Leichte Erholung nach „Fed-Schock“ und Trump-Xi-Gespräch
Nach dem Dämpfer zur Wochenmitte dürfte der DAX am Donnerstag wieder etwas Boden gutmachen und behauptet in den Handel starten. Rückenwind kommt aus Asien und von einem leicht erholten US-Futures-Markt – auch wenn die Händler nach der jüngsten US-Notenbanksitzung weiter vorsichtig agieren.
Marktgeschehen an den Börsen
An der Wall Street war die Stimmung am Vorabend zunächst euphorisch, ehe Fed-Chef Jerome Powell mit seinen Aussagen zur weiteren Zinspolitik die Kurse kurzzeitig abkühlen ließ. Die wichtigsten US-Indizes hatten zuvor noch neue Rekordstände erreicht, ehe sie ins Minus drehten – nur um sich anschließend schnell wieder zu stabilisieren. Besonders die zinssensiblen Tech-Indizes zeigten Stärke: Der Nasdaq 100 schloss 0,41 Prozent im Plus, der breitere Nasdaq Composite sogar 0,55 Prozent höher.
Powell dämpfte die Erwartungen an eine weitere Zinssenkung im Dezember und betonte, die kurzfristigen Inflationserwartungen seien aufwärts gerichtet. Eine erneute Senkung des Leitzinses sei „keineswegs beschlossen“. Zuvor hatte die US-Notenbank wie erwartet ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 3,75 bis 4,0 Prozent gesenkt – die zweite Senkung in diesem Jahr. Doch die Märkte mussten die Botschaft erst verdauen: Die Fed bleibt zwar locker, aber vorsichtiger.
In Asien hielten sich die Märkte am Donnerstag stabil. Der japanische Nikkei 225 erreichte mit 51.638 Punkten ein neues Rekordhoch, gestützt durch eine unveränderte Geldpolitik der Bank of Japan und eine robuste Inlandsnachfrage. Auch der Hang Seng in Hongkong legte um 0,6 Prozent zu, während Chinas Festlandbörsen nur leicht zulegten. Insgesamt herrscht vor dem EZB-Treffen und weiteren Quartalszahlen in Europa eine abwartende Stimmung – Anleger hoffen auf Orientierung, ohne zu viel Risiko einzugehen.
Unternehmensnachrichten und Einzelaktien
In den USA sorgte vor allem der Chipgigant Nvidia für Gesprächsstoff. Das Unternehmen knackte erstmals die Marke von fünf Billionen US-Dollar Börsenwert – ein Meilenstein, der den aktuellen KI-Hype perfekt illustriert. Die Aktie legte drei Prozent zu und bleibt das Maß aller Dinge im Technologiesektor.
Auch Caterpillar überraschte positiv. Die Aktie des Baumaschinenherstellers sprang um fast zwölf Prozent nach oben – der größte Tagesgewinn seit 2009. Grund waren glänzende Quartalszahlen und eine starke Nachfrage nach Energieausrüstung. Ebenfalls gefragt waren Verizon-Papiere, die um gut zwei Prozent zulegten. Der Telekomkonzern überraschte trotz anhaltenden Wettbewerbsdrucks mit einem soliden Gewinn und bestätigtem Ausblick.
Am anderen Ende des Spektrums kämpfte Boeing erneut mit Problemen: Die Aktie verlor 4,4 Prozent, nachdem die Auslieferung des Großraumjets 777X erneut verschoben werden musste. Der Flugzeugbauer verbuchte abermals einen Milliardenverlust. Noch härter traf es Fiserv – der Anbieter von Zahlungsverkehrssoftware stürzte nach einer gekappten Gewinnprognose um 44 Prozent ab.
Für den heutigen Handelstag stehen in Deutschland eine Reihe von Quartalszahlen im Fokus, die die Richtung für den DAX vorgeben könnten. Vor allem die Berichte großer Industrie- und Finanzwerte werden zeigen, ob sich die robuste Konjunktur im dritten Quartal fortgesetzt hat.
Politischer Einfluss
Auch auf der geopolitischen Bühne ist einiges in Bewegung. US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping haben nach eigenen Angaben eine Einigung im Streit um Chinas Exportkontrollen für seltene Erden erzielt. Die Hindernisse seien „aus dem Weg geräumt“, sagte Trump nach dem Treffen. Die Vereinbarung gilt zunächst für ein Jahr und soll die Lieferketten zwischen den beiden größten Volkswirtschaften stabilisieren. Im Gegenzug kündigte Trump an, die Zölle auf chinesische Fentanyl-Produkte um zehn Prozentpunkte zu senken.
Diese Annäherung sorgt für vorsichtigen Optimismus an den Märkten – auch wenn viele Details offenbleiben. Händler sehen in der Einigung vor allem eine Atempause im seit Monaten schwelenden Handelskonflikt. Gleichzeitig richtet sich der Blick nach Frankfurt: Die Europäische Zentralbank tagt heute und könnte angesichts der jüngsten Inflationsdaten Signale zur künftigen Zinspolitik geben.
Damit bleibt der Tag geprägt von einer Mischung aus geldpolitischer Spannung, politischer Unsicherheit und technischem Optimismus an den Börsen. Anleger dürften sich auf einen volatilen, aber potenziell freundlichen Handelstag einstellen – mit Chancen auf Erholung, sofern weder die EZB noch neue Konjunkturdaten unangenehm überraschen.