Online Finanztrainings: Vorsicht Abzocke

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Die Corona-Pandemie hat einen regelrechten Börsenboom ausgelöst. Im globalen Krisenjahr 2020 sprachen Experten laut ntv.de vom größten Ansturm von Privatanlegern auf die Börsen seit langem. Das war im traditionell aktienskeptischen Deutschland ein absolutes Novum.

Was meist junge Anleger in Massen an die Börse trieb, blieb letztendlich unklar. Es wird vermutet, dass viele während des ersten Lockdowns aus Langeweile begannen, mit Aktien zu zocken. Die jungen Leute sahen das Investieren als eine Art Spiel mit der Chance auf reale Gewinne.

Manche der Börsenneulinge sind tatsächlich konservativ eingestellt. Sie sind an einem langfristigen Vermögensaufbau für die Altersvorsorge interessiert. Manche werden jedoch ausschließlich von der Gier angetrieben. Sie sind auf der Suche nach dem schnellen Geld. Sie wollen reich werden, ohne hart arbeiten zu müssen.

Getrieben von der großen Gier

Als während der Corona-Pandemie das Interesse an Investments stieg, dachten sich einige clevere Köpfe: In dieser Zeit des Wandels gibt es bestimmt Bedarf an Online-Schulungen für lukrative Geldanlagen. Die Idee eines Online-Angebots, das Börseneinsteigern zeigt, wie sie ihre Ersparnisse gewinnbringend anlegen, ist ohne Frage gut. Allerdings nur dann, wenn neben der Gier auch noch andere Aspekte eine Rolle spielen würden, allen voran die Sicherheit.

Die Finanztrainings, die mehr und mehr auf den Markt kommen, sind jedoch oft eher fragwürdig. Menschen mit dem Traum vom schnellen Geld werden gnadenlos abgezockt.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) warnt beispielsweise vor einer Zusammenarbeit mit der Online-Finanzakademie IM Mastery Academy der International Markets Live aus New York.

Teilnehmer der Akademie zahlen pro Monat umgerechnet rund 230 Euro und sollen im Gegenzug angeblich lernen, mit Währungen zu handeln, zum Beispiel mit Kryptowährungen. Es gibt Lernvideos, Apps, Live Trainings im Internet und Veranstaltungen vor Ort, zum Beispiel in Deutschlands Finanzmetropole Frankfurt.

Neue Mitglieder anwerben und das große Geld verdienen

Bei den Veranstaltungen wird dann klar, worum es eigentlich geht. Es sollen neue, zahlende Mitglieder angeworben werden, denn dafür würde es angeblich eine Menge Kohle geben. Wer genügend Leute anwirbt, braucht den komplizierten Handel mit Währungen eigentlich nicht mehr.

Wortgewandte Menschen auf der Bühne versprechen mit psychologischen Motivationssprüchen ein Leben in Saus und Braus. In Wahrheit ist das mehrstufige Vergütungssystem für das Anwerben neuer Kunden ein Schneeballsystem. Neben der Bafin warnen inzwischen auch Verbraucherschützer, Stiftung Warentest und andere Aufsichtsbehörden vor der IM Mastery Academy.

„Gerade der Handel mit Währungen ist schwierig“, erklärt Renate Daum, Expertin für Geldanlagen bei der Stiftung Warentest auf tagesschau.de. Damit ließen sich kaum Gewinne erzielen. Müssten Mitglieder dann noch viel Geld für Trainingskurse ausgeben, würden sie schnell verlieren. „Deshalb ist es ein Warnzeichen, wenn auf Veranstaltungen die Gier von Leuten angefacht wird, sodass sie gar nicht mehr klar denken können“, heißt es weiter.

Wie Sie unseriöse Angebote erkennen

Bevor Sie für ein Online-Angebot rund um lukrative Finanzanlagen bezahlen, sollten Sie ganz genau hinschauen und die Seriosität unbedingt prüfen. „Wenn ein Geschäftsmodell nur darauf beruht, dass immer neue Mitglieder angeworben werden, damit Geld ins System kommt, sollten alle Alarmglocken läuten“, warnt Verbraucherschützerin Daum auf tagesschau.de.

Darüber hinaus sollten Sie immer checken, wer der vermeintliche Trainer eigentlich ist. Seriöse Anbieter erklären in der Regel, warum sie Anlagetipps geben können und diese Aussagen lassen sich anhand seriöser Quellen nachvollziehen. Dimitri Speck, Chefanalyst von Sicheres Geld, dem Beratungsdienst für kritische Anleger, die aktiven Vermögenschutz wollen, ist beispielweise ein erfahrener Marktanalytiker und Chef-Entwickler der Website Seasonax, auf der interessierte Anleger saisonale Studien nachlesen oder mit über 20.000 Instrumenten selbst durchführen können.