Neues Jahr, neue Impfstoffe: Moderna-Vakzin vor EU-Zulassung

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Das Jahr 2021 versprach zunächst ein hoffnungsfroheres zu werden als das zurückliegende, vom Pandemieschock geprägte 2020. Die Bilder aus Washington in dieser Woche sprechen jedoch eine andere Sprache und weisen eher auf schwierige Kontinuitäten hin als auf Neuanfang und Entspannung der allgemeinen Lage.

Moderna Impfstoff soll EU-Zulassung erhalten

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Die Impfkampagnen schreiten voran, die zuständige EU-Arzneimittelbehörde EMA hat in dieser Woche einen zweiten Impfstoff gegen Covid-19 zur Zulassung empfohlen. Bald dürften also auch Impfdosen des US-Herstellers Moderna verfügbar sein, die leichter zu handhaben sein sollen als der temperaturempfindliche Wirkstoff des Mainzer Unternehmens Biontech, der bislang verabreicht wird. Dadurch könnte sich das Impfgeschehen von mobilen Teams in Alten- und Pflegeheimen sowie regionalen Impfzentren künftig mehr auf die Hausarztpraxen verlagern und damit die Reichweite in der Fläche erhöhen.

In Großbritannien kommt unterdessen neben dem Präparat aus dem Hause Biontech/Pfizer seit rund einer Woche auch das Mittel zum Einsatz, das AstraZeneca in Kooperation mit der Oxford Universität entwickelt hat. Auch dieses Vakzin hat gute Chancen, bald in der EU verfügbar zu sein.

Wettlauf gegen die Zeit

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Das Infektionsgeschehen ist vielerorts außer Kontrolle, die Lockdown-Maßnahmen wurden in Deutschland noch einmal verlängert und verschärft, auch in anderen Ländern müssen die Menschen erhebliche Einschränkungen ihres Alltags hinnehmen. Während das Robert-Koch-Institut auch bei den Todesfallzahlen immer wieder traurige Rekorde, inzwischen im täglich vierstelligen Bereich, zu verkünden hat, laufen parallel die Impfkampagnen mit einigen Startschwierigkeiten an.

Dass zunächst zu wenig Impfstoff verfügbar sein würde, war von vornherein absehbar, wegen des holprigen Starts geraten nun Bundesgesundheitspolitiker Jens Spahn sowie die zuständigen Koordinatoren in den einzelnen Bundesländern unter Druck. Mit der bevorstehenden Zulassung weiterer Impfpräparate dürfte sich die Lage zwar perspektivisch im Laufe des Jahres entspannen, mit tatsächlich spürbaren Effekten wird allerdings erst in den Sommermonaten gerechnet. Bis Jahresende sollen möglichst alle, die geimpft werden möchten, die Spritzen erhalten haben.

Kursfeuerwerk bei Impfstoffherstellern

An den Börsen sorgen die Zulassungsbestrebungen ein ums andere Mal für Kursfeuerwerke bei den Aktien der Pharmaunternehmen. Einen ersten deutlichen Ausschlag nach oben verzeichneten die Hersteller bereits Ende November, Anfang Dezember, als die Zulassungsanträge publik wurden. Mit der Zulassungsempfehlung für den Wirkstoff von Moderna in der EU schoss die Aktie des Herstellers zwischenzeitlich um mehr als 10 Prozent in die Höhe.

Auch Biontech Aktien stehen weiter hoch im Kurs bei den Anlegern: Auf Wochensicht legte das Papier bis Freitagfrüh um 11 Prozentpunkte zu. Für zusätzliche Euphorie bei den Anlegern und Erleichterung bei den zuständigen Gesundheitspolitikern dürfte die Meldung gesorgt haben, wonach der Biontech Impfstoff auch gegen die bislang bekannten Mutationen des Coronavirus schützt. Insbesondere eine in Großbritannien wütende Variante des Virus hatte zwischenzeitlich für Grenzschließungen gesorgt. Die Mutation gilt als erheblich ansteckender als die bisherigen Virusvarianten, was Epidemiologen zufolge wiederum ein Herabsenken der Inzidenzzahlen in weitaus niedrigere Bereiche erfordert, um die Lage in den Griff zu bekommen.

Biontech-Erfolg: Hohe Nachfrage garantiert

Galt bislang eine Inzidenz von 50 Infektionen je 100.000 Einwohnern in 7 Tagen als Zielgröße in Deutschland, ist nun häufiger von 25, teils auch von 10 die Rede. Bis solche Sphären realistisch erreichbar sind, wird es allerdings wohl noch eine Weile dauern. Mit Kontaktbeschränkungen und mehr oder minder halbherzigen Lockdown-Regelungen allein ist das offensichtlich nicht zu schaffen.

Das gesellschaftliche Leben und etliche Wirtschaftszweige sind demnach angewiesen auf die erfolgreiche Herdenimmunisierung per Massenimpfung, und die hat gerade erst begonnen. Gemessen am global hohen Bedarf nach Vakzinen dürfen sich die Hersteller jedenfalls über eine stabil große Nachfrage freuen. Eine Erfolgsgeschichte, vor allem für Biontech: Der auf innovativen Technologien basierende Corona-Impfstoff ist das erste Produkt des recht jungen Unternehmens, das die breite Marktzulassung erreichen konnte.