Müssen Sie für den Aktienhandel bald mehr bezahlen?

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Neo-Broker werben mit der Vereinfachung des Wertpapierhandels. Einmal wischen oder klicken – fertig ist der Handel, angeblich ohne einen Cent bezahlen zu müssen, aber: Die Werbung spricht zwar vom kostenlosen Kauf und Verkauf von Aktienpapieren, eigentlich gibt es jedoch keine Gratis-Transaktionen.

Die Neo-Broker werden von den beteiligten Dienstleistern in Form von Provisionen bezahlt. Die Höhe der Provisionen müssen die Neo-Broker nicht offenlegen, so wie alle anderen Broker auch. Grundsätzlich könnte es sein, dass Neo-Broker für ihre Kunden Handelsplätze auswählen, die nicht die besten Konditionen, sondern die besten Vergütungen bieten. Broker sind jedoch eigentlich schon lange dazu verpflichtet, ihren Kunden die bestmögliche Ausführung von Trades anzubieten.

Verbraucherschützer warnten in der Vergangenheit häufig, dass Trading-Apps zum Zocken verführen. Zudem gäbe es Risiken, welche Anwender gerne hintenanstellten, da das Handeln sie augenscheinlich nichts kostet.

Neue EU-Regel für Neo-Broker

„Jetzt ab 0 Euro pro Order“, „Investiere provisionsfrei“ oder „Ohne Ordergebühren traden“ – solche Werbeversprechen werden spätestens 2026 von der Bildfläche verschwinden, da die EU den fast kostenfreien Aktienkauf per Smartphone verbieten will.

Das Arbeitsmodell der Neo-Broker, zu denen beispielweise Trade Republic oder Scalable Capital gehören, nennt sich „Payment for Order Flow“. Tagesschau.de erklärt das Prinzip, das dahintersteht: Die Neo-Broker leiten die Aufträge ihrer Kunden an bestimmte Handelsplätze und bekommen dafür eine Rückvergütung von den Börsen. Die Kunden zahlen für das Handeln mit Aktien oder Fonds dann nur eine sehr geringe oder gar keine Gebühr. Mit diesem Modell soll nach dem Willen der Europäischen Union im Jahr 2026 Schluss sein.

Ungewisse Zukunft bezüglich der Kosten

Neo-Broker sind von dieser Entscheidung verständlicherweise alles andere als begeistert. „Das Verbot von Payment for Order Flow ist ein Riesenerfolg für die Monopolbörsen. Sie wollen sich damit verbraucherfreundliche, günstige und einfache Konkurrenz vom Leib halten“, wird Christian Hecker von Trade Republic auf tagesschau.de zitiert. Erik Podzuweit von Scalable Capital spricht von einer „bösen Überraschung“ und einem „Lobbyerfolg der großen europäischen Börsen“.

Das FDP-geführte Bundesfinanzministeriums äußerte sich zu der EU-Entscheidung ebenfalls kritisch. Man habe sich in den Verhandlungen auf EU-Ebene dagegen ausgesprochen, sei aber mit dieser Haltung isoliert gewesen, heißt es.

Die großen Online-Broker versprechen, dass sie auch nach 2026 die Preise niedrig halten wollen, aber kann das gelingen oder wird das Handeln wie so vieles teurer werden? Noch profitieren die Online-Broker von den hohen Zinsen, aber diese könnten schon bald wieder gesenkt werden.