Künstliche Intelligenz: Blase oder Megatrend?

Inhaltsverzeichnis

An den Aktienmärkten wurde es zuletzt etwas holpriger. Der Blick auf die Marktbreite zeigt: Es sind nur vergleichsweise wenige Werte, die den Aufwärtstrend tragen. Um es auf den Punkt zu bringen: Es ist weiterhin vor allem der KI-Boom, der die Aktienkurse antreibt.

Inzwischen mehren sich die Stimmen, die vor einer KI-Blase warnen. Insbesondere die Nachricht, dass Michael Burry bei Nvidia und Palantir auf fallende Kurse setzt, sorgte zuletzt für Verunsicherung unter den Anlegern. Der Crash-Prophet war durch eine erfolgreiche Short-Spekulation zu Ruhm gelangt, was sogar zum Thema des Films „The Big Short“ wurde. In den vergangenen Jahren lag Burry mit seinen Prognosen jedoch regelmäßig daneben.

Nvidia ist doppelt so teuer wie der deutsche Aktienmarkt

In der zurückliegenden Handelswoche legten fünf der „Magnificent Seven“ ihre Quartalszahlen vor und konnten dabei weitgehend überzeugen. Lediglich bei Meta wurden die Zahlen von den Anlegern eher enttäuscht aufgenommen. Sämtliche Tech-Riesen kündigten weitere massive Investitionen im Bereich der künstlichen Intelligenz an.

Der Protagonist des KI-Booms schlechthin ist Nvidia. Vielleicht haben Sie es mitbekommen: In der vergangenen Woche hat der amerikanische Chip-Hersteller als erstes Unternehmen der Welt beim Börsenwert die Marke von 5 Bio. Dollar überschritten. Damit ist der KI-Protagonist mehr als doppelt so viel wert wie der gesamte deutsche Aktienmarkt.

Im S&P 500 kommen die drei Schwergewichte Nvidia, Microsoft und Apple gemeinsam inzwischen auf ein Index-Gewicht von 22%. Eine derart starke Konzentration auf wenige Werte gab es noch nie. Zum Vergleich: Vor der Jahrtausendwende erreichten Microsoft, General Electric und Cisco zusammen einen Indexanteil von 12%.

KI-Branche kommt nicht einmal auf 1% des BIP

Angesichts solcher Zahlen erscheinen die Warnungen vor einer Blase im KI-Sektor, die immer öfter zu hören sind, zumindest nicht völlig abwegig. Keine Frage, viele KI-Unternehmen sind sportlich bewertet. Ob es sich dabei aber um eine Blase handelt, die zwangsläufig schon bald platzen muss, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Bei der Beantwortung dieser Frage könnten die Analysen von Goldman Sachs hilfreich sein. Diese haben folgendes festgestellt: In der Vergangenheit war die Fahnenstange erst dann erreicht, wenn die betreffende Boombranche einen Anteil von 2 bis 4% an der US-Wirtschaftsleistung erreicht hatte. Bei den Eisenbahn-Unternehmen Mitte des 19. Jahrhunderts war das Hoch sogar erst bei rund 4,5% erreicht. Die KI-Sektor kommt aktuell noch nicht einmal auf 1%.

Bild-Zeitungs-Indikator gibt grünes Licht

Gemessen daran müsste die KI-Branche also noch reichlich Luft nach oben haben. Sorglosigkeit ist dennoch nicht angebracht. Denn eines muss man konstatieren: Der Aufwärtstrend wird nur von relativ wenigen Werten getragen. Aktuell notieren gerade einmal 52% der im S&P 500 gelisteten Titel über ihrer 200-Tage-Linie.

Vor diesem Hintergrund ist ein wenig Vorsicht durchaus angebracht. Etwas Cash in der Hinterhand kann sicher nicht schaden. Auf keinen Fall sollten Sie alles auf eine Karte setzen. Wichtig ist immer eine ausgewogene Mischung im Depot. KI-Aktien gehören weiterhin dazu. Schließlich bleibt der Megatrend künstliche Intelligenz das Zugpferd schlechthin. Aber auch eher defensive Branchen sollten Sie nicht vernachlässigen.

Insgesamt sieht es aber nicht schlecht aus. Auch der „Bild-Zeitungs-Indikator“ gibt grünes Licht. So titelte die „Bild am Sonntag“ vor drei Tagen: „Warnung vor dem nächsten Crash: So schützen Sie Ihr Geld!“ Die Zeitung mit den großen Buchstaben ist normalerweise ein sehr guter Kontra-Indikator. Warnt Bild vor dem Crash, spricht einiges für weiter steigende Kurse.