Nemetschek will weiter deutlich wachsen

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Die Erholung der Baubranche lässt weiter auf sich warten und die Konjunkturaussichten sind unverändert durchwachsen. Dennoch zeigt sich der deutsche Nemetschek-Konzern zuversichtlich und will im laufenden Geschäftsjahr beim Wachstum nochmal einen draufsatteln. Die Wachstumsdynamik soll im Vergleich zum Vorjahr zulegen. Der Aktie konnte die Prognoseanhebung jedoch bislang keine positiven Impulse verleihen. In einem freundlichen Marktumfeld gaben die Papiere gestern leicht nach.

Nemetschek: Der familiengeführte Spezialist für Bausoftware

Bevor ich auf die neue Prognose eingehe, möchte ich Ihnen den Familienbetrieb (50,6% der Aktien befinden sich in Händen der Nemetschek-Familie) erst einmal näher vorstellen:

Nemetschek ist Europas größter Anbieter von Architektur- und Bausoftware. Die grafischen, analytischen und kaufmännischen Lösungen decken einen Großteil der gesamten Wertschöpfungskette am Bau ab – von der Planung und Visualisierung eines Gebäudes über den eigentlichen Bauprozess bis zur Nutzung. Die Produkte des Unternehmens sind bei mehr als sechs Millionen Kunden in 142 Ländern weltweit im Einsatz. Der Expansionsfokus liegt auf Amerika und Asien. Zuletzt beschäftigte der Münchener Konzern über 3.400 Mitarbeiter.

Hohe Wettbewerbs-Qualität

Die Vertriebs-Strategie der Firma ist ausgesprochen durchdacht und mündet in einer meist langanhaltenden Kundenbeziehung. Architekten und Ingenieure erlernen die Software bereits frühzeitig an Hochschulen, auch kostenlose Studenten-Versionen tragen frühzeitig zur Kundenbindung bei.

Mittlerweile liegt der Marktanteil in der D-A-CH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) bei bis zu 80% – die Nemetschek-Software hat sich zum Quasi-Standard entwickelt. Netzwerk-Effekte tragen zu weiterem Ausbau der Marktanteile bei.

Hohe Wechselkosten in Form neuer Lizenzen und der Aufwand ein neues Programm zu erlernen führen zu einer hohen Kundenloyalität. Diese kommt in einer niedrigen Wechselrate von ca. 5% und weniger zum Ausdruck. Zugleich investiert Nemetschek jährlich zwischen 20 und 25% der Umsätze wieder in die hauseigene Produkt-Entwicklung und versucht damit seine beeindruckende Marktstellung zu verteidigen.

Umsatz klettert um 8% in die Höhe

Zuletzt setzte sich die die Erfolgsgeschichte der Münchener ungebremst fort: Im abgelaufenen Geschäftsjahr kletterte der Umsatz um 8% (währungsbereinigt) auf 851,6 Millionen Euro. Dabei stieg der Anteil der wiederkehrenden Umsätze am Gesamtumsatz auf 76,6%. Das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag mit 257,7 Millionen Euro hingegen „nur“ hauchdünn über dem Vorjahresniveau (2022: 257 Mio. Euro). Die EBITDA-Marge betrug entsprechend 30,3% und lag damit wie im Oktober bereits konkretisiert am oberen Ende des Prognosekorridors von 28% bis 30%.

Unter dem Strich stand ein Jahresüberschuss von 161,3 Millionen Euro beziehungsweise ein Ergebnis von 1,40 Euro je Aktie in den Büchern des Unternehmens.

Wachstumsdynamik soll wieder zulegen

Jetzt äußerte sich der Bausoftware-Spezialist, gab einen positiven Ausblick und stellte eine Wachstumsbeschleunigung in Aussicht Der währungsbereinigte Umsatz soll 2024 zwischen 10% und 11% zulegen. Gleichzeitig wird eine EBITDA-Marge zwischen 30% und 31% erwartet. Für 2025 rechnet Nemetschek dann mit einem Umsatzplus im mittleren Zehnprozentbereich.

Analysten sind zurückhaltend

Derweil sind die Analysten zurückhaltend, was das Kurspotenzial der Aktie angeht. Laut der Nemetschek-Homepage liegt das Median-Kursziel mit 82 Euro sogar unter dem gestrigen Schlusskurs von 87,02 Euro. Dass eine hohe Geschäftsqualität ihren Preis hat, zeigt ein Blick auf die Bewertung der Aktie. Bei einem geschätzten Gewinn von 1,57 Euro je Aktie für 2024 (Quelle: de.marketscreener.com) liegt das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 55.