Leonardo-Aktie: Wie der Ukraine-Krieg den Rüstungskonzern beflügelt!

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Schauen Sie sich mal diese Kursentwicklung an: Seit Ende Februar hat die Aktie des italienischen Unternehmens Leonardo um satte 53 Prozent zugelegt. Die Aktie ist damit ein klarer Profiteur des Ukraine-Kriegs. Kein Wunder, ist Leonardo doch einer der wichtigsten europäischen Rüstungskonzerne.

Rüstungsaktien als sicherer Hafen

Seit Beginn von Putins Invasion schießen die Rüstungsaktien förmlich durch die Decke. Der Grund: Die EU-Staaten wollen in den nächsten Jahren als Antwort auf Russlands Aggression massiv in die Modernisierung und Aufrüstung ihrer Streitkräfte investieren. Allein Deutschland plant ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro, mit dem die Bundeswehr auf Vordermann gebracht werden soll.

Interessant für Sie als Anleger: Die Börse sieht in den Rüstungspapieren eine Art sicherer Hafen. Das zeigt sich deutlich anhand der Kursentwicklungen der letzten Wochen. Während die meisten Aktien unter den negativen Nachrichten rund um den Ukraine-Krieg leiden, schießen die Rüstungsaktien immer dann noch oben, wenn die Lage besonders aussichtslos erscheint.

Leonardo auf Wachstumskurs

So auch bei Leonardo. Der italienische Konzern (ehemals „Finmeccanica“) gilt als eines der größten Rüstungsunternehmen der Welt. Leonardo entwickelt und produziert Panzer, Kampfflugzeuge, Hubschrauber, Geschütze, Sensortechnik sowie Komponenten für Raketen und die Raumfahrt.

2021 erzielten die Italiener damit einen Umsatz von 14,1 Milliarden Euro (+5,2 %). Schon in den letzten beiden Jahren haben viele Staaten trotz Corona-Pandemie ihre Rüstungsausgaben gesteigert, wie eine Analyse des Stockholm International Peace Research Institute zeigt.

Demnach verkauften die 100 größten Rüstungsfirmen im Jahr 2020 Waffen im Wert von 531 Milliarden Dollar – eine Umsatzsteigerung von 1,3 Prozent gegenüber 2019. Mit Blick auf den Ukraine-Krieg dürfte sich diese Entwicklung nun noch einmal intensivieren.

Italiener an Scholz‘ 100-Milliarden-Paket interessiert

In den letzten Jahren hat Leonardo seine Marktmacht durch Zukäufe und Beteiligungen massiv ausgebaut. Erst 2021 hatte man beispielsweise eine Beteiligung an dem deutschen Radarentwickler Hensoldt bekannt gegeben, die im laufenden Jahr weiter erhöht werden soll. Inzwischen stattet Leonardo nicht nur die italienischen Streitkräfte aus, sondern auch die Armeen der USA, von Großbritannien, Frankreich, Polen, Katar und nicht zuletzt Deutschland.

Die von Bundeskanzler Olaf Scholz in Aussicht gestellten 100 Milliarden Euro seien für Leonardo sehr interessant, konstatierte Konzernchef Alessandro Profumo kürzlich gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ). Bis dato ist aber nicht bekannt, welche konkreten Firmen vom deutschen Verteidigungsministerium mit Aufträgen bedacht werden.

Leonardo jedenfalls sieht sich bestens aufgestellt, die neuen Bedürfnisse der Bundeswehr zu stillen. Erst im Herbst hatten die Italiener angekündigt, dass man dem deutschen Militär spezielle Kampfvisiere und Laserzielmarker für Sturmgewehre liefern werde.

Starkes Potenzial im Heimatmarkt

Aber auch in Italien selbst darf Leonardo auf mehr staatliche Aufträge hoffen. Italiens Ministerpräsident Mario Draghi hatte zuletzt als Reaktion auf den Ukraine-Krieg betont, dass man die Verteidigungsausgaben auf 2 Prozent des BIPs steigern wolle.

Damit werde man den Anforderungen der Nato gerecht werden, so der Politiker. Der italienische Staat ist übrigens mit 30 Prozent an Leonardo beteiligt und deshalb interessiert am finanziellen Wohlergehen des Konzerns.

Leonardo-Aktie: bereits viel Hoffnung eingepreist

Die Gretchenfrage aber lautet: Wie hoch kann die Aktie noch steigen? Laut Marketscreener sehen die Analysten ein mittleres Kursziel von 11,07 Euro. Das wären noch einmal 13 Prozent mehr als am Dienstag (Stand: 12.04.2022, 15:00 Uhr). Als Anleger sollten Sie sich allerdings bewusst sein, dass die aktuelle Hausse im Prinzip ein Wunschkonzert ist.

Das heißt: Noch ist völlig unklar, wie genau Leonardo von der EU-Aufrüstungsoffensive profitieren wird.  Das dürfte sich erst in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Und selbst dann werden angesichts der langen Laufzeit von Rüstungsaufträgen wohl noch einige Jahre vergehen, bis entsprechende Umsatz- und Gewinnsteigerungen verbucht werden können.

Im Aktienkurs von Leonardo ist also viel Hoffnung eingepreist. Dennoch: Mit Blick auf die etablierte Stellung des Konzerns in Europa ist es sehr gut möglich, dass sich diese Zuversicht schließlich als berechtigt herausstellen wird. Der Aktie könnte also weiterer Auftrieb bevorstehen, auch weil die Börse Rüstungspapiere inzwischen als Absicherung gegen den Ukraine-Krieg sieht.