Pinduoduo-Aktie: War der Crash massiv übertrieben?

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Kaum eine andere Tech-Aktie hat in den letzten zwei Jahren eine solch turbulente Achterbahnfahrt hingelegt wie der chinesische E-Commerce-Betreiber Pinduoduo.

Schauen Sie sich einfach diese Aktienkurse an:

  • 38 US-Dollar (Anfang 2020)
  • 180 US-Dollar (Anfang 2021)
  • 58 US-Dollar (Anfang 2022)

Deutlich zu sehen: Als Plattform für den Online-Handel hatte Pinduoduo stark von der Corona-Krise und dem Stay-at-Home-Trend profitiert. Doch die Rallye fand im letzten Jahr ein jähes Ende – als Chinas Behörden auch das junge Unternehmen aus Shanghai ins Visier nahmen.

Pinduoduo-Aktie: Analysten sehen hohes Kurspotenzial

Für länger engagierte Anleger ist das natürlich ein Desaster. Für Sie persönlich kann sich der Crash aber zu einer lukrativen Einstiegsmöglichkeit wandeln. So gilt Pinduoduo bei vielen Analysten derzeit als die am stärksten unterbewertete chinesische Tech-Aktie. Laut Marketscreener liegt das durchschnittliche Kursziel der Experten mehr als 80 Prozent über dem Niveau vom 3. Januar 2022.

Grund genug, dass wir uns heute Pinduoduo einmal etwas genauer anschauen. Das Unternehmen wurde erst 2015 gegründet, konnte in den letzten Jahren aber massiv wachsen. Inzwischen ist Pinduoduo neben Alibaba und JD.Com der wichtigste Player im chinesischen Online-Handel.

Günstiges Einkaufen im Team

Dabei ist die junge Firma nicht bloß ein Klon der beiden genannten Platzhirsche. Pinduoduo geht nämlich einen etwas anderen Weg. Das Unternehmen ist im Prinzip eine Social-E-Commerce-Plattform, also eine Mischung aus sozialen Netzwerken und dem Online-Handel. Hierfür kooperiert Pinduoduo mit dem chinesischen Tech-Giganten Tencent.

Dieser stellt unter anderem seinen populären Kommunikationsdienst „WeChat“  zur Verfügung. Der Clou: Dort können sich Pinduoduo-Kunden zusammenschließen, um auf der E-Commerce-Plattform mit Sammelbestellungen Rabatte zu erzielen – Teamkäufe also.

Doch der Reihe nach: Auf Pinduoduo bieten Händler Produkte unterschiedlichster Kategorien an. Darunter Kosmetik, Haushaltswaren, Bekleidung, Schuhe, Autozubehör, Möbel und nicht zuletzt Lebensmittel. Nutzer können diese Waren einzeln oder eben via Teamkauf erwerben.

Sieht ein Kunde ein interessantes Produkt, kann er dieses direkt über „WeChat“ seinen Freunden empfehlen und diese zum Kaufen einladen. Sobald eine ausreichende Anzahl an Käufern erreicht ist, verringert sich der Endpreis.

Chinas Behörden ist das ein Dorn im Auge

Bei den Verbrauchern kommt das Prinzip jedenfalls hervorragend an. Kaum eine andere chinesische Tech-Firma hat während der Corona-Krise einen solchen Zulauf erlebt wie Pinduoduo. Mittlerweile greifen mehr als 700 Millionen Menschen monatlich auf die Plattform zurück.

Für das börsennotierte Unternehmen und die Anleger ist das ein Glücksfall – wären da nicht Chinas Behörden. Diese sehen im Wachstum von Pinduoduo nämlich eine Gefahr, vor allem im Bereich der Lebensmittel. Die Befürchtung: Pinduoduo könnte den Preis für Nahrungsmittel langfristig so weit drücken, dass die Erzeuger, aber auch der stationäre Handel, wirtschaftlich auf der Strecke blieben.

Deshalb will die Zentralregierung in Peking die Marktmacht der Plattform eindämmen und verhängte Strafen gegen das Unternehmen. Wie eingangs erwähnt krachte die Aktie daraufhin dramatisch ein.

Pinduoduo auf Linie

Die Angst vor der Regulierungswut ist jedenfalls deutlich sichtbar, nicht nur an der Börse. Wie andere betroffene Tech-Konzerne hat Pinduoduo unlängst angekündigt, eine Milliardensumme für die Entwicklung der ärmeren ländlichen Regionen Chinas bereitzustellen. Eine Good-Will-Aktion, die dem Unternehmen durchaus eine signifikante Delle in den Bilanzen bescheren wird.

Tatsächlich dürfte die Zeit des ungebrochenen Wachstums bei Pinduoduo zu Ende sein. Chinas Staatschef Xi Jingping kritisierte zuletzt die „irrationale Kapitalexpansion“ und das „barbarische Wachstum“ der chinesischen Tech-Konzerne. Dieses stehe im Widerspruch zum allgemeinen Wohlstand, so der mächtigste Mann der Volksrepublik. Pinduoduo muss sich also auf weitere Maßnahmen einstellen.

Aber was heißt das nun für die Aktie?

Wie eingangs erwähnt sehen viele Analysten hohes Potenzial für das Papier. Der Grund: Zwar werden die Maßnahmen aus Peking Pinduoduo zweifelsohne ausbremsen. Doch das Ausmaß des Aktiencrashs könnte zu viel des Pessimismus gewesen sein.

Schauen Sie: Im dritten Quartal 2021 konnte Pinduoduo seinen Umsatz um satte 51 Prozent auf umgerechnet 3,3 Milliarden US-Dollar steigern. Das Wachstum hat sich damit zwar verlangsamt, blieb aber auf einem hohen Niveau. Unterm Strich verdiente der Konzern in Q3 254 Millionen Dollar. Zum Ende des Quartals lagen die liquiden Mittel bei knapp 9,68 Milliarden Dollar.

Mein Fazit für Sie

Pinduoduo kann sich also auf eine solide Bilanz stützen und hat immer noch ausreichend Geld für Investitionen. Für Sie als Anleger besonders interessant: Die Investitionen sollen sich künftig weniger auf Vertrieb und Marketing konzentrieren, sondern eher auf Forschung und Entwicklung. Dabei wird es etwa um digitale Dienste für die Landwirtschaft gehen, die die Effizienz der Ernte verbessern sollen.

Natürlich will Pinduoduo damit der Pekinger Regierung entgegenkommen. Doch auch für den Konzern selbst birgt diese neue Strategie Potenzial. Pinduoduo könnte sich in den nächsten Jahren zu einem wichtigen Technologieanbieter für die Landwirtschaft entwickeln. Gepaart mit dem weiterhin soliden Online-Handel ist das eine hervorragende Ausgangslage, die meiner Meinung nach im Aktienkurs aktuell bei weitem nicht eingepreist ist.

Selbstredend müssen Sie als Anleger bei Pinduoduo ein relativ hohes Risiko einkalkulieren. Entscheidend werden nun die nächsten Schritte Pekings sein. Hier könnte es durchaus zu weiteren kurzfristigen Kursrücksetzern kommen.

Achten Sie deshalb unbedingt auf die Nachrichtenlage, um einen möglichst lukrativen Einstiegspunkt zu erwischen.