lastminute.com – Nettoverlust wegen hoher Rückstellungen

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Der im schweizerischen Chiasso beheimatete Online-Reiseanbieter lastminute.com Group – zu dessen bekanntesten Marken lastminute.com, weg.de und Bravofly zählen – hat sich im Geschäftsjahr 2022 weiter von den Corona-Jahren erholt, rutscht aber wegen Rückstellungen für die Rückzahlung mutmaßlich zu Unrecht erhaltener Corona-Kurzarbeitshilfen deutlich ins Minus.

Umsatz verdoppelt, aber noch unter Vor-Corona-Niveau

Ab in den Uuuurlaub! Koffer packen und Wanne-Eickel für ein paar Wochen den Rücken kehren. Reiseveranstalter und Reisevermarkter atmen auf. Endlich weitgehend ohne Corona.

Im am 31. Dezember 2022 beendeten Geschäftsjahr 2022 konnte die lastminute.com Group – kurz lastminute.com – den Umsatz gegenüber dem pandemiegeplagten Vorjahr um 103 Prozent auf 304,9 Millionen Euro steigern. Damit wurden die vorläufigen Zahlen von Anfang Februar weitgehend bestätigt. Im letzten vollen Vor-Corona-Jahr 2019 lag der Umsatz bei 340,7 Millionen Euro und damit 11 Prozent höher als 2022.

Die Buchungen stiegen im Vorjahresvergleich vor allem wegen der Erholung des europäischen Reisemarktes um 84 Prozent, lagen aber noch um 17 Prozent unter dem Wert von 2019. Auch angesichts inflationsbedingter Preisanpassungen gelang beim Brutto-Reisewert (Gross Travel Value) jedoch ein Rekordwert von 3,22 Milliarden Euro (2019: 2,88 Milliarden Euro).

Operativer Gewinn verdoppelt, aber …

Beim bereinigten operativen Gewinn (EBITDA) konnte sich lastminute.com ebenfalls deutlich vom Vorjahr absetzen mit einem Plus von 98 Prozent auf 37,7 Millionen Euro. 2019 lag der bereinigte operative Gewinn allerdings noch 35 Prozent höher bei 58 Millionen Euro.

Das Nettoergebnis wäre ohne Rückstellungen und erhaltene Subventionen von minus 13,3 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2021 auf plus 17,2 Millionen Euro gestiegen und damit auch nahe an die 21,2 Millionen Euro von 2019 herangekommen.

Jedoch musste lastminute.com wegen mutmaßlich betrügerisch erhaltener Corona-Kurzarbeitshilfen in der Schweiz 35 Millionen Euro für Rückzahlungen zurückstellen, die in diesem Jahr erfolgen sollen. Somit ergibt sich insgesamt ein Nettoverlust von 15,1 Millionen Euro. Als Folge des Skandals hatte lastminute.com im Dezember 2022 fast seine komplette Führungsriege ausgetauscht.

Guter Start ins neue Geschäftsjahr

Auch im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2023 setzt lastminute.com seinen Erholungskurs dank einer starken Nachfrage fort. Erwartet werden gegenüber dem Vorjahresquartal ein Fünftel mehr Buchungen, ein um 38 Prozent gesteigerter Umsatz und ein um etwa 30 Prozent höherer bereinigter operativer Gewinn.

Die Anleger zeigen sich trotz des Verlusts wegen der hohen Rückstellungen erfreut über die Jahresbilanz und die ersten Zahlen zum Auftaktquartal des Geschäftsjahres 2023. Die lastminute.com-Aktie legt im späten Vormittagsgeschäft um über 5 Prozent auf mehr als 25 Schweizer Franken zu. Damit ist der Kurs aber immer noch weit von seinem Vor-Corona-Stand von beinahe 50 Euro im Februar 2020 entfernt, dem er sich vor Beginn des Ukraine-Krieges mit einem Kurs von rund 45 Euro im Februar 2022 bereits wieder angenähert hatte.