Optimismus herrscht vor
Nach dem kurzen „Luft holen“ nach Rekordständen an der Wall Street ist die Stimmung unter Anlegern wieder leicht optimistisch – wenn auch mit angezogener Handbremse. Die US-Indizes legten zum Wochenstart moderat zu: der Dow Jones schloss 0,15 % höher bei 46.316 Punkten, der S&P 500 kletterte um 0,26 % auf 6.661 Zähler und der Nasdaq 100schaffte ein Plus von 0,44 % auf 24.611 Punkte. Besonders spannend: Dem Nasdaq fehlten zwischenzeitlich nur 40 Punkte zum Rekordhoch von vergangener Woche.
Die Hoffnung auf sinkende US-Zinsen bleibt im Hintergrund bestehen, doch aktuell kreist das Geschehen um den drohenden US-Shutdown. Historisch gesehen haben solche Haushaltsblockaden die Börsen eher kurz als nachhaltig belastet. Dass es nun sogar ein Treffen zwischen Präsident Trump, Demokraten und Republikanern im Weißen Haus geben soll, sorgt für einen Funken Entspannung.
Auch in Asien bleiben die Märkte nervös – die chinesischen Einkaufsmanagerindizes senden widersprüchliche Signale. Während die staatlichen Daten auf schwache Industrie hindeuten, zeichnen private Umfragen ein optimistischeres Bild. Anleger hoffen, dass Peking im Zweifel weitere Konjunkturhilfen nachschiebt. In Japan und Südkorea enttäuschten dagegen die jüngsten Konjunkturdaten.
Der deutsche DAX tut sich weiterhin schwer. Zum Wochenauftakt bewegte er sich kaum und schloss bei 23.745 Punkten – exakt auf Höhe des Freitagsniveaus. Heute dürften vor allem Inflations- und Einzelhandelsdaten aus Deutschland für neue Impulse sorgen.
Unternehmensnachrichten & Einzelaktien
Die Wall Street hatte ihre klaren Gewinner: Technologiewerte setzten die Anleger in Kauflaune. Nvidia gewann 2,1 % und kratzt wieder am Rekordhoch, auch Microsoft, Cisco und Amazon legten zwischen 0,6 und 1,1 % zu.
Für Schlagzeilen sorgte Electronic Arts (EA): Nach Medienberichten über eine Übernahmeofferte kam nun die Bestätigung – der Spielehersteller wird für rund 55 Milliarden Dollar von einem Konsortium um den saudischen Staatsfonds übernommen. Die Aktie sprang daraufhin um satte 4,5 % nach oben.
Noch spektakulärer ging es bei Merus zu: +36 %, nachdem Genmab den niederländischen Krebsmedikamenten-Entwickler für 8 Milliarden Dollar kaufen will. Dagegen ein regelrechter Absturz bei Moonlake Immunotherapeutics: Fast 90 % Kursverlust, nachdem Studienergebnisse zu einem Hautmedikament enttäuschten.
In Deutschland steht heute die Thyssenkrupp-Marinewerft TKMS im Rampenlicht. Beim Kapitalmarkttag soll es um prall gefüllte Auftragsbücher, Branchen-Konsolidierung und natürlich den anstehenden Börsengang im Oktober gehen.
Und am Abend schaut alles auf Nike: Der Sportartikelriese öffnet die Bücher. Analysten erwarten einen Umsatzrückgang um 5 %. Die Konkurrenz durch Marken wie On und Hoka macht Druck, ebenso wie US-Zölle und schwankende Nachfrage in China. Dazu dürfte die neue Kooperation mit Kim Kardashians Marke Skims Thema werden.
Politischer Einfluss
Die Politik bleibt der große Unsicherheitsfaktor – allen voran der US-Haushaltsstreit. Gelingt in Washington keine Einigung bis Mittwoch, droht der Shutdown. Währenddessen gießt Präsident Trump zusätzlich Öl ins Feuer: Neue Handelszölle auf Holz und Holzprodukte verschlechtern das Klima zwischen den USA und ihren Handelspartnern.
In Europa richtet sich der Blick heute auf die deutsche Inflation. Ein leichter Anstieg auf 2,3 % wird erwartet – der erste Zuwachs in diesem Jahr. Für die EZB dürfte das die Diskussion um den geldpolitischen Kurs beleben.
In Australien und Japan stehen wiederum Zinsentscheidungen im Mittelpunkt. Die Reserve Bank of Australia dürfte stillhalten, die Bank of Japan wird angesichts schwacher Konjunkturdaten wohl ebenfalls vorsichtig agieren.
Fazit
Die Börsen zeigen sich derzeit zwischen Rekordlaune und Politikfrust. Technologiewerte bleiben die Stars, politische Risiken aber das Damoklesschwert. Für Anleger heißt das: aufmerksam bleiben, aber nicht in Panik verfallen – Gelassenheit scheint das Motto der Woche.