Albemarle-Aktie: Warum Lithium im Krisenmodus nicht nur schlecht ist

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Die Albemarle-Aktie ist ein Sinnbild für die Probleme auf dem Lithiummarkt. Aber schauen Sie selbst (Stand: 30.11.2023, 9:00 Uhr, Börse Stuttgart):

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Albemarle-Aktie und Lithium: Wer hoch fliegt, fällt tief

Die Aktie des US-amerikanischen Lithiumgiganten hat zwischen Anfang 2023 und Ende November satte 45 Prozent an Wert verloren. Derzeit notiert der Titel in etwa auf dem Niveau von Ende November 2020. Die große Lithium-Rallye, die die Aktie 2021 und vor allem 2022 durch die Decke katapultiert hatte, ist also zunichtegemacht.

Verantwortlich dafür ist der inzwischen deutlich gefallene Marktpreis für Lithium und dessen chemische Verbindungen. Der Referenzpreis für Lithiumcarbonat in China lag am 30. November pro Tonne bei rund 126.500 Yuan (etwa 16.310 €). Vor ziemlich genau einem Jahr war die gleiche Menge des Batteriematerials aber noch rund 580.000 Yuan (etwa 74.782 €) wert. Innerhalb von 12 Monaten ist der Marktpreis also um rund 78 Prozent eingebrochen.

Entsprechend musste auch Albemarle als Lithiumverkäufer erhebliche Abstriche machen. Allein im dritten Quartal 2023 krachte das Betriebsergebnis (bereinigtes EBITDA) auf Jahressicht um knapp 62 Prozent auf 453,3 Millionen US-Dollar ein.

Warum hat Lithium so stark abgewertet?

Die Gründe für den Preisverfall finden sich sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite. In den letzten Jahren sind rund um den Globus neue Lithiumminen förmlich aus dem Boden geschossen. Nach Angaben des Datenspezialisten GlobalData wird die globale Produktion 2023 um rund 31 Prozent über dem Niveau des Vorjahres liegen. Und bis 2030 soll sich die jährliche Wachstumsrate (CAGR) demnach bei knapp 14 Prozent einpendeln.

Auf der anderen Seite steht die Nachfrage unter Druck – wegen der makroökomischen Unsicherheiten in China und anderen großen Volkswirtschaften. Vor allem die hohen Leitzinsen, die Kredite für Elektroautos teurer machen, und die gestiegenen Lebenshaltungskosten erweisen sich als Bremsklötze. Das alles sorgt dafür, dass es tendenziell zu einem Überangebot an Batterien und entsprechenden Rohstoffen kommt. Betroffen davon ist neben Lithium zum Beispiel auch Nickel.

Die Folge: Große Lithiumanbieter wollen ihre Produktion drosseln, um den Marktwert des Batteriemetalls zumindest zu stabilisieren. Eine solche Maßnahme hatte beispielsweise Albemarle im Rahmen seiner Q3-Präsentation angekündigt. Ob das ausreichen wird, muss sich zeigen. Die Experten von Benchmark Minerals jedenfalls erwarten, dass der globale Lithiummarkt erst 2028 wieder ein Defizit aufweisen wird.

E-Autobauer und Verbraucher könnten profitieren

Tatsächlich birgt die Lithiumschwäche aber auch Potenzial – und zwar für den breiten Durchbruch der Elektromobilität. Die großen E-Autokonzerne überbieten sich seit Monaten mit immer höheren Rabatten, um die Verbraucher in Zeiten der Konjunkturängste bei der Stange zu halten. Vor allem in den USA, Europa und China finden derzeit erbitterte Preisschlachten statt.

Das Resultat: Die Profitabilität der Autobauer gerät massiv in die Bredouille. Tesla etwa hatte im dritten Quartal 2023 eine operative Marge von 7,6 Prozent erzielt. Das war zwar immer noch teils deutlich mehr als bei der Konkurrenz. Im Vorjahr hatte die Marge aber noch bei 17,2 Prozent gelegen.

Sollten die Lithiumpreise nun nachhaltig relativ niedrig bleiben, sänken die Kosten für die Batterien. Das gäbe den Autobauern die Möglichkeit, ihre Gewinnmargen wieder anzuziehen und gleichzeitig den Verbrauchern lukrative Angebote zu machen. In der Folge würden wohl die Wachstumsinvestitionen in dem Sektor steigen, was mittel- bis langfristig ebenfalls die Kostenstruktur verbessern würde. Günstigeres Lithium wäre in diesem Szenario also ein Stromer-Beschleuniger.

Mein Fazit für Sie

Überschwänglich hatte die Börse die Lithium-Aktien im letzten Jahr nach oben gelobt. Doch inzwischen ist der Markt auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Die Elektromobilität ist zwar gekommen, um zu bleiben, doch unverwundbar ist die Verkehrswende nicht – trotz der staatlichen Unterstützung.

Als Anleger sollten Sie Aktien wie Albemarle dennoch nicht unterschätzen. Durch den massiven Kursverfall ist der Titel inzwischen deutlich attraktiver bewertet. Das für 2023 erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt nur noch bei rund 6 Zählern. Zum Vergleich: 2022 waren es mehr als 220 Punkte gewesen. Der Titel hat also durchaus Aufwärtspotenzial, wenngleich auf niedrigerem Niveau. Das sehen übrigens auch viele Analysten so. Laut CNN raten aktuell 20 von 29 Experten zum Kauf der Aktie.