Märkte im Spannungsfeld zwischen Zöllen, Zahlen und Zuversicht

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Der DAX scheint sich nach einem holprigen Wochenstart wieder zu fangen. Vorbörslich sieht es nach einer freundlichen Eröffnung aus. Der deutsche Leitindex gleicht somit einem zarten Pflänzchen in der Erholung – nach einem kurzen Ausrutscher unter die Marke von 24.000 Punkten am Montag.

In New York zeigten sich die Börsen erstaunlich resistent gegenüber den jüngsten Zoll-Drohungen von US-Präsident Trump. Dow, S&P 500 und Nasdaq 100 beendeten den Tag mit leichten Gewinnen – als hätte man sich auf das politische Säbelrasseln längst eingestellt. Der Tech-Sektor bleibt ohnehin das Stehaufmännchen der Wall Street, und selbst Kryptowährungen sind weiter auf Rekordjagd: Bitcoin schoss kurzzeitig über 123.000 US-Dollar, bevor er etwas zurückruderte. Anleger greifen trotzdem beherzt zu – bei Coinbase und Strategy regnete es Kursgewinne.

Auch Asien zeigt ein gemischtes Bild. Während japanische und südkoreanische Börsen unter Trumps Zollkeule ächzen, stützen überraschend gute BIP-Zahlen aus China die Märkte – wenn auch mit angezogener Handbremse. Der Shanghai Composite verlor 1 %, denn trotz 5,2 % Wachstum bleibt Skepsis spürbar. Viele Anleger fragen sich: Wie tragfähig ist dieses Tempo wirklich?

Unternehmensnachrichten / Einzelaktien

Der Startschuss zur US-Berichtssaison fällt heute – mit gleich drei Schwergewichten: JPMorgan, Wells Fargo und Citigroup öffnen ihre Bücher. Spannung ist garantiert, denn die Anleger hoffen, dass starke Zahlen den geopolitischen Wirbel kompensieren können.

Fastenal, ein eher leiser Gigant aus der Industriebranche, sorgt unterdessen für laute Jubelrufe: +4,2 % nach den Quartalszahlen – und das mit einem leicht übertroffenen Gewinnziel. Manchmal reicht eben schon ein kleiner Vorsprung, um ganz vorne mitzuspielen.

Boeing sorgte für eine Überraschung ganz anderer Art: Nach einem ersten Zwischenbericht zum Flugzeugabsturz in Indien zogen die Aktien an – +1,6 %. Auch Zulieferer GE Aerospace profitierte (+2,7 %). Obwohl noch vieles ungeklärt bleibt, schöpfen die Märkte Hoffnung, dass es sich nicht um einen systemischen Fehler handelt.

Im Tech-Sektor sorgt NVIDIA für Spannung: Die Erlaubnis zum Verkauf seines KI-Chips H20 in China beflügelt chinesische Tech-Aktien wie Alibaba, Tencent und Baidu. Die Kehrseite: Lokale Chip-Hersteller wie SMIC geraten unter Druck. In Taiwan jubelte TSMC mit einem Kursplus von 1,4 % – hier riecht man schon die Chip-Milliarden aus dem Reich der Mitte.

Politischer Einfluss

Donald Trump schlägt mal wieder härtere Töne an – diesmal mit einer 30 %-Zollkeule gegen die EU, ab dem 1. August. Doch die Märkte nehmen es bislang gelassen – vielleicht, weil sie gelernt haben, Trumps Worte als Teil seines Pokerspiels zu deuten. Die EU gibt sich betont diplomatisch, bereitet im Hintergrund aber Gegenzölle vor. Abwarten und Champagner trinken?

Auch zwischen den USA und China bleibt es kompliziert. Zwar ist der Dreimonats-Waffenstillstand noch gültig, aber die jüngsten Entwicklungen zeigen: Frieden auf Dauer sieht anders aus. Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank warnt: Trump könnte diesmal Ernst machen. Denn mit Rekordständen an den US-Börsen und stabilen Anleihemärkten ist sein Verhandlungsspielraum größer denn je.

Besonders im Fokus: die heute Nachmittag anstehenden Verbraucherpreise aus den USA. Sie könnten Hinweise auf die nächste Zinsentscheidung der Fed liefern – und damit die nächste Kursrichtung vorgeben.

Fazit

Die Märkte taumeln zwischen Unsicherheit und Zuversicht. Zölle, Inflation und Quartalszahlen geben den Takt vor. Sie, als Anleger, tun gut daran, den Blick nicht nur auf Trump zu richten, sondern auch auf die Fundamentaldaten – und die sprechen heute: Chinas Wirtschaft lebt, US-Banken berichten und Nvidia sorgt für KI-Euphorie.

Bleiben Sie wachsam, aber nicht ängstlich – die Börse liebt Bewegung, und Bewegung gibt es derzeit mehr als genug.