Kroger – Strafzahlungen wegen der Opioid-Krise verhageln Gewinn

Inhaltsverzeichnis

Der zweitgrößte US-Einzelhandelskonzern „The Kroger Co.“, kurz Kroger genannt, hat reinen Tisch gemacht und zahlt wegen der Opioid-Pandemie über 1,2 Milliarden Dollar an Strafen. Das hat das Ergebnis für das zweite Quartal 2023 ins Minus befördert.

1,4 Milliarden Dollar Rückstellungen  im zweiten Quartal

Die Opoid-Krise, also die jahrelange Überdosierung verschreibungspflichtiger Schmerzmittel, hat in den USA Hunderttausende von Todesopfern gefordert. Mit Schuld daran sind nach Ansicht von Klägern die Apotheken und Drogerien, die den Verkauf süchtig machender Schmerzmittel nicht ausreichend kontrolliert haben. Mehrere Apotheken- und Drogerieketten haben nach langen Rechtsstreitigkeiten im vorigen Jahr Strafzahlungen zugestimmt.

Nun hat Kroger, das auch Medikamente vertreibt, kurz vor der Bekanntgabe der Quartalszahlen einen Vergleich gemeldet – ohne Schuldeingeständnis, wie es ausdrücklich in der Firmenmitteilung heißt. Nutznießer sind vor allem Bundesstaaten und staatliche Einrichtungen, aber auch Ureinwohner.

Insgesamt stellt Kroger 1,4 Milliarden Dollar für die Strafzahlungen zurück. Ein Grund für die Zustimmung dürfte sein, die seit fast einem Jahr geplante Fusion mit dem viertgrößten Handelskonzern Albertsons voranzubringen.

Widerstand  gegen die Fusion mit Albertsons

Denn der Widerstand von Bundesstaaten, Kommunen und Gewerkschaften gegen die „Elefantenhochzeit“ ist groß. Mit dem Zusammenschluss wollen Kroger und Albertsons ein Gegengewicht gegen die Marktmacht des einsamen Branchenführers Walmart aufbauen.

Aktuell entfallen 28% der US-Einzelhandelsumsätze auf Walmart, 10% auf Kroger und 6% auf Albertsons. Beide Unternehmen haben vor kurzem zudem angeboten, einen Teil der Geschäfte an einen Investor zu verkaufen, um die Angst vor einer zu starken Konzentration zu zerstreuen.

Es ist also einiges los bei Kroger. Und das lässt sich auch von den Zahlen für das zweite Quartal sagen. Denn da führen die Rückstellungen dazu, dass der Konzern einen operativen Verlust in Höhe von 479 Millionen Dollar auswies. Das Ergebnis je Aktie rutschte mit minus 0,25 Dollar ebenfalls in die roten Zahlen.

Bereinigt um diese einmaligen Sonderbelastungen sah es allerdings gar nicht so schlecht aus. Der Umsatz fiel zwar gegenüber dem Vorjahr um 2% auf 33,9 Milliarden Dollar. Damals waren allerdings im Gegensatz zu 2023 die Benzinpreise extrem gestiegen, was den Tankstellen von Kroger Zusatzumsätze bescherte, die nun nicht mehr anfielen. Ohne Treibstoff haben sich die Verkaufserlöse um 1% verbessert.

Bereinigter Gewinn steigt stärker als erwartet

Bei dem um die Strafzahlungen bereinigten Gewinn konnte Kroger den operativen Ertrag auf 989 Millionen Dollar steigern. Beim Ergebnis je Aktie legte das in Cincinnati beheimatete Unternehmen sogar von 0,90 Dollar auf 0,96 Dollar zu und übertraf damit die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten, die von 0,91 Dollar ausgegangen waren. 

Angesichts dieser Zahlen bestätigte das Management von Kroger den Jahresausblick. Demnach soll 2023 der Umsatz ohne Benzin um 1 bis 2% klettern. Vor allem die Online-Verkäufe sollen weiterhin stark zulegen, nachdem sie im zweiten Quartal bereits um 12% nach oben geschnellt waren. Der bereinigte Gewinn je Aktie soll auf 4,45 bis 4,60 Dollar steigen und damit in etwa den Erwartungen von 4,52 Dollar entsprechen. 2022 hatte Kroger 4,23 Dollar je Anteilschein verdient. An der New Yorker Vorbörse gab die Aktie von Kroger zunächst um rund 1% nach, erholte sich aber schnell und notierte in der ersten Handelsstunde mit über 4% im Plus. Ähnlich sah es im europäischen Handel aus. Am Nachmittag kletterte der Kurs auf ein Niveau von rund 44,50 Euro.  Im Jahresvergleich verbleiben damit aber immer noch Einbußen von rund 11%.