Netflix kann es doch noch: Worauf Sie jetzt achten sollten!

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Es geht also doch: Nachdem Netflix im ersten Halbjahr 2022 zum ersten Mal einen Rückgang der Abonnentenzahl hinnehmen musste, schaffte der Streaminganbieter sogleich wieder den Turnaround. Vor allem im Schlussquartal konnte Netflix durchaus positive Akzente setzen.

Netflix meldet starkes Abo-Plus in Q4 2022

Schauen Sie: Zwischen November und Ende Dezember gewann der US-Konzern summa summarum 7,6 Millionen neue Kunden hinzu. Zum Jahresende brachte es Netflix damit auf insgesamt 230,75 Millionen zahlende Nutzer – ein neuer Rekordwert. Positiv: Der Markt hatte dem Unternehmen einen solch großen Sprung in Zeiten stärker werdender Konkurrenz und hoher Inflation nicht zugetraut. So hatten Analysten an der Wall Street im Schnitt ein Plus von nur 4,57 Millionen Nutzern erwartet.

Entsprechend groß war nun die Überraschung. Nach Veröffentlichung der neuen Quartalszahlen schoss die Netflix-Aktie allein am 19. Januar um 8,5 Prozent auf rund 342 US-Dollar nach oben. Das ist trotzdem immer noch weit weniger als der Rekordwert vom November 2021, als das Papier zwischenzeitlich rund 680 Dollar wert gewesen war.

Der Streaming-Gigant kann es noch

Netflix begründete den Abo-Boost vor allem mit erfolgreichen Inhalten wie der populären Comedy-Horror-Serie „Wednesday“ und der vierten Staffel der Science-Fiction-Mystery-Serie „Stranger Things“. Beide  Inhalte haben es laut Konzernangaben bis dato auf weit mehr als 1 Milliarde Sehstunden gebracht. Gut lief demnach auch die Doku „Harry & Meghan“, in der das umstrittene Ehepaar Sussex seine Geschichte zum Besten gibt.

Netflix kann also auch nach all den Jahren mit interessanten Inhalten punkten – trotz der inzwischen sehr starken Wettbewerber. Das ist meiner Meinung nach das positivste Signal des neuen Zahlenwerks, zeigt es doch, dass von einer Untergangsstimmung absolut nicht die Rede sein kann.

Fragezeichen bei Werbemodell

Das Zahlenwerk des Streaming-Giganten hat aber auch seine Schattenseiten. Im Herbst hatte Netflix ein werbefinanziertes Abo auf den Markt gebracht. Das Kalkül: Durch den geringeren Preis sollen Kunden angelockt werden, die auch wegen der hohen Inflation nicht den Vollpreis bezahlen wollen oder können.

Ob das bis dato ein Erfolg war, blieb allerdings unklar. Netflix veröffentlichte keine konkreten Zahlen zum neuen Werbe-Abo. Nur so viel: Perspektivisch sollen mehr als 10 Prozent der Umsätze auf das werbefinanzierte Bezahlmodell entfallen. Dass Netflix hierzu keine Zahlen veröffentlicht, könnte ein Signal dafür sein, dass das alternative Payment-Modell noch nicht wirklich durchschlägt.

Bilanzzahlen schwach – aber nicht so schlecht wie erwartet

Apropos Umsatz: Das Wachstum der Erlöse konnte mit dem hohen Nutzerplus nicht mithalten. Im vierten Quartal steigerte Netflix seine Umsätze gegenüber dem Vorjahreszeitraum um nur rund 2 Prozent auf 7,85 Milliarden Dollar. Im Vergleich zu Q3 war das gar ein Rückgang. Immerhin übertraf das Unternehmen damit seine eigene Prognose – wenn auch nur marginal. Als positiv erwies sich unter anderem der wieder schwächere Dollar in Q4, was zu einer bilanziellen Erhöhung der Auslandseinnahmen führte.

Die Verschiebungen bei den Währungskursen haben allerdings auch einen negativen Effekt. Netflix hat milliardenschwere Schulden in Euro-Anleihen. Desto stärker der Euro gegenüber dem Dollar wird, desto höher wird dieser Schuldenberg. Das belastete das Nettoergebnis in Q4 deutlich. Demnach krachte der Gewinn unterm Strich von 607 auf nur noch 55 Millionen Dollar ein.

Rein operativ sieht das Ganze aber schon besser aus. Das Betriebsergebnis lag in Q4 bei 550 Millionen Dollar und damit zwar deutlich unten den vorherigen Quartalen, aber über den Prognosen des Marktes. Die entsprechende Marge fiel mit 7 Prozent ebenfalls besser aus als gedacht, auch wenn der Wert keine starke Profitabilität widerspiegelt.

Netflix verspricht schnelle Besserung

Zweifelsohne: Netflix hat keine herausragenden Zahlen veröffentlicht. Doch es lief in Q4 nicht so schlimm,  wie die meisten Analysten und auch der Konzern selbst befürchtet hatten. Für Optimismus ist jedenfalls gesorgt. Netflix erwartet auch durch das werbefinanzierte Abo einen Umsatzschub in Q3 2023. Demnach sollen die Erlöse auf 8,2 Milliarden Dollar ansteigen. Und auch beim Nettogewinn und Betriebsergebnis will der Konzern im laufenden Jahresviertel wieder zu alter Stärke zurückfinden.

Gleichzeitig hat sich Netflix an der Spitze eine Frischzellenkur verpasst. So leiten die beiden Netflix-Manager Ted Sarandos und Greg Peters seit Jahresanfang die Geschicke des Streaming-Giganten. Firmengründer Reed Hastings ist demnach als Vorstandschef abgetreten und künftig nur noch im Verwaltungsrat tätig.

Maßnahmen gegen Account-Sharing: Chance oder Falle?

Die neue Doppelspitze steht nun vor großen Herausforderungen – vor allem mit Blick auf das Account-Sharing. Nach Konzernangaben greifen weltweit rund 100 Millionen Haushalte auf ein fremdes Nutzerkonto zurück, um sich einen kostenlosen Zugang zu den Inhalten zu verschaffen. Das untergräbt das Geschäftsmodell von Netflix und sorgt dafür, dass dem Unternehmen hohe Einnahmen wegbleiben.

Nach Jahren der Tolerierung sagt Netflix dem Account-Sharing jetzt den Kampf an. Noch im ersten Quartal 2023 soll das Teilen eines Nutzerkontos unterbunden werden. Nutzer, die bis dato auf ein fremdes Abo zugegriffen hatten, müssen sich dann entweder einen eigenen Account erstellen oder können gegen eine Zusatzgebühr an dem Fremdaccount beteiligt bleiben.

Das Problem: Netflix erhofft sich dadurch zwar neue Umsatzimpulse. Es besteht allerdings die Gefahr, dass viele der bisherigen Fremdnutzer nicht dazu bereit sind, für die Inhalte überhaupt Geld zu bezahlen. Die Frequentierung auf der Plattform könnte also unterm Strich durch die neuen Maßnahmen zurückgehen.

Mein Fazit für Sie

Sie merken: Die Netflix-Aktie offenbart mit Blick auf das Werbemodell und die Folgen des Account-Sharing-Banns immer noch eklatante Fragezeichen. Ob die Aktie in diesem Umfeld weitere Akzente setzen kann, bleibt abzuwarten. Tatsächlich dürfte der Markt die künftige Dynamik nun weitestgehend eingepreist haben. Allzu große Kurssprünge sind daher meiner Meinung nach erst einmal eher unwahrscheinlich.

Die goldenen Zeiten der Aktie sind vorüber und Netflix hat sein Alleinstellungsmerkmal im Streaming-Geschäft längst eingebüßt. Auf längerfristige Sicht kann Ihnen die Aktie aber immer noch gewisse Renditen bescheren. Erwarten Sie von dem Papier aber lieber keine Wunder mehr.