Qualcomm vor Neubewertung? Plattform statt Modemlieferant

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Qualcomm entwickelt und lizenziert Chipsätze und Funktechnologien, die weltweit in Milliarden Geräten stecken – von Smartphones über Autos bis hin zu vernetzten Industrieanlagen. Das Herzstück ist die Snapdragon-Plattform, die Rechenleistung, Grafik und 5G-Kommunikation vereint. Doch an der Börse steht das Unternehmen unter Druck: Die Aktie hat zuletzt deutlich nachgegeben, da Apple plant, seine Modemchips künftig selbst herzustellen. Das ist zweifellos ein Risiko. Wer jedoch nur auf diese Schlagzeile schaut, übersieht, was bei Qualcomm gerade wirklich passiert.

Strategiewechsel: Vom Modemhersteller zur Plattform

Der Schlüssel zum Investment Case liegt in der technologischen Breite. Qualcomm ist schon lange nicht mehr nur ein Zulieferer für Smartphones. Mit der Snapdragon-Plattform bietet das Unternehmen ein einzigartiges Komplettpaket aus CPU, GPU und 5G-Modem, das nicht nur für Handys, sondern auch für PCs, Autos und das industrielle Internet der Dinge (IoT) geeignet ist. Diese Kombination können weder Intel noch AMD oder Nvidia bieten. Und das kommt an: Während das Geschäft mit Handychips schwächelt, wachsen die Sparten Automotive und IoT jeweils zweistellig – in der Auto-Sparte sogar um fast 60 %.

Gleichzeitig baut Qualcomm auch auf der Softwareseite aus. Durch Zukäufe wie Edge Impulse und FocusAI entstehen neue Anwendungen für Sicherheit, Videoanalyse und künstliche Intelligenz – direkt an der Datenquelle, ohne Umweg über die Cloud („Edge AI“).

Bewertung: Zu billig für das, was kommt

Trotz aller Fortschritte wird Qualcomm an der Börse nach wie vor wie ein zyklischer Zulieferer bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis des freien Cashflows liegt bei rund 14 – ein Witz im Vergleich zu Nvidia oder AMD. Selbst konservative Bewertungsmodelle zeigen, dass der faire Wert deutlich höher liegen dürfte, teilweise sogar doppelt so hoch wie der aktuelle Kurs.

Fazit: Qualcomm ist ein Tech-Konzern im Wandel – und genau dieser Wandel wird derzeit massiv unterschätzt. Natürlich gibt es Risiken, etwa durch Apple oder Margendruck in einzelnen Segmenten. Doch unterm Strich entsteht hier eine Plattform, die neue Branchen erobert. Für Trader mit Weitblick könnte genau das den entscheidenden Unterschied machen.