Ölpreis steigt, Spannungen auch, Börsen fallen

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Nach einem kurzen Höhenflug scheint dem DAX die Puste auszugehen. Das nächste Zwischentief bei 23.740 ist schon in Sichtweite. Zur Erinnerung: Noch vor einer Woche thronte der DAX auf seinem Rekordhoch bei 24.479 Punkten. Der Rückfall unter die 21-Tage-Linie zeigt: Die Rallye hat einen Boxenstopp eingelegt.

Auch an der Wall Street bröckelte der Optimismus. Die Techwerte hatten kurz Hoffnung geschöpft – Stichwort Handelsdeal mit China – doch der Effekt verpuffte schnell. Der Nasdaq 100 schielte zwar über die 22.000-Punkte-Marke, fiel dann aber wieder zurück. Offenbar war das „Abkommen“ nicht viel mehr als alter Wein in neuen Schläuchen.

In Asien folgte Katerstimmung auf den kurzen Handelsrausch: Tokio, Hongkong und Shanghai zeigten sich am Donnerstagmorgen unentschlossen bis schwach. Neben dem schwankenden Deal-Geplänkel zwischen den USA und China drücken auch neue Geopolitik-Sorgen aus dem Nahen Osten: Die Atomgespräche mit dem Iran sind gescheitert, die Ölpreise steigen – und damit wächst die Nervosität.

Unternehmensnachrichten: Von Flugzeugen, Cloudträumen und Katzenfutter

Airbus hebt ab

Der Flugzeugbauer Airbus sieht rosige Zeiten voraus: Bis 2044 sollen 43.400 neue Jets gebraucht werden – das sind 1.000 mehr als im letzten Jahr prognostiziert. Besonders gefragt: kleinere Maschinen wie die A320neo, die auf Kurzstrecken zuhause sind. Allerdings: Zwischen Traum und Takeoff liegt noch die Realität – etwa in Form von Lieferkettenproblemen, die Airbus und Konkurrent Boeing seit Corona im Griff haben.

Oracle mit Cloud in der Sonne

Oracle zeigt sich optimistisch – zumindest, wenn es um Cloud-Rechenzentren geht. Das IaaS-Geschäft soll im neuen Geschäftsjahr über 70 % wachsen. CEO Safra Catz verspricht „dramatisch höhere“ Umsätze – und Anleger glauben ihr: Die Aktie legte nachbörslich um sechs Prozent zu. Mit ein bisschen Rückenwind winkt bald wieder ein Börsenwert von 500 Milliarden Dollar.

Chewy enttäuscht – das Fell wird dünn

Ganz anders lief es bei Chewy. Der Onlinehändler für Tierbedarf musste kräftig Federn lassen: minus 11 % nach schwacher Bruttomarge, dürftigem Cashflow und einer „naja“-Prognose. Offenbar reicht Katzenstreu allein nicht aus, um Aktionäre zu beeindrucken.

Politischer Einfluss: Trump zündelt, Anleger zögern

Wenn Donald Trump redet, hören die Märkte hin – und oft zucken sie dann auch zusammen. Seine Ankündigung, in den kommenden zwei Wochen neue Handelszölle zu verschicken, sorgte für Stirnrunzeln. Seine Haltung ist klar: „Take it or leave it“ – viel Raum für Verhandlung lässt das nicht. Das angebliche Handelsabkommen mit China wirkt unter diesen Umständen wie ein Kartenhaus im Gegenwind.

Auch geopolitisch wird’s brenzlig: Die USA evakuieren Teile ihres Personals aus dem Irak, während Israel droht, den Iran anzugreifen, sollte kein Atomdeal zustande kommen. Die Folge: steigende Ölpreise – und wachsende Unsicherheit.

Derweil schüren die US-Verbraucherpreise vorsichtige Zinshoffnungen. Die Inflation stieg im Mai moderater als erwartet. Vier Monate in Folge milde Zahlen – das klingt nach Spielraum für die Fed. Aber: Die Commerzbank bremst die Fantasie – nächste Woche werde wohl noch keine Zinssenkung kommen.

Fazit: Nervöse Welt, wacklige Märkte

Zwischen Luftfahrtvisionen, Cloud-Wachstum und geopolitischen Spannungen steht der Donnerstag ganz im Zeichen der Unsicherheit. Anleger halten die Füße still – und das ist vielleicht gar keine schlechte Idee.