Rivian – Tesla-Rivale kommt nicht in Fahrt

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Beim Börsengang im Herbst 2021 galt der US-Elektroautobauer Rivian Automotive als möglicher großer Konkurrent für Tesla. Die Hoffnungen schwinden aber zusehends – und haben nach den Zahlen für 2022 und dem Ausblick auf 2023 einen weiteren Dämpfer erhalten. Die Aktie stürzt ab.

90 Prozent Kursverlust seit November 2021

Kurz nach dem Börsendebut hatte Rivian kurzzeitig eine Marktkapitalisierung von über 160 Milliarden Dollar erreicht und war damit nach Tesla und Toyota das drittwertvollste Autounternehmen der Welt. Die Hoffnungen vieler Anleger waren groß, dass Rivian eine Entwicklung wie Tesla in den Jahren zuvor hinlegen würde. Zumal mit Amazon und Ford zwei potente Großanleger und Geldgeber mit an Bord waren.

Aber seither geht es mit dem Aktienkurs von Rivian Automotive fast nur noch bergab – von über 130 Dollar auf aktuell nicht einmal mehr 18 Dollar. Und der Börsenwert liegt mit nur noch knapp 17 Milliarden Dollar um fast 90% unter dem Spitzenniveau von November 2021.

Für sich allein betrachtet nehmen sich die gestern nach dem Wall-Street-Börsenschluss veröffentlichten Zahlen von Rivian fantastisch aus: Der Umsatz explodierte förmlich von 55 Millionen Dollar 2021 auf 1,66 Milliarden Dollar 2022. Allerdings hatte das junge Unternehmen erst im Herbst 2021 mit der Serienproduktion begonnen. Der Umsatz lag damit immerhin nicht weit von den durchschnittlichen Analystenschätzungen entfernt, die 1,73 Milliarden Dollar betragen hatten.

Die Zahl der produzierten Autos verfehlte mit 24 337 die Schätzungen und das eigene Ziel von 25 000 Fahrzeugen zwar nur knapp. Aber lediglich gut 20 000 der im vorigen Jahr produzierten SUVs, Pick Ups und Fahrzeuge für Amazon wurden auch ausgeliefert.

Verlust je Aktie nimmt auf 7,40 Dollar ab

Besonders enttäuschend  sah es im vierten Quartal 2022 aus, als der Umsatz mit 663 Millionen Euro um rund 80 Millionen niedriger ausfiel als vorausgesagt. Insgesamt verzeichnete Rivian 2022 einen Nettoverlust von 6,75 Milliarden Dollar und traf damit die Analystenschätzungen ziemlich genau.

Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich immerhin von einem Riesenverlust von 22,98 Dollar 2021 auf „nur noch“ minus 7,40 Dollar 2022. Hohe Kosten, Lieferkettenprobleme, mehrere Rückrufaktionen und eine zweitweise wetterbedingte Werksschließung trugen zu den herben Einbußen bei. Dadurch sowie durch weiter hohe Investitionen reduzierte sich der Cash-Bestand deutlich – von 18,1 Milliarden Dollar auf 11,6 Milliarden Dollar.

Produktionsziel für 2023 wird kräftig gestutzt

Das Rivian-Management verfehlt auch mit seinem Ausblick auf 2023 weitgehend die Erwartungen. Vor allem das Produktionsziel von 50.000 Fahrzeugen enttäuscht.  Das würde zwar eine Verdoppelung im Vergleich zu 2022 bedeuten – aber Analysten hatten mit über 67.000 Autos kalkuliert. Der Elektroautobauer wird, so die Firmenprognose, auch in diesem Jahr gegen erhebliche Lieferkettenprobleme ankämpfen müssen, hat aber auch Maßnahmen zur Kostensenkung eingeleitet. Im nachbörslichen Handel an der Nasdaq stürzte der Kurs von Rivian Automotive um bis zu 8,4% auf Kurse um 17,70 Dollar ab.