Amazon räumt ab: Marktplatz, Prime und AWS sorgen für satte Gewinne

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Dass Amazon zu den großen Gewinnern der Pandemie gehören würde, kam wenig überraschend. Immerhin hat das Unternehmen allerlei zu bieten, was in Zeiten von Corona äußerst gefragt ist: eine umfassende Produktpalette, die nahezu sämtliche Shoppinggelüste abdeckt, ein eigenes Videostreamingangebot, um sich den Feierabend auf der Couch unterhaltsamer zu gestalten und für den neuerdings häufiger im Home Office organisierten Arbeitsalltag greifen immer mehr Firmen auf Amazon Web Services (AWS) zurück.

Die digitale Dienstleistungssparte hat sich auch im ersten Quartal wieder als die eigentliche Cash Cow erwiesen. Der Umsatz von AWS kletterte um knapp ein Drittel auf 13,5 Milliarden US-Dollar. Der Betriebsgewinn der Sparte lag mit 4,2 Milliarden Dollar sogar mehr als 35 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraums.

Amazon Bilanz: Rekordgewinn im Auftaktquartal

Insgesamt erwirtschaftete Amazon im Zeitraum von Januar bis Ende März Umsätze in Höhe von 108,5 Milliarden Dollar – im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht das einer Steigerung um satte 44 Prozent. Den Gewinn konnte der Konzern mehr als verdreifachen. Mit 8,1 Milliarden Dollar erzielte Amazon hier den höchsten Wert der Unternehmensgeschichte.

Der Erfolg soll sich fortsetzen: Amazon rechnet nach eigenen Angaben auch im laufenden Quartal mit einem Gewinn von bis zu 8,0 Milliarden Dollar. Die Umsatzprognose wurde zudem angehoben auf bis zu 116 Milliarden Dollar, Amazon rechnet hier mit einer Steigerung um 24 bis 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Durch die verstärkte Verlagerung von Einkäufen ins virtuelle Allround-Kaufhaus fühlten sich etliche Kunden zudem motiviert, ein Amazon Prime Abo abzuschließen. Neben kostenlosem Schnellversand erhalten Nutzer hierdurch auch Zugriff auf Musik- und Videostream-Angebote von Amazon. Frühere Erhebungen haben zudem nachgewiesen, dass Prime-Kunden im Schnitt deutlich mehr bei Amazon bestellen als andere Nutzer. Dementsprechend positiv dürfte die Zuwachsrate interpretiert werden: Zählte Amazon Prime zu Beginn des Pandemiejahres 2020 noch 150 Millionen registrierte Kunden, sind es ein Jahr später bereits stolze 200 Millionen Nutzerkonten.

Amazon Aktie: Steigender Kurs, höhere Ziele

Anleger zeigten sich erfreut über die Rekordergebnisse, die Amazon Aktie legte zeitweise deutlich zu. Auf Jahressicht notiert der Kurs rund 30 Prozent im Plus, binnen eines Monats konnten Anleger ihren Einsatz um 12 Prozent steigern. Auch Analysten reagierten umgehend auf die starke Bilanz: Unter anderem die britische Barclays Bank sowie die Schweizer Großbank Credit Suisse hoben jeweils ihre Kursziele für die Amazon Aktie an und bestätigten ihre Kaufempfehlungen.

Während Experten der Credit Suisse das Kursziel moderat von 3.940 auf 3.950 Dollar hochsetzten, fällt der Sprung in der Analyse von Barclays erheblich größer aus: Hier wurde das Kursziel von 3.860 auf 4.300 Dollar korrigiert. Zuletzt war die Amazon Aktie für gut 3.470 Dollar zu haben.

Apple und Facebook ebenfalls mit starken Zahlen

Neben Amazon profitierten auch die anderen US-Tech-Giganten aus dem Silicon Valley erheblich von der Corona-Pandemie. So verzeichnete Apple das stärkste Jahresauftaktquartal seiner Geschichte und verkaufte deutlich mehr Geräte als gedacht, und das über alle Segmente hinweg vom iPhone über das iPad bis hin zum Mac-Computer. Der Kultkonzern aus Cupertino erzielte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine Umsatzsteigerung von 54 Prozent auf gut 89 Milliarden Dollar. Der Gewinn verdoppelte sich auf mehr als 23 Milliarden Dollar. Auch für die Apple Aktie gab es im Anschluss etliche positive Analystenkommentare, auch Anleger griffen erneut beherzt zu. Der Börsenwert von Apple beläuft sich mittlerweile auf mehr als 2 Billionen Dollar.

Facebook wiederum profitierte davon, dass viele Menschen ihre Sozialkontakte weitgehend in den virtuellen Raum verlagerten und noch mehr als sonst über die zum Unternehmen gehörenden Plattformen Facebook, WhatsApp und Instagram kommunizierten. Das Unternehmen, das sich vor allem über Einnahmen aus personalisierten Werbeanzeigen finanziert, steigerte seinen Umsatz im Vergleich zum Auftaktquartal 2020 um 48 Prozent auf rund 26 Milliarden Dollar. Der Gewinn konnte im gleichen Zeitraum nahezu verdoppelt werden von 4,9 auf 9,5 Milliarden Dollar.

Facebook Aktie: Aktive Nutzer, teure Werbung, hoher Gewinn

2,85 Milliarden Nutzer sind mindestens einmal im Monat bei Facebook aktiv, knapp 1,9 Milliarden Menschen nutzen das soziale Netzwerk täglich. Bezieht man konzerneigene Apps wie WhatsApp oder Instagram mit ein, liegt die Zahl der täglichen Nutzer sogar bei gut 2,7 Milliarden und damit 120 Millionen höher als drei Monate zuvor. Mindestens einmal monatlich steuern fast 3,5 Milliarden Nutzer eine der Facebook-Apps an.

Facebook konnte die erhöhte Nutzeraktivität im Werbegeschäft gleich doppelt auskosten: Einerseits stieg die Anzahl der geschalteten Werbeanzeigen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 12 Prozent, andererseits lag der Preis, den die Werbekunden je Anzeige an Facebook zu entrichten hatten, um 30 Prozent höher als im Vorjahr.

Anleger waren begeistert von der starken Bilanz, die die Markterwartungen klar übertreffen konnte, und verhalfen der Facebook Aktie im Anschluss zu einem Kursplus von mehr als 7 Prozent. Auf Jahressicht konnte der Kurs damit um fast 50 Prozent zulegen. Zuletzt kostete eine Facebook Aktie an der US-Technologiebörse Nasdaq rund 325 Dollar. Etliche Analysten bestätigten zudem ihre Kaufempfehlungen für die Facebook Aktie – und garnierten diese mit teils kräftig höheren Kurszielen von bis zu 400 Dollar (Credit Suisse).