Novo Nordisk geht auf Schopping-Tour

Smartphone mit Novo Nordisk Logo in der Hand vor verschwommenem, buntem Hintergrund.
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Novo Nordisk, der dänische Pharmariese, bekannt für seine dominierende Stellung im Diabetes- und Adipositasmarkt, hat sich mit Akero Therapeutics, einem aufstrebenden US-Biotech-Unternehmen, zusammengetan. Der Kaufpreis? Bis zu 5,2 Milliarden Dollar. Ein mutiger Schritt, der nicht nur die Expansion in die Lebertherapie signalisiert, sondern auch die Ambitionen des neuen Firmenchefs Mike Doustdar unterstreicht. Es ist nicht nur ein Kauf, es ist eine Kampfansage an alle, die glauben, der Hype um Adipositas und ihre Begleiterkrankungen sei vorbei.

Der dänische Gigant und der kalifornische Rohdiamant

Auf der einen Seite steht Novo Nordisk, das Paradebeispiel eines Big Pharma-Players. Ihr Geschäftsmodell ist so solide wie ein dänischer Backsteinbau: Fokus auf Diabetes und Adipositas. Mit dem GLP-1-Wirkstoff Semaglutid (bekannt als Ozempic und Wegovy) haben sie den globalen Markt für Gewichtsmanagement revolutioniert. Ihre Pipeline ist prall gefüllt, aber die Strategie ist klar: Von der Blutzuckerkontrolle zur Behandlung der Folgen von Übergewicht.

Auf der anderen Seite: Akero Therapeutics, ein kalifornisches Biotech-Startup, das noch keinen Cent mit Produktverkäufen verdient hat. Das Geschäftsmodell von Akero ist die reine Forschung und Entwicklung eines einzigen, aber potenziell bahnbrechenden Medikaments: Efruxifermin (EFX). Dieser Wirkstoff zielt auf die Behandlung der Metabolic Dysfunction-Associated Steatohepatitis (MASH) ab, besser bekannt als die aggressive Form der Fettleberentzündung. Eine Krankheit, die sich anschickt, die Lebertransplantationen in den USA zu dominieren.

Die Hintergründe des Deals: Wegovy-Folge logisch

Warum legt Novo Nordisk diesen Scheck auf den Tisch? Weil MASH die logische, beinahe unvermeidliche Folge der globalen Adipositas-Epidemie ist – genau das Feld, das Novo mit seinen Kassenschlagern bestellt.

Die Dänen haben verstanden: Wer die Fettleibigkeit erfolgreich behandelt, muss auch die damit verbundenen Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) beherrschen. MASH ist der „nächste Blockbuster-Markt“. Zwar hat Novo selbst vielversprechende MASH-Kandidaten in der Pipeline, aber EFX von Akero ist in der Phase 3 der klinischen Entwicklung extrem vielversprechend. Es hat in früheren Studien gezeigt, dass es nicht nur die Entzündung, sondern sogar die Leberfibrose (Vernarbung) bei einem signifikanten Teil der Patienten zurückdrängen kann – ein echter Durchbruch in diesem Segment. Der Kauf ist daher eine klassische Pipeline-Akquisition: Man kauft sich einen potenziellen Best-in-Class-Kandidaten ein, um die eigenen Marktchancen exponentiell zu steigern und Rivalen wie Eli Lilly auf Abstand zu halten.

Der Kaufpreis: Ein stolzer Aufschlag mit Risikoprämie

Novo Nordisk greift tief in die Tasche. Die Übernahme bewertet Akero mit bis zu 5,2 Milliarden US-Dollar. Die Struktur des Deals hat es in sich:

  • Basispreis (Cash upfront): Novo zahlt zunächst 54 US-Dollar pro Aktie in bar. Dies entspricht einer Gesamtsumme von etwa 4,7 Milliarden US-Dollar und einem ordentlichen Aufschlag von rund 42% auf den Aktienkurs, bevor die ersten Spekulationen aufkamen.
  • Contingent Value Right (CVR): Zusätzlich erhalten Akero-Aktionäre eine sogenannte risikogewichtete Nachzahlung (CVR) von 6 US-Dollar pro Aktie (insgesamt 500 Millionen US-Dollar). Diese Prämie wird aber nur fällig, wenn Efruxifermin bis zu einem bestimmten Stichtag (voraussichtlich 2031) die Zulassung durch die US-Arzneimittelbehörde FDA erhält.

Dieser Mechanismus ist clever: Er mindert das Risiko für Novo, falls EFX in der Zulassung scheitern sollte, belohnt die Aktionäre von Akero aber für ihren Mut und das klinische Potenzial ihres Wirkstoffs.

Perspektiven: Chance oder Risiko?

Was bringt die Transaktion? EFX im Portfolio von Novo Nordisk könnte der Game Changer sein. Es im eigenen Haus zu haben, erlaubt es den Dänen, das Medikament strategisch mit ihren bestehenden GLP-1-Therapien (wie Wegovy) zu kombinieren. Denn: Übergewicht ist der Ursprung. Eine Kombinationstherapie – Abnehmen mit Wegovy plus Heilung der Leberschäden mit EFX – wäre eine Goldgrube und ein klinischer Volltreffer.

Kritiker bemängeln aber die hohen Kosten und den steinigen Weg bis zur Zulassung. Doch der Milliardenmarkt lockt so stark, dass Investoren und Analysten trotz Kursverlusten an die Wachstumsstory glauben. Sollte der Wirkstoff durchkommen, könnte Novo Nordisk damit viel mehr als nur den MASH-Markt aufmischen.