Medacta-Aktie klettert trotz Zollhammer auf neues Hoch
39% Zoll für die Schweiz: Donald Trump haut mit dem Zollhammer auf unser Nachbarland ein. Kein Wunder, dass Schweizer Aktien aktuell überwiegend deutlich unter ihren Kursniveaus vom Frühjahr notieren. Heute möchte ich Ihnen eine Schweizer Aktie vorstellen, die gerade auf ein neues Allzeithoch geklettert ist.
Kurzportrait Medacta
Medacta ist ein Medizintechnik-Unternehmen aus der Schweiz, dessen Jahresumsatz inzwischen auf knapp 700 Mio. Euro angewachsen ist. Es stellt künstliche Gelenke und spezielle Operationsinstrumente und -systeme her, mit denen das Schnittfeld wesentlich kleiner gehalten werden kann als mit dem üblichen Gelenkersatz.
In puncto Innovationen brauchen sich die Schweizer vor den größeren Medizintechnik-Konkurrenten aus den USA nicht zu verstecken. Mit der NextAR-Technologie wurde ein innovatives System mit Augmented Reality (die Kombination von digitalen Objekten in einer realen Umgebung) eingeführt. Dabei können virtuelle Informationen direkt in die Brille eingeblendet werden. Es erlaubt ein vergleichbar präzises Operieren wie die konkurrierenden Robotersysteme, ist aber deutlich günstiger als diese.
Erstes Halbjahr 2025 lief besser als erwartet
Im ersten Halbjahr liefen die Geschäfte trotz Unsicherheiten rund um den Handelskonflikt mit den USA besser als erwartet. Medacata steigerte seinen Umsatz nach vorläufigen Zahlen um +19% auf 344,1 Mio. Euro. Die endgültigen Umsatzzahlen sowie die Zahlen zum Gewinn werden Anfang September veröffentlicht.
Wachstumstreiber bleibt das noch recht kleine Segment Extremitäten, zu dem das Unternehmen auch das Schulter- und Sportgeschäft zählt, mit einem Umsatzzuwachs von +44%. Auch die Segmente Hüfte, Knie und Wirbelsäule verzeichneten ein Wachstum im zweistelligen Prozentbereich.
Anhebung der Jahresprognose
Das Management bleibt auch für das zweite Halbjahr optimistisch und hebt die Jahresprognosen deutlich an. Beim Umsatz wird nun ein Zuwachs zwischen 16 und 18% erwartet (bislang 13 bis 15%). Auch die Prognose für die Marge beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wird um einen Prozentpunkt auf 28% erhöht.
Dies ist insofern sehr beeindruckend, als dass die Schweiz von den USA kürzlich mit einem überraschend hohen Zollsatz von 39% belegt wurden.
Auswirkungen der massiven US-Zölle halten sich in Grenzen
Während viele Schweizer Unternehmen über den Zollhammer“ stöhnen, kann Medacta relativ gelassen bleiben. Im Vergleich zu anderen global agierenden Medizintechnikunternehmen, die oftmals die Hälfte ihres Umsatzes in den USA erzielen, fällt der US-Anteil am Umsatz bei Medacta mit 30% relativ niedrig aus.
Noch wichtiger: Medacta übernahm im März das US-Unternehmen Parcus Medical, einen Spezialisten für Sportmedizin-Lösungen. Neben Zugang zu dessen Vertriebskanälen hatten es die Schweizer dabei wohl vor allem auf den Produktionsstandort in Florida abgesehen, der für eigene Produkte genutzt werden soll. Die gut getimte Übernahme ermöglicht es Medacta, eine „Made in USA“-Strategie zu verfolgen und Produkte für den US-Markt direkt vor Ort herzustellen – ohne Zollbelastung.
Aktienkurs hat 2025 deutlich zugelegt
Die starke Geschäftsentwicklung spiegelt sich im Aktienkurs wider: Die Medacta-Aktie konnte seit Jahresbeginn um über ein Drittel zulegen und hat sich erheblich besser geschlagen als der Schweizer Aktienmarkt insgesamt.
Nachdem die Bewertung jahrelang unter der von US-Konkurrenten gelegen hatte, hat sich dies inzwischen angeglichen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt bei 35, das ist nicht zu teuer, aber auch nicht mehr günstig.