Robinhood: Trump-Effekt im Chart erkennbar

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Die Figur des Robin Hood durchlief in der englischen Literatur eine faszinierende Wandlung: Während die ältesten Balladen aus dem 15. Jahrhundert ihn als brutalen Wegelagerer niedriger Herkunft darstellen, der Adlige und Geistliche mit mittelalterlicher Grausamkeit überfiel, entwickelte sich sein Image über die Jahrhunderte stetig zum Positiven, nach dem Prinzip „den Reichen nehmen und den Armen geben“.

Geschäftsmodell Payment for Order Flow

Heute bedient sich der US-amerikanische Neobroker “Robinhood” des positiv besetzten Namens und verzichtet auf Handelsgebühren bei der Orderabwicklung. Er generiert seine Haupteinnahmen durch den Verkauf von Nutzerdaten an große Handelsunternehmen (Payment for Order Flow, kurz PFOF) und durch die gewinnbringende Anlage von Kundengeldern. Gewinn erwirtschaftet das Unternehmen aus Menlo Park in Kalifornien noch nicht, aber die Verluste werden kleiner und – wie Sie weiter unten im Chart sehen –hat das innovative Geschäftsmodell offensichtlich die Fantasie der Börsianer geweckt.

Unternehmensentwicklung Robinhood | Quelle: aktienscreener.com

Für den Nutzer besteht der Nachteil darin, dass der Neobroker seine Order an spezielle Handelsplätze weiterleitet, an denen es meist deutlich schlechtere Kurse als im regulären Handel gibt. Da dieses Preismodell die wirklichen Kosten verschleiert, will es die Europäische Union verbieten, allerdings müssen die Mitgliedsstaaten bis Juni 2026 nicht einschreiten. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin will sich bis dahin auch zurückhalten. In den USA wurde ein Verbot ebenfalls diskutiert, ist aber nach dem Wahlsieg Donald Trumps wohl hinfällig.

Bitcoin-Entwicklung und Trump-Effekt

In den letzten 12 Monaten stieg die Robinhood-Aktie um 300, der Bitcoinkurs „nur“ um 144 Prozent. Die beiden korrelieren stark, zumal sich das Unternehmen auch mit Kryptowährungen intensiv beschäftigt. Zudem profitiert es eindeutig vom Ausgang der US-Präsidentenwahlen. Noch Ende Oktober hatte sie mit einem deutlichen Abschlag auf die Meldung der Quartalszahlen reagiert, nachdem die Erwartungen der Analysten verfehlt wurden. Die Börsianer rechnen damit, dass Trump die Deregulierung vorantreibt und beim Verbraucherschutz eher blind ist. Dass er Kryptomärkte stärken will, ist ebenfalls kein Geheimnis und so gab es bei der Robinhood-Aktie ein kleines Kursfeuerwerk nach dem Wahlsieg.

Robinhood (ISIN US7707001027) – 1 Jahr im Tageschart | Quelle: aktienscreener.com

Nach der jüngsten Kursrallye könnten Long-Einstiege nach Rücksetzern zur jüngsten Kurslücke wieder für interessant werden.

Fazit

Deregulierungen können für Aktien wie Robinhood viel bewirken und vielleicht bleiben Praktiken wie PFOF auch über 2026 in der EU erlaubt. Bitte verstehen Sie dies aber nicht als Empfehlung, einen Account bei einem Neobroker zu eröffnen.