Pfeiffer Vacuum  – Luftlos

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Auch ohne Luft lässt sich gut leben – wie der Vakuum-Spezialist Pfeiffer Vacuum Technology im Geschäftsjahr 2022 eindrucksvoll bewiesen hat. Trotzdem werden die Aktionäre nur mit einer schmalen Dividende bedacht.

Rekordjahr bei Umsatz und Aufträgen

Das im hessischen Aßlar ansässige SDAX-Unternehmen stellt Hochvakuumpumpen für Zukunftstechnologien wie die Elektromobilität, die Mikrochip-Herstellung und die Biotechnologie her und bezeichnet sich als einen der weltweit führenden Anbieter von Vakuumlösungen.  2022 war nach 2021 ein erneutes Jahr der Rekorde. Das gilt vor allem für den Umsatz,  das Volumen neuer Bestellungen und den Auftragsbestand.

Beim Umsatz ging es um 18,8% auf knapp 917 Millionen Euro nach oben. Mehr als die Hälfte der Verkaufserlöse trug der Bereich Halbleiter und Zukunftstechnologien bei, der um 19,8% auf gut 471 Millionen Euro wuchs. Das zweite Segment Analytik, Industrie und Forschung und Entwicklung expandierte mit plus 17,8% etwas schwächer und erreichte einen Umsatz von knapp 446 Millionen Euro.

Am bestem lief es in Amerika mit einer Steigerung um 29,1% auf 252 Millionen Euro. Hier spielten Währungseffekte, also der  gegenüber dem Euro starke Dollar, eine gewichtige Rolle. Die umsatzstärkste Region Asien legte dagegen „nur“ um 11,1% auf 358 Millionen Euro zu, Europa verbesserte sich um 20,7% auf 306 Millionen Euro.

Ergebnis je Aktie klettert um fast 40 Prozent

Noch höher als beim Umsatz waren die Steigerungen beim Gewinn. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern kletterte um 28,2% auf 119,4 Millionen Euro. Der Gewinn vor Steuern schnellte sogar um 39,3% auf 86,4 Millionen Euro nach oben. Das entspricht einem Ergebnis je Aktie von 8,75 Euro nach 6,28 Euro im Jahr zuvor.

Die Aktionäre sollen trotz dieser hohen Gewinnzuwächse nur 11 Cents Dividende je Aktie bekommen –  nach noch stolzen 4,08 Euro für 2021.  Das Management begründet den schon zuvor angekündigten Schritt mit höheren Investitionen, beispielsweise im IT-Bereich, mit denen sich Pfeiffer Vacuum „für Marktanteilsgewinne und langfristiges, gesundes Wachstum“ positionieren wolle. Das Unternehmen möchte 2023 zusätzlich 100 Millionen Euro investieren.

Inwieweit die Dividendenkürzung mit dem vorige Woche angekündigten Plan eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags mit dem Großaktionär Busch-Gruppe zusammenhängt, ist unklar. Busch hält über seine Tochter Pangea 62,7% an Pfeiffer Vacuum. Falls die Hauptversammlung am 2. Mai 2023 zustimmt, gilt ein Barabfindungsangebot von 133,07 Euro – bzw. jährliche Ausgleichszahlungen an die außenstehenden Aktionär von 7,93 Euro je Aktie.

Wenig Zuversicht für das Geschäftsjahr 2023

Wie sieht es im laufenden Geschäftsjahr aus? Obwohl der SDAX-Wert 2022 einen Rekord-Bestelleingang von über 1,1 Milliarden Euro einfuhr und der Auftragsbestand mit knapp 503 Millionen Euro ebenfalls so hoch wie noch nie war, geht das Management für 2023 „nur“ von einem Konzernumsatz etwa  in Höhe der 2022er-Erlöse aus.

Vor allem in der Halbleiterindustrie beobachtet Pfeiffer Vacuum eine Abschwächung der Nachfrage. Beim Gewinn herrscht ebenfalls wenig Optimismus, die operative EBIT-Marge soll von 13% auf 12% zurückgehen, da die inflationsbedingten Kostensteigerungen voraussichtlich nicht voll an die Kunden weitergegeben werden könnten.  Die Aktie von Pfeiffer Vacuum bewegt sich im frühen Vormittagshandel kaum und notiert auf einem Niveau von 156 bis 157 Euro.  Nach der Festlegung des Abfindungsangebots und der Ausgleichszahlungen ist die Luft aus dem SDAX-Wert ziemlich heraus. Der Kurs liegt aktuell weit unter dem Ende 2021 erzielten Dreijahreshoch von 222 Euro.