Kreuzfahrt-Aktien: Warum Sie nun Nerven aus Stahl brauchen!

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Die Corona-Pandemie hat die Kreuzfahrtbranche in ihre wohl größte Krise gestürzt. Schauen Sie: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes starteten im Jahr 2020 gerade einmal 530.000 Passagiere eine Hochseekreuzfahrt in der EU. 2019 waren es noch 7,4 Millionen Gäste gewesen.

Inzwischen hat sich das Corona-Desaster weitgehend aufgelöst. Doch die Branche fährt nun dem nächsten Unwetter entgegen. Bevor wir uns das genauer anschauen, zunächst ein paar erfreuliche Aspekte.

Schon Anfang des Jahres hatte der deutsche Anbieter TUI betont, dass man für den Sommer eine starke Erholung des Kreuzfahrtgeschäfts erwarte. Kein Wunder, hat sich die Pandemie doch deutlich abgekühlt, weshalb die Restriktionen für die Branche abnahmen. Hinzu kamen Nachholeffekte, denn immer mehr Menschen sehnten sich nach zwei langen Jahren Pandemie nach einer Reise in die Ferne.

Kreuzfahrtbranche: Starke Juli-Zahlen

Nun hat das Statistische Bundesamt die Erholung der deutschen Kreuzfahrtbranche bestätigt. Demnach stiegen die inflationsbereinigten Erlöse der Anbieter von Juni auf Juli um fast zwei Drittel. Und: Im Vergleich zum Juli 2021 hat sich der Umsatz gar mehr als verdreifacht. Das war der größte Sprung gegenüber einem Vorjahresmonat seit Anfang der Zeitreihe im Jahr 2015. Die Erlöse waren im Juli 2022 gar um 18,3 Prozent höher als im Vor-Corona-Monat aus dem Jahr 2019.

Ähnlich starke Zahlen meldeten zuletzt auch andere Tourismus-Player wie Hotels und Pensionen. Und auch für den Winter scheint sich ein sattes Geschäft im Reisesektor anzubahnen. Nach Angaben des Deutschen Reiseverbands DRV liegen die Buchungszahlen  für die kommenden Monate massiv über den (schwachen) Werten des Jahres 2021.

Wegen Konsumflaute: Ausblick schwer eingetrübt

Doch das könnte sich schon bald ins Gegenteil verkehren. Der DRV hatte zuletzt seine Prognose für das nächste Jahr auf Eis gelegt. Das heißt: Die Experten wissen nicht, wohin die Reise in 2023 gehen wird. Vor allem die hohe Inflation sorgt in der Branche derzeit für Angst. Man müsse abwarten, wie sich die Konsumneigung vor dem Hintergrund der hohen Teuerungsrate entwickle, betonte DRV-Präsident Norbert Fiebig.

Die extrem gestiegenen Lebenshaltungskosten und die Sorge vor einer Rezession lassen die Verbraucher vor allem in Deutschland deutlich zurückhaltender werden. So fiel der GfK-Konsumklimaindex zuletzt immer wieder auf neue Minus-Rekorde. Viele Haushalte seien momentan gezwungen, deutlich mehr Geld für Energie auszugeben, sagte GfK-Analyst Rolf Bürkel. Entsprechend müssten die Menschen mehr Geld zurücklegen und seien bei Luxusausgaben vorsichtiger.

Reise-Aktien in Gefahr

Das könnte die Kreuzfahrtbranche schwer ins Mark treffen. In Deutschland wären davon unter anderem TUI und die Carnival-Tochter AIDA betroffen. Da die Konsumdelle den gesamten Touristiksektor in Mitleidenschaft ziehen könnte, müssen natürlich auch Airlines wie die Lufthansa oder Buchungsanbieter wie Expedia um ihre Geschäfte bangen.

Die Konzerne müssen deshalb alle Hebel in Bewegung setzen, um die Nachfrage auch in Zeiten exorbitanter Lebenshaltungskosten zu stützen. Auch deshalb forcieren viele Anbieter wie TUI derzeit hohe Rabatte. Das wiederum könnte den Profit der Börsenfirmen schmälern.

Als Anleger sollten Sie jetzt aber nicht die Flinte ins Korn werfen. Denn es gibt auch Lichtblicke. Vor allem der in Deutschland forcierte Gaspreisdeckel könnte sich positiv auf die Konsumlaune der Bürger auswirken. Im besten Falle ließe sich damit ein erneutes Desaster für die Kreuzfahrt- und Reisebranche abwenden.

TUI-Aktie: Wo geht die Reise hin?

Am Beispiel TUI zeigt sich jedoch die große Unsicherheit mehr als deutlich. Die Analysten hatten in den letzten Wochen sehr unterschiedliche Einschätzungen zu der immer noch strauchelnden Aktie veröffentlicht. So sieht Christian Nedelcu von der Schweizer Großbank UBS hohe Risiken für die Jahre 2023 und 2024 und begründete das mit den nachlassenden Konsumausgaben. Nedelcu empfiehlt die Aktie zum Verkauf.

Richard Clarke von dem US-Analysehaus Bernstein Research hingen verwies auf die inzwischen bessere Finanzkraft des Konzerns, weshalb TUI bei einem neuen Abschwung einen rückläufigen Barmittelzufluss verkraften könne. Die Einstufung des Experten lautet „Market-Perform“. Das ist zwar ebenfalls nicht allzu positiv, immerhin soll sich die TUI-Aktie damit aber im Einklang mit der Branche entwickeln – also auch im Vergleich zu Anbietern, die in Deutschland weit weniger aktiv sind.

Trading-Chancen für nervenstarke Anleger

Große und vor allem nachhaltige Aufwärtsbewegungen sehen die meisten Experten bei der TUI-Aktie vorerst jedoch nicht. Das heißt im Umkehrschluss: Schon relativ „kleine“ positive Nachrichten bzw. Überraschungen könnten die TUI-Aktie zumindest kurzfristig beleben.

Als Anleger können Sie davon mit einem guten Timing durchaus profitieren – insofern Sie über die nötige Risikoaffinität verfügen. Denn eines ist klar: Investments vor allem in den deutschen Kreuzfahrt- bzw. Reisesektor erfordern aktuell Nerven aus Stahl.