Kurskollaps bei Varta-Aktie

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Ende letzter Woche sorgte der Batteriehersteller Varta für Aufsehen. Es ist ordentlich Sand im Getriebe. Die Geschäfte laufen schlechter als erwartet. Hinzu kommen die Folgen des Cyberangriffs vom Februar. Die Folgen sind spürbar und nun muss der Batteriekonzern beim Sanierungskonzept nachschärfen.

Die Anleger erwischten die Nachrichten offenbar komplett auf dem falschen Fuß und sie zogen die Reißleine. Am Freitag wechselten in Summe 2 Millionen Aktien den Besitzer. Damit machte ein Vielfaches des normalen Tagesvolumens die Runde. Am Handelsende gingen die Papiere bei einem Kurs von 9,75 Euro mit einem Verlust von 31% aus dem Rennen. Entsprechend schmolz der Börsenwert des ehemaligen Anlegerlieblings auf 415 Millionen Euro zusammen. Zum Vergleich: Beim Allzeithoch am 28. Januar 2021 waren Anleger noch bereit 181 Euro je Anteilschein auf den Tisch zu legen.

Varta: Batteriespezialist aus Ellwangen

Bevor wir auf die aktuellen Nachrichten kommen, möchte ich Ihnen das Geschäftsmodell des Unternehmens erst einmal näher vorstellen: Die Varta-Gruppe produziert und vermarktet Mikrobatterien und Smart Battery Lösungen für zahlreiche Anwendungen. Nach eigenen Informationen gehört die Gruppe zu den zwei mengenmäßig größten Herstellern und Anbietern von Mikrobatterien für Hörgeräte. Darüber hinaus sieht sie sich gut positioniert, um zu einem der weltweit führenden Marktteilnehmer im Bereich wiederaufladbare Lithium-Ionen-Mikrobatterien für Unterhaltungs-Geräte (z.B. Premium-Wireless-Headsets) und verschiedene industrielle Anwendungen aufzusteigen.

Die Geschäftstätigkeit von Varta ist unterteilt in die Segmente Micro Batteries (Mikro- und Hörgeräte-Batterien), Lithium-Ion CoinPower (umfasst das Geschäft mit kleinformatigen Lithium-Ionen-Rundzellen), Consumer Batteries (Haushaltsbatterien, Akkus, Ladegeräte, Power Banks und Leuchten), Energy Storage Systems (Energiespeichersysteme) sowie Sonstige mit den Bereichen Lithium-Ion Battery Packs und Lithium-Ion Large Cells.

Krise spitzt sich zu

Letzte Woche wurden die Anleger mit einer Hiobsbotschaft überrascht. Die Krise des Batterieherstellers Varta spitzt sich gefährlich zu. Vor allem die Verkaufszahlen der kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen, die in kabellosen Kopfhörern und Hörgeräten zum Einsatz kommen, sinken. Mit diesen Produkten hatte sich der Mittelständler an die Weltspitze gekämpft. Auch die Nachfrage nach Energiespeichern für Photovoltaik-Anlagen im Eigenheim schwächelt. Von mehreren Seiten gibt es also kräftig Gegenwind. Hohe Lagerbestände bei den Kunden drücken ebenso auf die Margen wie die zunehmende Konkurrenz aus Asien. Zudem musste Varta wegen einem Cyberangriff wochenlange Stillstände verbuchen.

Jahresabschluss nicht vor Ende April

Dabei sind die operativen und finanziellen Folgen der Cyberattacke immer noch nicht komplett abschätzbar. Dies wiederum wirkt sich auf die Erstellung der Bilanzen aus, die auf unbestimmte Zeit erst einmal verschoben wurde. Früheren Angaben zufolge wird es vor Ende April keinen finalen Jahresabschluss geben.

Restrukturierungsplan muss nachgebessert werden

Die Konsequenzen sind massiv: Das mit den Banken vereinbarte und bis Ende 2026 reichende Sanierungskonzept greift laut Aussage der Konzernführung zu kurz. Nun muss der Restrukturierungsplan des schwäbischen Unternehmens nachgebessert werden. Mit den finanzierenden Banken strebt das Management fürs Erste eine Stillhaltevereinbarung an.

Varta lässt den Rotstift kreiseln

Derweil versucht der Batteriehersteller seine Kosten zu drücken. Varta setzte ein Sparprogramm auf und strich 800 Vollzeitstellen. Damit fällt beinahe jeder fünfte Arbeitsplatz den Sparmaßnahmen zum Opfer.

Fazit: Der Kurseinbruch spricht eine deutliche Sprache. Varta ist in schwieriges Fahrwasser geraten. Nach hohen Rohstoff- und Energiepreisen kämpft der Konzern nach dem Bau eines neuen Werks mit einer zu geringen Auslastung. Zu allem Übel wirkt die Cyberattacke noch nach. Bilanziell ist die Situation ebenfalls angespannt. Varta sitzt auf einem hohen Schuldenberg (250 Millionen Euro Bankschulden + 253 Millionen Euro durch Schuldscheine). Vor diesem Hintergrund ist die Aktie nichts für schwache Nerven. Anleger sollten sich auch in Zukunft auf hohe Kursschwankungen einstellen.