paragon – Vorstand hält Aktie für unterbewertet

Inhaltsverzeichnis

Der Delbrücker Autozulieferer Paragon hat im ersten Halbjahr 2023 Umsatz und Ertrag gesteigert und die Verschuldung abgebaut. Die Prognose für das Gesamtjahr bleibt unverändert.

Verkauf eines Geschäftsbereichs an VW-Tochter abgeschlossen

Ganz einfach interpretieren lässt sich der Zwischenbericht des Unternehmens, das für die Autoindustrie Sensorik- und Akustik-Komponenten herstellt und auch ins Batteriegeschäft eingestiegen ist, beileibe nicht. Das liegt daran, dass paragon im Mai den Geschäftsbereich Digitale Assistenz an die Volkswagen-Tochter Cariad veräußert und dabei einen Verkaufserlös von rund 40 Millionen Euro erzielt hat. Deshalb lassen sich die Zahlen nur bedingt mit denen des Vorjahrs vergleichen. Das Unternehmen präsentiert deshalb zum besseren Verständnis zwei Vergleichsebenen.

Die erste ist das „fortgeführte Geschäft“, also nach der Herausrechnung der Umsatz- und Ergebnisbeiträge des inzwischen abgegebenen Bereichs Digitale Assistenz. Da kletterte der Umsatz in der ersten Jahreshälfte um 7,3% auf 86,6 Millionen Euro. Im zweiten Quartal betrug das Plus jedoch nur 0,5% auf 41,7 Millionen Euro. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte im Halbjahr um 26% auf 8,1 Millionen Euro zu, im zweiten Vierteljahr allein sogar um 63,1% auf 4,2 Millionen Euro.

Konzernergebnis von Sonderfaktoren beeinflusst

Das Konzernergebnis der fortgeführten Bereiche fiel dagegen noch tiefer ins Minus: von -3,7 auf – 5,6 Millionen Euro oder von -0,81 Euro je Aktie auf -1,24 Euro. Für die Verschlechterung spielen einmalig anfallende Kosten in Höhe von 3,5 Millionen Euro für die Zwischenfinanzierung der vollständigen Rückzahlung einer Schweizer-Franken-Anleihe eine entscheidende Rolle.

Rechnet man den Anteil des nicht fortgeführten Geschäfts hinzu, der ja im Halbjahr noch weitgehend an paragon fiel, sieht die Lage wesentlich rosiger aus: Hier drehte das Konzernergebnis von -2,7 Millionen Euro auf +1,4 Millionen Euro in die Gewinnzone, ausgedrückt in das Ergebnis je Aktie von -0,60 Euro auf +0,31 Euro.

Schuldenberg um die Hälfte abgetragen

Die größten Fortschritte hat paragon dank der Kaufpreiserlöse (die letzte Rate von 4,7 Millionen Euro hat das Unternehmen im Juli erhalten, also erst im dritten Quartal) bei der Verschuldung gemacht. Vor allem durch die Rückzahlung und Teil-Rückzahlung von Anleihen konnte der Schuldenberg von über 121 Millionen Euro Ende 2019 auf unter 60 Millionen Euro zum 30. Juni 2023 mehr als halbiert werden.

Für das Gesamtjahr 2023  lässt das Management von paragon die Prognose unverändert: Der Umsatz soll rund 170 Millionen erreichen und der operative Gewinn (EBITDA) 20 bis 25 Millionen  Euro, also deutlich mehr als 2022 mit 16,3 Millionen Euro. Die Anleger honorieren die Zahlen und den Ausblick im Vormittagshandel mit einem Anstieg um rund 6% auf Kurse knapp über 5,80 Euro. Für den Vorstand von paragon ist die Aktie damit aber immer noch klar unbewertet. Der Kurs spiegle „den fairen Wert und die positive Unternehmensentwicklung noch nicht vollständig wider“.