Rémy Cointreau – Kater nach dem Gewinnrausch

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Und darauf einen Dujardin:) – das mag sich wohl das Management des französischen Spirituosen-Konzerns Rémy-Cointreau gesagt haben, als es die Zahlen für das Geschäftsjahr 2022/2023 begutachtet hat. Da wimmelt es nur so vor Rekorden. Aber beim Ausblick ist man nicht so zum Feiern aufgelegt. Denn in der ersten Hälfte des neuen Geschäftsjahrs 2023/2024 droht Ungemach.

Ein Jahr der vielen Rekorde

In dem am 31. März 2023 zu Ende gegangenen Geschäftsjahr hat das Pariser Unternehmen nach eigenen Angaben  in vielen Bereichen  neue Höchstleistungen erzielt:  Beim Umsatz, bei der Brutto-Gewinnmarge, bei der Netto-Gewinnmarge,  beim Ergebnis je Aktie, bei der Dividende und beim Marktanteil für das vor allem Männer Getränk Cognac und für Liköre ging es hochprozentig nach oben.

Aber der Reihe nach: Der Nettoumsatz kletterte um 17,9% auf 1,55 Milliarden Euro. 10,1% davon waren organisches Wachstum. Damit liegen die organischen Umsätze um 43,6% höher als vor Corona – also im Jahr 2019/2020. Dazu hat das Likör-Segment um Cointreau am meisten beigetragen. Es wuchs 2022/2023 um 18,7%, während die Cognac-Sparte um Rémy Martin und Louis XIII „nur“ um 7,6% zulegen konnte.

Allerdings hat das Cognac-Segment 71% zum Gesamtumsatz beigetragen. Bei den Regionen stach das Wachstum in China hervor, wo der französische Konzern erhebliche Marktanteilsgewinne verbuchen konnte. Aber auch im restlichen Asien ging es steil bergauf.

Über ein Drittel mehr Gewinn je Aktie

Noch besser sieht es beim Gewinn aus. Das operative Ergebnis stieg um 28,5% auf 429,6 Millionen Euro, die operative Marge um 2,3 Prozentpunkte auf 25,5%. Vor Steuern blieben sogar 33,2% mehr übrig, nämlich 408,9 Millionen Euro. Und da die Steuerquote mit 28,4% niedriger war als im Geschäftsjahr zuvor mit 31,1%, schnellte der Konzerngewinn um 38,3% auf 293,8 Millionen Euro nach oben.

Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich um 37,5% auf 5,79 Euro. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Vor-Corona-Jahr 2019/2020. Die Aktionäre sollen davon 2 Euro normale Ausschüttung plus einen Euro Sonderdividende erhalten.

Amerika-Geschäft belastet das neue Geschäftsjahr

So toll wie 2022/2023 wird es aber bei Rémy Cointreau nicht weitergehen. Davor hatte das Management bereits vor einem Monat gewarnt und einen heftigen Kurssturz ausgelöst. Das erste Halbjahr, also die Zeit vom 1. April bis zum 30. September, werde durch eine Normalisierung des US-Geschäfts nach dem heftigen Anstieg der Jahre zuvor und dem dadurch erreichten hohen Vergleichsniveau geprägt sein. Aber in der zweiten Geschäftsjahreshälfte soll es dann wieder aufwärts gehen, auch weil dann das Vergleichsniveau in den USA wieder normal sei. Die Aktie von Rémy Cointreau wagte nach den endgültigen Zahlen eine kleine Erholung nach dem tiefen Fall. Der Kurs, der Anfang Mai nach der Gewinnwarnung von knapp 180 Euro auf bis zu 143 Euro eingebrochen war, zog heute im frühen Handel aber um rund 2% auf Notierungen zwischen 146 und 148 Euro an.