SAF Holland – Gewinnsprung trotz teurer Cyberattacke

Inhaltsverzeichnis

Der LKW-Zulieferer SAF Holland hat einen Blitzstart ins Jahr 2023 hingelegt. Selbst ein Cyberangriff konnte das im SDAX notierte Unternehmen nicht so richtig bremsen.

Übernahme des Bremsenherstellers Haldex vollzogen

Auch wenn es der Name vermuten lässt, dass SAF Holland ein niederländischer Konzern ist – das ist falsch. Das in Bessenbach bei Aschaffenburg beheimatete Unternehmen hat den zweiten Teil seines Firmennamens vielmehr vom früheren US-amerikanischen LKW-Zulieferer Holland. Mit ihm hatte sich die deutsche SAF-Gruppe Ende 2005 zu SAF-Holland zusammengeschlossen.

In  den Jahren danach hat das Unternehmen mit  Zukäufen seine Marktstellung nach und nach weiter verbessert. Zuletzt wurde der schwedische Bremsen-Spezialist Haldex gekauft und ist seit dem 21. Februar 2023 im Zahlenwerk des LKW-Zulieferers enthalten. Das hat im Quartalsbericht für die ersten drei Monate bereits tiefe Spuren hinterlassen.

Deutlicher Umsatzanstieg

Der Umsatz kletterte um 29,9% auf 480,4 Millionen Euro, wozu Haldex 59,1 Millionen Euro beisteuerte, also gut 12%. Organisch, also ohne Einbeziehung der Schweden und währungsbereinigt, hätte das Wachstum 10,8% betragen. Die Nachfrage der LKW- und Trailer-Industrie nach Achs- und Federungsystemen war besonders in Amerika und Asien-Pazifik hoch, wobei Indien herausragte, weil dort der Staat Infrastrukturmaßnahmen angestoßen hat.

In der Region EMEA, also Europa, Arabien und Afrika, verlief das Geschäft verhaltener. Ohne einen Cyberangriff auf das IT-System von SAF Holland im März hätte das Geschäft noch mehr gebrummt. Das Management geht von einem Umsatzausfall von rund 40 Millionen Euro aus, der aber im zweiten und dritten Vierteljahr größtenteils aufgeholt werden dürfte.

Konzernergebnis klettert um fast die Hälfte

Noch weitaus stärker als mit dem Umsatz ging es mit den Erträgen aufwärts. Das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) schnellte um 84,6% auf 43,4 Millionen nach oben, die EBIT-Marge von 6,4% auf 9,0%. Hier spielte eine Rolle, dass im Vergleichsquartal, also in den ersten drei Monaten 2022, die Gewinne durch stark gestiegene Stahl-, Fracht- und Energiekosten belastet waren. Die höheren Aufwendungen konnte SAF Holland erst in den Quartalen danach über Preiserhöhungen an die Kunden weitergeben.

De Finanzierungskosten der Haldex-Übernahme  und höhere Zinsen führten zu einer deutlichen Verschlechterung des Finanzergebnisses, das von -2,8 Millionen Euro auf -10,2 Millionen Euro abrutschte. Da auch die Steuerquote über der von 2022 lag, blieb beim Konzerngewinn unter dem Strich mit 19,5 Millionen Euro „nur“ ein Plus von 48,9% übrig. Das Ergebnis je Aktie stieg dadurch von 29 Cents auf 43 Cents. Bereinigt weist SAF Holland eine Zunahme des Gewinns um 63,6% auf 54 Cents je Aktie aus.

Besonders imponierend nimmt sich der operative Cashflow von 5,4 Millionen Euro nach minus 10 Millionen Euro ein Jahr zuvor aus. Neben den höheren Gewinnen hat dazu das konsequente Finanzmanagement beigetragen.

75 Prozent Kursgewinn in den letzten 12 Monaten

Bereits Anfang Mai hatte der Konzern vorläufige Zahlen für das erste Quartal vorgelegt, die heute im Großen und Ganzen bestätigt worden sind. Gleichzeitig wurde der Ausblick konkretisiert. Die damaligen Aussagen hat das Management nun bekräftigt.

Der Umsatz soll eher das obere Ende der Spanne von 1,8 bis 1,95 Milliarden Euro erreichen (nach 1,56 Milliarden Euro 2022), und die bereinigte EBIT-Marge soll bei 7,5% bis 8,5% angesiedelt sein. 2022 waren es 8,0%. Obwohl die Zahlen und der Ausblick größtenteils bekannt waren, ist der Aktienkurs von SAF Holland im Vormittagshandel weiter geklettert um  rund 3,5% auf Notierungen von knapp 13 Euro. Einschließlich der Dividendenausschüttung von 60 Cents je Aktie hat der Anteilschein damit fast wieder das Jahreshoch von 13,80 Euro erreicht. In den letzten 12 Monaten hat sich die Aktie um über 75% verbessert und zählt damit zu den stärksten SDAX-Werten.