Korrekturmodus mit angezogener Handbremse

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Der DAX bleibt im Sommerdämmermodus: Der erhoffte Ausbruch aus der Korrektur, die seit dem Rekordhoch Anfang Juni anhält, lässt weiter auf sich warten. Nach einem kraftvollen Wochenstart wird der Leitindex am Dienstagmorgen etwas leichter erwartet. Damit heißt es: Konsolidierung, die Fortsetzung.

In Übersee zeigte sich ein ähnliches Bild – die Wall Street startete schwach. Der Dow Jones verlor 0,94 % auf 44.406 Punkte, der S&P 500 0,79 % auf 6.230 Zähler und der Nasdaq 100 schloss mit einem Minus von ebenfalls 0,79 % bei 22.686 Punkten. Hauptverantwortlich: Handelszoff reloaded (siehe weiter unten).

Asien jedoch zeigte sich weitgehend unbeeindruckt. Der südkoreanische KOSPI zog um 0,7 % an, unterstützt von SK Hynix. Der japanische Nikkei pendelte sich nach Gewinnen wieder auf Vortagsniveau ein. In China gab es leichte Pluszeichen, ebenso in Singapur und Indien, wo ein Handelsdeal mit den USA in Aussicht steht.

Unternehmensnachrichten / Einzelaktien: Von Buybacks, Abstürzen und Übernahmen

Tesla sorgte für den größten Aufreger des Tages – aber nicht technikbedingt, sondern politisch-personal. Elon Musk kündigte die Gründung einer neuen Partei an, woraufhin Anleger panisch reagierten. Die Aktie verlor satte 6,8 % – nicht zuletzt, weil sich US-Präsident Trump zu einer gewohnt undiplomatischen Aussage hinreißen ließ: Musks Pläne seien „lächerlich“ und „völlig entgleist“. Kommentatoren befürchten nun politische Repressionen – nicht nur gegen Musk selbst, sondern auch gegen seine Firmen.

Boeing hingegen gleitet ruhig weiter auf Erholungskurs. Die Aktie legte um 1,3 % zu – der dritte positive Handelstag in Folge bringt das Junihoch bei 218,80 Dollar wieder in Sichtweite.

Übernahme-Fieber in der IT-Branche: Capgemini will den US-indisch geprägten Dienstleister WNS Holdings übernehmen – für 76,50 Dollar je Aktie. Die Papiere von WNS sprangen um 14,3 % hoch. Kaufpreis (ohne Schulden): 3,3 Milliarden Dollar.

Ein kleiner politischer Gewinner des Tages war Geo Group: Der Betreiber von US-Haftanstalten profitierte von der Verabschiedung von Trumps Ausgabenpaket durch den Kongress. Die Aktie stieg um 4,5 %.

Samsung enttäuschte dagegen: Der Gewinn im zweiten Quartal brach wegen Chip-Problemen und Exportbeschränkungen um 56 % ein – deutlich mehr als erwartet. Die Aktie fiel leicht. Ein Teil des Problems: Die US-Restriktionen für KI-Chips nach China treffen auch Samsung-Produkte. Zusätzlich lasten Trumps angedrohte Zölle auf den Südkoreanern.

Aus Deutschland meldete sich Daimler Truck mit erfreulichen Nachrichten: Der Nutzfahrzeughersteller kündigte ein Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 2 Milliarden Euro an. Los geht’s im zweiten Halbjahr 2025, verteilt über zwei Jahre. Die Aktie reagierte nachbörslich leicht positiv.

Politischer Einfluss: Trump, Zölle und ein Hauch Hoffnung

Es war mal wieder ein typischer Trump-Move: Erst brüllt er laut „Zölle!“, dann flüstert er „vielleicht doch nicht“. Die geplanten Zölle auf zahlreiche Länder, darunter JapanSüdkoreaMalaysiaThailand und die EU, wurden kurzfristig vom 9. Juli auf den 1. August verschoben. Aber verbindlich sei das nicht, so Trump: „Ich würde sagen verbindlich, aber nicht zu 100 Prozent.“

Was zunächst für Nervosität sorgte – vor allem in den USA, wo die Börsen schwächelten – entwickelte sich im Laufe des Handelstags zu einem Hoffnungsschimmer. Denn: Die Aussagen lassen Spielraum für weitere Verhandlungen. Das wiederum beruhigte Anleger in Asien und führte zu Kursgewinnen.

Einige Zollsätze, die bereits auf dem Tisch liegen:

  • Japan & Südkorea: 25 %
  • Malaysia: 25 %
  • Thailand: 36 %
  • Indonesien: 32 %

Europa bleibt weiterhin in der Warteschleife. Was die neue Frist für die EU genau bedeutet, ist noch unklar – was die Märkte zusätzlich verunsichert.

Fazit: Vorsicht, Hoffnung und viel Politik

Der Börsensommer bleibt unruhig, aber nicht aussichtslos. Anleger schwanken derzeit zwischen Enttäuschung über die verpasste DAX-Erholung und Hoffnung auf diplomatische Lösungen im Zollstreit. Während einige Einzelaktien (Tesla, Samsung) unter politischen Spannungen leiden, punkten andere (Boeing, Geo Group) mit neuen Perspektiven.

Der nächste Wendepunkt? Könnte wieder einmal ein Tweet sein. Oder ein Brief mit Zöllen. Oder doch ein Gespräch.