, dem Tag der Bekanntgabe des unverbindlichen Übernahmeangebots, an der australischen Börse in Sydney 17,4% zu und ging mit 7,95 AUD aus dem Handel. Am darauffolgenden Tag legte der Kurs weitere 5,1% zu und lag bei Börsenschluss bei 8,36 AUD.

Damit liegt der CSR-Kurs nur noch geringfügig unter den unverbindlich gebotenen – aber noch nicht offiziell vereinbarten – 9,00 AUD. Die Anlieger sind offenbar davon überzeugt, dass eine Übernahmevereinbarung zustande kommen und die anschließende Übernahme auch problemlos über die Bühne gehen wird.

So kann es weitergehen

Ob die Vorstände beider Unternehmen eine Übernahmevereinbarung unterzeichnen werden, hängt jetzt maßgeblich vom Ergebnis der Due-Diligence-Prüfung ab, die Saint-Gobain jetzt bei CSR durchführt.

Fällt diese positiv aus, werden konkrete Übernahmeverhandlungen geführt, aus der dann eine verbindliche Übernahmevereinbarung resultieren wird. Danach müssen noch die CSR-Aktionäre sowie die beteiligten Aufsichtsbehörden der möglichen Übernahme zustimmen.