Ölkonzern zündet Lithium-Turbo: Das steckt dahinter!

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Bislang konzentrierte sich der Beitrag von Exxon Mobil zur Dekarbonisierung hauptsächlich auf die Abscheidung von Kohlendioxid in Industriebetrieben. Doch nun hat der Ölgigant plötzlich ein weiteres Asset im Rahmen der Energiewende auf dem Schirm. Vielleicht ahnen Sie es schon: Es geht um Lithium.

Tatsächlich hatte es bereits im Mai Medienberichte gegeben, die nahelegen, dass Exxon in das Geschäft mit dem Batteriemetall eingestiegen ist. Für den Ölkonzern wäre das ein absolutes Novum. Laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ (WSJ) hat sich Exxon die Bohrlizenzen für ein Gebiet im US-Bundesstaat Arkansas (Projekt „Smackover“) gesichert. Dort sollen große Lithium-Mengen in Salzablagerungen schlummern.

Lithium: Exxon Mobil führt offenbar Gespräche mit möglichen Abnehmern

Vor wenigen Tagen gab es nun neue Informationen zur ambitionierten Lithium-Offensive des Ölgiganten. Wie „Bloomberg“ berichtet, befindet sich Exxon Mobil gar schon in Gesprächen mit möglichen Abnehmern. Zu den Interessenten sollen demnach namhafte Autokonzerne wie Tesla, Ford oder Volkswagen gehören. Aber auch wichtige Player aus der Batterieindustrie wie Samsung oder SK.On sind laut Bloomberg an den Gesprächen beteiligt.

Die Nachrichtenagentur beruft sich indes auf Insiderquellen. Bis zum Redaktionsschluss dieser Newsletter-Ausgabe (04.08.2023, 12:00 Uhr) hatte sich keine der mutmaßlich beteiligten Parteien gegenüber Bloomberg zu den Vorgängen geäußert.

Der plötzliche Sinneswandel von Konzernboss Darren Woods

Für Exxon jedenfalls scheint das Ganze keine bloße Spielerei zu sein. Vielmehr sieht der Konzern im Lithium erhebliches Potenzial, auch weil sich hier offenbar Synergien bieten. Konzernchef Darren Woods hatte zuletzt gegenüber Analysten betont, dass die Verarbeitung der Sole zur Gewinnung von Lithium mit vielen Assets im Einklang stehe, bei denen Exxon ohnehin bereits führend sei. Der Manager spielte damit wohl auf die Raffinerien und Chemieanlagen des Konzerns an, die auch in der Lithiumverarbeitung eine Rolle spielen könnten.

Die Aussagen von Woods sind umso beachtlicher, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass der Manager noch vor einigen Jahren erhebliche Kritik an der Elektromobilität geäußert hatte. Kaum verwunderlich, treiben die Elektroautos doch einen wichtigen Abnehmermarkt von Exxon allmählig ins Abseits – die fossilen Kraftstoffe für Verbrennungsautos. Inzwischen scheint bei Woods aber die Erkenntnis gereift zu sein, sich der Elektromobilität nicht mehr verschließen zu können. Vielmehr will der CEO nun die Geschäftspotenziale dieser Transformation selbst abgreifen.

Exxon will in Arkansas offenbar auf DLE-Verfahren setzen

Wie aus weiteren Medienberichten hervorgeht, kooperiert Exxon in Arkansas unter anderem mit dem Unternehmen Tetra Technologies, um das rund 25 Quadratkilometer große Areal zu erschließen. Vor Ort soll übrigens die sogenannte DLE-Technologie zum Einsatz kommen. Zur Lizenzierung der Technologie führt Exxon derzeit offenbar Gespräche mit dem kanadischen Lithiumspezialisten International Battery Metals.

Bei diesem Verfahren (Direct Lithium Extraction) wird die Sole zu einer Verarbeitungsanlage gepumpt. Dort kommt dann ein spezielles Material – zum Beispiel ein Harz – zum Einsatz, um lediglich das Lithium aus der Sole herauszulösen. Die genutzte Sole kann schließlich wieder in das Grundwasser eingeleitet werden.

Damit unterscheidet sich DLE grundlegend vom konventionellen Lithium-Abbau in Salzseen. Hier wird die Sole in großen Teichen verdunstet, um das Lithium zu extrahieren. Das geht mit teils erheblichen Umweltbelastungen einher. DLE gilt deshalb als ökologisch sinnvollere Alternative. Bis dato ist die Technologie aber kaum in industriellem Maßstab verbreitet. Exxon Mobil könnte hier einer der Vorreiter sein.

Lizenzgebiet vielversprechend

Der Ölkonzern hat die Bohrlizenzen für das Gebiet in Arkansas übrigens von der Explorationsfirma Galvanic Energy gekauft. Diese hat nach eigenen Angaben bereits recht umfangreiche Erkundungen auf dem Areal durchgeführt, die durchaus Hoffnung auf satte Erträge schüren, was Exxons Kaufentscheidung sicherlich positiv begünstigt haben dürfte.

Mitte 2022 hatte Galvanic in einer Pressemitteilung konstatiert, dass das Areal mit dem Projektnamen „Smackover“ rund 4 Millionen Tonnen an Lithiumcarbonat-Äquivalent enthalte. Das würde laut dem Unternehmen ausreichen, um 50 Millionen Elektroautos zu versorgen. Die Lagerstätte habe zudem eine Lithiumkonzentration von durchschnittlich 325 mg/l. Das sei einer der höchsten bislang gemeldeten Werte für nordamerikanische Solen, so Galvanic.

Im Bild sehen Sie indes eine von Galvanic bereits errichtete Bohranlage am Standort „Smackover“:

Quelle: Galvanic Energy (https://www.galvanicenergy.com)

Exxon-Aktie: mein Fazit für Sie

Auch Exxon Mobil muss seine Zukunft überdenken. Der Konzern tut also gut daran, sich an dynamischen Märkten rund um die Dekarbonisierung und Energiewende zu beteiligen. Während die großen Konkurrenten aus Europa in diesem Kontext vor allem auf die erneuerbaren Energien setzen, will Exxon nun offenbar neben der CO2-Abscheidung auch ins Geschäft mit Energiewendemetallen bzw. Lithium einsteigen.

Auch wenn es noch viele Fragezeichen gibt (wird Exxon den Abbau selbst betreiben oder nur die Weiterverarbeitung?), wäre das Lithium-Engagement meiner Meinung nach eine gute Maßnahme, um das traditionell eher schwerfällige Geschäft des Mega-Konzerns im Zuge der Energiewende sinnvoll zu diversifizieren.

Für die langfristige Perspektive der Aktie ist das Ganze also eine positive Nachricht – und somit auch für Ihre Renditechancen.