Rio Tinto-Aktie: Lithium-Projekt Rincon – Update für Sie

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Rio Tinto ist eines der wenigen großen Bergbauunternehmen, das aktiv auf Lithium setzt. Während zum Beispiel der Erzrivale BHP den Rohstoff meidet und lieber auf den Düngerstoff Kali als neues Standbein setzt, sieht Rio-Chef Jakob Stausholm großes Potenzial in dem Batteriemetall.

Nun hat Rio Tinto ein wichtiges Update in diesem Kontext veröffentlicht, das Sie als Anleger unbedingt kennen sollten. Im Mittelpunkt steht das Projekt Rincon in Argentinien. Der Standort befindet sich im Herzen des sogenannten Lithiumdreiecks und bietet eine umfangreiche, bislang unerschlossene Lithiumsole. Rio Tinto hatte das Projekt 2022 von Rincon Mining gekauft – für 825 Millionen USD.

Rio Tinto und Rincon: Zunächst 3.000 Tonnen Lithiumcarbonat pro Jahr

Der Clou: Vor Ort soll nicht nur der Rohstoff selbst gefördert, sondern auch eine Anlage gebaut werden, in der batteriefähiges Lithiumcarbonat produziert werden kann. Dieser Stoff kann letztendlich an die Batterie- bzw. Autobranche verkauft werden. 2022 hatte der Minengigant bereits eine Absichtserklärung mit den US-Autobauer Ford geschlossen, wonach die Amerikaner möglicherweise zum Hauptkunden des Lithiumprojekts werden könnten.

Pro Jahr plant Rio Tinto die Produktion von zunächst 3.000 Tonnen Lithiumcarbonat. Im Vergleich zu den großen Akteuren der Branche wird sich das britisch-australische Minenunternehmen damit eher auf den hinteren Rängen positionieren. Der Branchenführer Albemarle etwa kam 2023 auf einen Output von insgesamt mehr als 200.000 Tonnen (Lithiumcarbonat-Äquivalent).

Jadar-Projekt auf Eis: Rincon als Lithium-Hoffnungsschimmer

Für Rio Tinto jedenfalls ist Rincon eine Art Ausweichprojekt. Eigentlich hatte der Konzern in Serbien mit Jadar ein wesentlich größeres Lithium-Engagement auf dem Schirm. Durchschnittlich 57.500 Tonnen Lithiumcarbonat sollte Jadar pro Jahr über einen Zeitraum von 40 Jahren hervorbringen. Doch die Lizenzen für das Milliardenprojekt wurden von der serbischen Regierung 2022 wegen erheblicher Proteste der Bevölkerung entzogen.

Auch wenn Rio Tinto das Projekt in Serbien noch nicht gänzlich aufgegeben hat und immer noch versucht, die Bevölkerung und Politik via Marketingkampagnen von den ökonomischen Vorteilen zu überzeugen, liegt die Hoffnung nun größtenteils auf Rincon.

Inbetriebnahme noch für 2024 angedacht

Schauen wir uns aber nun das kürzlich veröffentlichte Update an. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters kommen die Arbeiten rund um Rincon sehr gut voran. Das heißt: Die Lithiumcarbonatanlage wird voraussichtlich noch bis Ende 2024 in Betrieb gehen. Um die Inbetriebnahme zu realisieren, wird Rio Tinto bis Jahresende 350 Millionen USD investieren.

Zudem besteht die Möglichkeit, das Projekt zu erweitern. Mit der auf 3.000 Tonnen pro Jahr ausgelegten Produktionsanlage würde eine vollständige Ausbeutung der Lithiumreserven von Rincon aus eigener Kraft extrem lange dauern. Daher prüft Rio Tinto den zusätzlichen Aufbau einer sogenannten direkten Lithiumextraktion, die ebenfalls Lithiumcarbonat in Batteriequalität liefern kann. Bei diesem Verfahren wird Lithium aus der Sole mithilfe eines Adsorptionsmitel herausgelöst. Damit könnten die Kapazitäten von Rincon perspektivisch auf 50.000 Tonnen Lithiumcarbonat pro Jahr ansteigen. Damit würde Rio Tinto zu den mittelgroßen Playern aufschließen können, auch wenn ein solcher Ausbau noch einige Jahre in Anspruch nehmen würde.

Quo vadis Lithiumpreis?

Ob sich das neue Geschäft für Rio Tinto am Ende lohnen wird, bleibt freilich abzuwarten. Im Chart sehen Sie die Entwicklung des Lithiumpreises auf 1-Jahres-Sicht (Lithiumcarbonat in CNY pro Tonne, Stand: 20.03.2024, 10:00 Uhr):

Quelle: Trading Economics (https://tradingeconomics.com/commodity/lithium)

Deutlich wird der starke Rückgang der Preise – auch bedingt durch das hohe Angebotswachstum rund um den Globus und die zuletzt in einigen Volkswirtschaften eher strauchelnde Nachfrage nach Elektroautos. Immerhin: Ganz rechts im Chart sehen Sie, dass der Lithiumpreis in den letzten Wochen zumindest wieder etwas steigen konnte, wenngleich auf einem immer noch relativ niedrigen Niveau.

Rio-Chef Jakob Stausholm jedenfalls zeigte sich kürzlich zuversichtlich. Der Manager betonte auf der Bergbaukonferenz PDAC, dass die Welt im Idealfall wesentlich mehr Batteriekapazität brauche. Dabei gehe es nicht nur um Akkus für Elektroautos, sondern auch um stationäre Stromspeicher. Stausholm spielt damit vor allem auf Batteriesysteme für gewerbliche und private Photovoltaikanlagen an, und damit einen Markt, dem enorme Wachstumschancen zugeschrieben werden. Die Welt brauche deshalb mehr Lithium, so sein Schluss.

Mein Fazit Für sie

Zunächst: Dass sich Rio Tinto ein neues Standbein aufbaut, ist prinzipiell eine gute Nachricht. Mit der Diversifizierung verschafft sich der Konzern mehr Flexibilität und neben Kupfer, Nickel und Aluminium einen weiteren Hebel für die Energiewende.

Meiner Meinung nach ist Lithium immer noch ein sehr interessanter Rohstoff. Zwar sind die Preise nach der (übertriebenen) Rallye 2021 und 2022 deutlich gesunken. Doch das Potenzial für Preissteigerungen ist derzeit vorhanden. Wenngleich ein Wachstum auf alte Höchststände auf absehbare Zeit unrealistisch erscheint, dürfte Lithium in den kommenden Jahren durchaus Renditen abwerfen. Berücksichtigen Sie als Anleger, dass die Marktpreise zunächst volatil bleiben dürften – und wohl erst später eine nachhaltige Festigung auf höherem Niveau eintreten wird.